Sommernachtstraum: 1957 Mercedes-Benz 220 S Cabriolet

Oben ohne für vier! Rares Ponton-Cabriolet

Sommernachtstraum: 1957 Mercedes-Benz 220 S Cabriolet : Oben ohne für vier! Rares Ponton-Cabriolet
Erstellt am 22. August 2014

Der Sommer zeigte sich dieses Jahr nicht von seiner besten Seite, Zeit wieder etwas Sonne ins Haus bzw. auf den Bildschirm zu holen. Wie zum Beispiel mit diesem 1957 Mercedes-Benz 220 S Cabriolet in der traumhaften Kulisse an der kalifornischen Pazifikküste bei Monterey.

 

 

Das Cabriolet des Mercedes-Benz Ponton wurde erstmals im September 1955 der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei dem auf der Internationalen Automobil-Ausstellung präsentierten Modell handelte es sich noch um einen Prototyp mit dem 85 PS-Motor aus dem 220a. Während der Entwicklung experimentierte man auch mit zwei- bis dreisitzigen Vierzylinder Cabrios (Cabrio A) und einem vier- bis fünfsitzigen Cabrio – Cabrio B genannt.

Beide Versionen zeigten das Design der Limousinen, doch sie fielen schließlich dem Rotstift zum Opfer, weil es wohl zu viele Aufbauvarianten bedeutet hätte. Schließlich hatte man beim Daimler noch keine Erfahrungen mit dem Aufbau eines Cabriolets in selbsttragender Bauweise. So entschied sich der Erfinder des Automobils, nur die Sechszylinder als Coupé und Cabriolet zu bauen.

Der Radstand der beiden Zweitürer betrug nur 2.700mm. Auch in den Außenmaßen waren Coupé und Cabrio kürzer als die Limousinen. Trotzdem wirkte besonders die offene Version langgestreckt und sehr elegant. Das lag zum einen an den langen Türen, welche aus Gewichtsgründen ein Aluminiumgerüst mit Stahlblechbeplankung aufwiesen. Zum anderen am üppigen Chromzierrat. So läuft eine Zierleiste auf Scheinwerferhöhe, unterhalb des Türgriffes, die die Ausbuchtungen der hinteren Kotflügel nur noch leicht betonte und eine weitere durchgehende Leiste entlang der Radausschnitte und der Wagenunterkante, bis nach hinten.

Chrom war damals das Schmuckelement schlechthin, neben den Scheinwerfereinfassungen glänzte vor allem der ganze Frontscheibenrahmen. Die Heckpartie der Zweitürer war länger und die hinteren Stoßstangen führten im Schwung um die spitzen Kotflügelenden herum. Die hinteren Kotflügel liefen zu den Heckleuchten spitzer zu als bei den Limousinen. Die Kennzeichenleuchten waren zu Beginn noch auf dem Kofferraumdeckel angebracht, ab August 1957 dann in den Stoßstangenhörnern.

 

 

Exklusives Interieur beim Ponton 220 S Cabrio: Lenkrad aus Elfenbein, Nussbaum und Leder

Der Innenraum präsentierte sich mit Nußbaumfurnierholz am Armaturenbrett, wahlweise vom Stamm oder von der Wurzel. Auch die Türverkleidungen waren mit diesem Holz veredelt. Leder hingegen veredelte den unteren Teil des Armaturenbrettes, die Türverkleidungen und die Sitze – wahlweise gab es vorne eine durchgehende Sitzbank oder Einzelsitze. Auch die Verdeckpersenning war aus dickem Leder. Das Verdeck ließ sich einfach bedienen und verschwand nach dem Öffnen fast völlig im Verdeckkasten. Das Fahrzeug machte offen wie geschlossen einen wunderschönen und eleganten Eindruck.

Angetrieben wurden Cabrio und Coupé durch die bekannten Sechszylindermotoren mit 2,2 Liter Hubraum, zwei Solex-Vergasern und 106 PS.

 

 

 

Die Cabriolets wurden in Handarbeit und limitierter Stückzahl in Sindelfingen gefertigt, was die um rund 75% höheren Preise gegenüber den Limousinenmodellen erklärt.

Für den amerikanischen Martkt

Der hiergezeigte 220S machte sich nach seiner Fertigung am 4. November 1957 auf den Weg nach Amerika. Der damalige offizielle Importeur und Vertrieb von Mercedes-Benz Fahrzeugen war seinerzeit der amerikanische Automobilhersteller Studebaker-Packard in South Bend, Indiana. Das Cabriolet wurde dem amerikanischen Markt entsprechend mit zahlreichen, besonderen Features ausgestattet wie ein Lenkrad aus Elfenbein, Einzelsitzen vorne und den damals angesagten Weißwandreifen.

Im September 1995 wurde der Ponton von einem Mercedes-Fan entdeckt und schon zwei Monate später begann er mit einer umfangreichen Restauration. Zahlreiche Experten, darunter der Mercedes-Benz Spezialist Uwe Lehmann, der sich um das Projekt federführend kümmerte. Wie im Original wurde das Cabriolet in einer Zweifarblackierung mit Hellelfenbein und Tartanrot ausgeführt. Passend dazu gab es bei Hudson Valley Auto Interior ein rotes Leder-Interieur. Nach rund einem Jahr war die Restauration abgeschlossen.

Das hier gezeigte Mercedes 220 S Cabriolet ist eines von 1.066 Modellen

Nur 1.066 220S Coupés und Cabriolets wurde im Jahre 1957 produziert, komplett waren es 3.429 Modelle von 1956 bis 1959, weshald diese Modelle bei Mercedes-Benz Oldtimerliebhabern sehr begehrt sind. Auf der RM Auction in Monterey im August 2014 wurde dieser Mercedes-Benz Oldtimer schließlich für 187.000 US-Dollar an seinen neuen Besitzer versteigert.



 

Technische Daten 1957 Mercedes-Benz 220 S Cabriolet (W 180 II)

  Motor: 6 / Reihe, 2195 ccm, 106 PS bei U/5200 /min, 17,5 mkg (173 Nm) bei 3500 U/min, zwei Solex Vergaser, Viergang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb

Kraftübertragung: Vorne Einzelradaufhängung, Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Trommelbremsen; Hinten Eingelenk-Pendelachse, Schraubenfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Trommelbremsen

Räder: Stahlfelgen, 5 K x 13“ mit 6,70-13 Sport

Sonstiges: Zweifarblackierung in „Hellelfenbein“ und Tartanrot“, 1 von 1.066 220S Coupès und Cabriolets in 1957

25 Bilder Fotostrecke | 1957 Mercedes-Benz 220 S Cabriolet: #01 #02

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