Flügeltürer waren schon immer etwas Besonderes, und der SGS Gullwing auf Basis des Mercedes 500 SEC ist ein perfektes Beispiel dafür. In den 80er Jahren schuf die Hamburger Firma "Styling Garage Spezial-Karosserien (SGS)" extravagante Umbauten, die vor allem bei reichen Kunden im Nahen Osten beliebt waren. Obwohl diese Kreationen in Deutschland oft ein zweifelhaftes Image hatten, begeisterten sie durch ihre Qualität und Einzigartigkeit. Prominente Persönlichkeiten wie Michael Jackson oder Frank Sinatra ließen sich ebenfalls Fahrzeuge anfertigen. Heute sind nur noch wenige SGS-Modelle, wie der hier gezeigte von Ralf Weber, erhalten. Ralf Weber ist nicht nur SCHÖNE STERNE-Moderator, sondern auch ausgewiesener Mercedes-Fachmann und Sammler. Gäste von SCHÖNE STERNE, der MIB-Rallye oder der Mercedes-FanWorld im Rahmen der Essen Motor Show dürften diesen außergewöhnlichen Flügeltürer sogar schonmal live und in Farbe gesehen haben.
Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik
Viele der SGS-Modelle galten als luxuriöse Statussymbole, die sich selbst wohlhabende Kunden kaum leisten konnten. Der Umbau eines Mercedes 500 SEC zum SGS Gullwing kostete zusätzlich etwa 83.000 D-Mark, was die Gesamtkosten auf rund 200.000 D-Mark (etwa 102.000 Euro) erhöhte. SGS war bekannt dafür, jeden Kundenwunsch zu erfüllen, was die Fahrzeuge noch exklusiver machte. Der Kunde war König!
Aufgrund der hohen Anschaffungskosten wurden die meisten SGS-Fahrzeuge in die Golfstaaten exportiert, wo Geld aufgrund des Ölreichtums keine Rolle spielte. Für die Scheichs war es wichtig, in einem einzigartigen Auto "durch die Wüste" zu fahren. SGS hatte den Ruf, auch die extravagantesten Wünsche zu realisieren und damit Fahrzeuge zu schaffen, die in ihrer Exklusivität und Individualität unvergleichlich waren.
Die Umbauten gehen an die Grenzen der Machbarkeit
Chris Hahn, ein begnadeter Karosseriebauer, war der kreative Kopf hinter den SGS-Umbauten. Er begann seine Karriere mit einem stark modifizierten VW Golf, der 1982 auf der Frankfurter IAA präsentiert wurde. Trotz des anfänglichen Spottes mancher Fachjournalisten traf der extravagant ausgestattete Golf mit rotem Leder, Edelhölzern und einem großen Fernseher den Geschmack der arabischen Scheichs und Prinzen. Hahns gutes Gespür führte zu einem raschen Anstieg der Aufträge für SGS.
Es folgte ein außergewöhnlicher Boom, der alle typischen Aspekte eines Goldrausches beinhaltete. SGS stellte alles her, was die Kunden wünschten, wobei Chris Hahns Modifikationen oft an die Grenzen des Möglichen und manchmal auch des guten Geschmacks gingen. Schönheit ist bekanntlich subjektiv, und so entstanden in der Werkstatt auch einige kurvenreiche Fahrzeuge, die den extravaganten Geschmack ihrer Besitzer widerspiegelten.
Legendäre SGS-Geschichten
Legendär sind die Autos, die SGS für Scheich Hamad bin Hamdan al Nahyan, einen wahren Auto-Enthusiasten, anfertigte. Bekannt als der Regenbogenscheich, bestellte er zur Hochzeit seiner Cousine 36 Fahrzeuge, die allesamt weiß lackiert und mit einem umlaufenden Regenbogen sowie vergoldeten Chromteilen verziert waren. Darüber hinaus ließ er noch sieben weitere Autos in verschiedenen Regenbogenfarben anfertigen.
Nicht nur wohlhabende Öl-Magnaten zogen nach Hamburg, um ihre Petro-Dollars in maßgeschneiderte Autos zu investieren. Auch amerikanische Superstars wie Michael Jackson und Frank Sinatra ließen sich Luxus-Limousinen bei SGS anfertigen, die auf ihre individuellen Wünsche abgestimmt waren. Ein besonderes Beispiel ist Frank Sinatras S-Klasse-Mercedes, in dem er sich für einen Aufpreis von 200.000 D-Mark ein ausziehbares Doppelbett einbauen ließ. Es stimmt, dass nicht nur überkandidelte Personen bei SGS extravagant umgebaute Fahrzeuge in Auftrag gaben. Selbst Papst Johannes Paul II ließ sich einen Spezial-Mercedes anfertigen und wurde in einer überlangen S-Klasse chauffiert.
Dieser SGS soll für 400.000 in München versteigert werden
SGS konzentrierte sich bei seinen Umbauten auf die Modifikation von Fahrwerk, Chassis, Karosserie und Innenraum, während Motor und Getriebe in der Regel unangetastet blieben. Dadurch bleibt der modifizierte Mercedes servicefreundlich, da Wartungsintervalle von jedem Mercedes-Partner durchgeführt werden können. Es ist jedoch zu bermerken, dass Mercedes-Benz zu jener Zeit nicht besonders erfreut über die extravaganten Kreationen von SGS war.
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre ging der Trend zu kostspieligen Spezialumbauten zurück, da der sinkende Dollar-Kurs den Export der Autos unrentabel machte. Trotz voller Auftragsbücher musste SGS schließen und wandelte sich zu einem Konstruktionsbüro. Die einst gefeierten Autos von SGS sind heute weitgehend in privaten Sammlungen zu finden und weisen einen unschätzbaren Wert auf.
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