Eigentlich wollten wir im vergangenen Frühjahr Ola Källenius das goldene Paddel verleihen. Warum Paddel? Weil der Mercedes-CEO sich zu dem Zeitpunkt dadurch ausgezeichnet hat, dass er von seinen Plänen und Vorhaben jeweils zurück rudern musste. Das gilt sowohl für seine Strategie „Electric Only" , die in Electric First umgebaut wurde, als auch für weitere strategische Maßnahmen. So hatte Mercedes für AMG den V8 gestrichen, mit der Konsequenz, dass die AMG-Kundschaft woanders hingegangen ist. Mittlerweile wird der CEO nicht müde zu betonen, dass wenn der Kunde einen V8 und einen Verbrenner haben will, er ihn auch kriegen wird.
Das Taxi als Inbegriff von Qualität?
Die Abkehr vom Taxi-Gewerbe hat nicht nur die Taxifahrer erzürnt, sondern auch zu Unverständnis bei vielen Mercedes-Fans geführt. Denn das Taxi war der real existierende Beweis für die außerordentliche Mercedes-Qualität. Motoren mit 300.000 km und mehr wurden nirgends schneller eingefahren. Der Taxifahrer war oft der beste Verkäufer der Marke mit dem Stern, zumindest wenn er zufrieden war. Mercedes bemühte sich zwar das Taxi-Gewerbe von der E-Klasse auf den Van umzulenken, aber mit geringem Erfolg. Am Bahnhof und Flughafen standen jetzt mehr Volvos und Toyotas. Wie überraschend! Auch hier ist Ola Källenius mittlerweile durch die Wiedereinführung des Wegstreckensignals zurückgerudert.
Das Taxi-Gewerbe kann laut Taxi Times mittlerweile wieder eine Taxi E-Klasse bestellen, wenn auch noch nicht als Taxi foliert und auch nicht mehr mit dem gewohnten Taxi-Rabatt.
EQS ein totaler Flop
Dramatischer aber ist das Scheitern der Luxusstrategie. Ola Källenius wollte mehr Umsatz und Marge durch die Konzentration auf Luxusmodelle und G-Klasse erzielen. Der EQS ist stattdessen krachend gescheitert. Und das Flaggschiff S-Klasse wird nur noch im 1-Schichtbetrieb produziert. Da erscheint die Maßnahme, den Stern wieder auf die Haube zu schrauben, fast schon als armseliger Versuch den Traditionalisten bei der Stange zu halten.
Verkauf des Uhlenhaut-Coupés
Eine Maßnahme mit Symbolcharakter, aber vielen Kunden stößt spürbar auf, dass die Führung des Konzerns auf das LeBENZgefühl ihrer Kunden nur wenig Rücksicht nimmt, ja dieses vielleicht gar nicht versteht. Dabei spielt gerade bei der Marke Mercedes-Benz das Thema Tradition eine große Rolle. So wurde auch der Verkauf des Uhlenhaut-Coupés von vielen Mercedes-Fan als besorgniserregendes Signal verstanden. Die Meldung, dass ein Mercedes als teuerster Oldtimer in die Automobilgeschichte eingeht schon mal gar nicht.
Obwohl die von Källenius vorgenommenen Strategiewechsel mittlerweile fast alle zurückgenommen worden sind, Ist die momentane Situation dramatisch und besorgniserregend. Ein Fonds-Manager hat dem Handelsblatt gegenüber geäußert, dass das die aktuelle Lage ein Desaster sei.
Die Wirtschaftswoche zählt Källenius an
Jetzt kommt es für Ola Källenius noch dicker. Die Wirtschaftswoche, nach eigener Aussage das führende Wirtschaftsmagazin, fragt heute „CEO gescheitert?" Die frisch verkündeten Zahlen lassen nichts Gutes erahnen. Das Betriebsergebnis (Ebit) gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Juli bis September) um fast die Hälfte auf 2,5 Milliarden Euro eingebrochen. Bei den Pkw ist der Gewinn um 64 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gefallen und hat sich somit mehr als halbiert.
Ohne LeBENZgefühl wird das Nix
Hat der CEO Källenius den Erfinder des Automobils in die Irre geführt? Welche Källenius Maßnahmen hatten einen positiven Effekt? Lässt sich der schwäbische Supertanker allein durch Zurückrudern wieder auf Kurs bringen? Oder bedarf es jetzt nicht viel mehr grundlegender Veränderungen? Eines sollte Källenius in seiner Zeit als CEO gelernt haben: der Kunde entscheidet, welches Auto er kauft und welches nicht. Jetzt müsste man nur noch wissen, was der Kunde will! DAS wäre der erste Schritt zur Besserung. Ohne LeBENZgefühl wird das Nix.
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2 Kommentare
Benzracer
28. Oktober 2024 09:48 (vor 9 Tagen)
Egide aus belgien
27. Oktober 2024 20:58 (vor 9 Tagen)
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