Eigentlich findet jedes Jahr im Rahmen der Techno Classica eine spannende RM Sotheby's-Auktion statt, bei der viele seltene und aufregende Fahrzeuge unter den Hammer kommen. Nach aktuellem Stand wird die Techno Classica dieses Jahr aber vorerst nicht stattfinden können. Schade, denn im Auktions-Pool von RM Sotheby's befand sich auch dieser seltene Puch 500 GE.
Der Urknall für das G-Modell fand irgendwann Ende 1972 statt. Ein Kooperationsvertrag zwischen der Daimler-Benz AG und der damaligen Steyr-Daimler-Puch AG im österreichischen Graz. Ziel des Abkommens war die Entwicklung eines leichten Geländefahrzeugs mit Vierradantrieb. Im Auge hatten die Unternehmen dabei nicht nur den gewerblichen und privaten Nutzen, sondern natürlich auch die Verwendungsfähigkeit beim Militär.
Im Rückspiegel: Der G wird zum Allesüberwinder
Und der G brachte alles mit, was ihn zum Allesüberwinder machte: z.B. einen robusten Leiterrahmen mit zwei Starrachsen, zwei Differenzialsperren mit 100 % Sperrwirkung, sowie ein vollsynchronisiertes Verteilergetriebe, das bei allen Fahrzuständen die Aktivierung des Allradantriebs erlaubte!
Was ihn nicht davor schützte, dass die iranische Revolutionsregierung eine getätigte Bestellung von 20.000 G-Modellen stornierte oder dass sich die Bundeswehr anfänglich für den Volkswagen Iltis entscheid - aus Kostengründen.
Dem scheinbaren Karriere-Knick folgte dann ein wahrer Siegeszug!
Nach vielen Zeichnungen, Entwürfen und Diskussionen stellten die Designer im April 1973 das erste Holzmodell des künftigen Geländewagens im Maßstab 1 : 1 fertig; ein Jahr später rollte schließlich der erste fahrbereite Prototyp aus der Grazer Werkshalle. Er unterschied sich äußerlich kaum von der späteren Serienversion. Für den Innenraum wählten die Designer zunächst eine einfache, aber zweck-mäßige und funktionsgerechte Gestaltung mit lackierten Blechoberflächen und sparsamer Innenverkleidung. Durch das Zwei-Speichen-Lenkrad blickte der Fahrer auf eine einfache Instrumententafel mit Tachometer und Funktionsleuchten. In der Mitte fand er griffgünstige Drucktastenschalter sowie die Regler für Heizung und Lüftung. Aber bereits zu Beginn seiner langen Karriere war für das G-Modell auch eine gehobenere Innenausstattung vorgesehen. Sie beinhaltete zum Beispiel Formschaumteile, die einige der Blechflächen abdeckten.
Das Lieferprogramm umfasste zum Produktionsstart neben den drei Karosserievarianten Cabrio, Station Wagen und Kastenwagen (die beiden letzten mit langen und kurzem Radstand/Zur besseren Ansicht bitte Bild anklicken!) auch eine offene Militärversion mit Planenverdeck. Als Antriebsquelle standen vier Motorvarianten zur Verfügung: 240 GD (Vierzylinder-Diesel mit 72 PS), 300 GD (Fünfzylinder-Dieselmotor mit 88 PS), 230 G (Vierzylinder-Ottomotor mit 102 PS oder 90 PS) und 280 G (Sechszylinder-Benzinmotor mit 150 PS)
Puch, Peugeot oder Mercedes?
Zur Markteinführung wurde die G-Klasse unter zwei verschiedenen Marken-Bezeichnungen angeboten: In Österreich, der Schweiz und den Ländern des COMECON wurde sie als Puch vertrieben, in allen anderen Ländern trug sie den Mercedes-Stern. Das änderte sich auch nicht, als nach einer Umstrukturierung ab 1981 die vollständige Verantwortung für die Produktentwicklung bei Mercedes lag und das G-Modell in Graz im Lohnauftrag produzieren ließ. Erst seit 2000 wird die G-Klasse weltweit unter der Marke Mercedes-Benz vertrieben. Und dann gab es ja auch ab 1981 noch einen G mit Peugeot-Emblem. Aber da steckte unter der gleichen Hülle nur Peugeot-Technik... (Peugeot P4)
Unterm Hammer: Puch 500 GE mit V8
Bei RM Sotheby's wird nun dieser seltene Puch 500 GE mit V8-Antrieb versteigert. Der Puch ist einer von nur drei gebauten Exemplaren mit V8. Das Fahrzeug wurde gebaut von der Steyr Daimler Puch Fahrzeugtechnik und diente Homologationszwecken und war für Testfahrten und Pressefahrten vorgesehen. Originaldokumente belegen, dass es sich hierbei um den ersten der drei seltenen Puchs mit Acht Töpfen handelt.
Während Automobilhersteller alle paar Jahre neue Modelle oder Facelifts für bestehende Modelle einführen, sieht der G (auch nach dem letzten Update) fast genauso aus wie bei seiner Einführung. Der G, der in einigen Märkten wie zum Beispiel Österreich unter dem Namen Puch verkauft wurde, hat sich vom Gelände-Spezi zum ultimativen Luxus-Offroader entwickelt.
Einer von nur drei gebauten Exemplaren
Ultimativ war auch damals der Puch 500 GE. Er war der erste G-Wagen, der mit einem V8 verkauft wurde. Zwar wurden zwischen 1993 und 1994 446 G-Modelle mit V8 hergestellt und ausgeliefert, allerdings nur drei Exemplare als Puch. Dass es sich hierbei um einen Puch handelt, belegt das Kürzel 'VA' in der Fahrgestellnummer. Dieser V8-G wurde also von Puch in Österreich gebaut und ausgeliefert.
Der Puch 500 GE steht zum Verkauf
Lackiert ist der 500 GE in einem schicken Amethystblau Metallic (DB3338) . Dazu kommt eine zweifarbige grau-schwarze Lederausstattung. Für Offroad-Charakter sorgen zudem seitliche Trittbretter und ein mächtiger Frontschutzbügel. Hinzu kommen elektrische und beheizte Vordersitze, Tempomat, ein elektrisches Schiebedach und Aluminiumräder. Dieser 500 GE wird jetzt bei RM Sotheby's in teilweise restauriertem Zustand angeboten. Einen Preis oder ein Startgebot hat RM Sotheby's leider noch nicht genannt.
"Ein echter Leckerbissen für Puch-Fans"
Daniel Wiesel (Geschäftsführer der GFG Gesellschaft für Geländewagen mbH) zeigt sich vom Puch 500 GE begeistert: "Da diese Autos extrem rar sind, ist eine Preiseinschätzung wirklich schwer. Es gibt tatsächlich nur diese drei Fahrzeuge, die dementsprechend kaum in Auktionen auftauchen oder zum Verkauf angeboten werden. Es ist ein sehr seltenes Auto und ein absoluter Leckerbissen für G- und Puch-Fans. Ich selber fahre auch einen Mercedes G500 aus dem Jahre 1993 mit 98.000 Kilometern im Jahreswagenzustand und kann sagen, das sind einfach nur tolle Fahrzeuge. Ich denke, ein Puch 500 GE wird am Ende des Tages um die 100.000 Euro gehandelt.“
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