In der Konstruktionsphase des W 123 gibt es noch Vorbehalte gegen eine Kombinationslimousine als vollwertiges Mitglied der Modellfamilie. Der Grund für diese ablehnende Haltung liegt vor allem im Ruf der Kombis: Zu sehr erinnere diese Karosserieform an den Einsatz für Handwerk und Gewerbe, warnen die Kritiker. Das vertrage sich nicht mit dem Anspruch eines Wagens der oberen Mittelklasse von Mercedes-Benz. Allerdings zeigt die Marktforschung, die während der Konzeption der Baureihe 123 läuft, dass eine deutliche Nachfrage nach einem sportlichen, luxuriösen Fünftürer aus einem ganz anderen Segment des Marktes besteht.
Projekt. „Kombi"
Die Kombinationslimousine ist auf dem besten Weg, zum Familien- und Freizeitmobil zu werden. Das sieht auch der Vorstand ein und gibt 1975 grünes Licht für das Projekt. „Kombi“ soll der neue Mercedes aber dennoch nicht heißen, auch der Zusatz „Universal“ findet 1975 keine Zustimmung mehr. Zunächst wird die Bezeichnung „Stationswagen“ angedacht. Statt „250 K“ oder „250 U“ trüge die Laderaum-Variante des kleinen Sechszylinders dann das Kürzel „250 St“ auf der Heckklappe. Schließlich fällt die Entscheidung – das Kürzel „T“ soll die neue Variante bezeichnen. Der Buchstabe steht für Tourismus und Transport. Die außergewöhnlich große Nachfrage sofort nach der Vorstellung des Fahrzeugs auf der IAA legt auch die Bedeutung „Trend“ nahe. Nur die interne Baureihenbezeichnung erinnert noch an den Begriff Stationswagen: das T-Modell hat die Chiffre S 123.
T-Modell: Das sportlich-elegante Platzwunder
Im April 1978 beginnt die Serienproduktion des T-Modells im Werk Bremen. Das Fahrzeug entspricht technisch der Limousine: Antrieb, Bremsen und Fahrwerk sind ebenso identisch wie die äußeren Abmessungen (Länge, Breite und Radstand). Das Heck mit seiner hohen Abschlusskante und der niedrigen Ladekante macht aus der neuen Modellvariante allerdings ein echtes Raumwunder: Auch wenn die serienmäßigen Sitze mit Fahrer und bis zu vier Passagieren belegt sind, bietet der Ladekünstler noch Raum für 523 Liter Zuladung bis zur Fensterkante. Bei umgeklappter hinterer Sitzbank schluckt der Laderaum sogar 879 Liter bis zur Fensterkante. Das Konzept bietet zudem mehrere Variationsmöglichkeiten in der Gestaltung des Innenraums. So kann die Rücksitzbank als Sonderausstattung mit einer asymmetrischen Teilung geliefert werden. Je nach Bedarf lassen sich dann ein oder zwei Drittel der Lehne umlegen. Zu bestellen sind auch zusätzliche Klappsitze, die im Kofferraumboden untergebracht sind, freilich mit Blickrichtung gegen die Fahrtrichtung. Der Stauraum wird so besonders variabel – einem gut ausgestatteten Fahrzeug für Familie und Sport, für Tourismus und Transport angemessen.
Eine automatische hydropneumatische Niveauregulierung sorgt für hohen Fahrkomfort – unabhängig vom Gewicht der Zuladung, das bei dem rund 1500 Kilogramm schweren T-Modell bis zu 45 Prozent des Leergewichts beträgt. Denn auf Wunsch ist eine Ausstattung mit 15-Zoll-Rädern, anderen Federn und Stoßdämpfern sowie einem stärkeren Bremskraftverstärker möglich. Dann steigt die Zuladung des T-Modells von serienmäßigen 560 Kilogramm auf 700 Kilogramm. Zu den weiteren angebotenen Optionen gehören die Kindersitzbank im Laderaum und eine verchromte Dachreling. Die Reling wird allerdings bereits im Sommer 1978 Serienausstattung. Alle T-Modelle sind mit durchgehendem Teppichboden ausgestattet, auch auf der Ladefläche. Eine Trennung zwischen Passagier- und Laderaum durch verschiedene Materialien wie bei Kombis anderer Hersteller gibt es also nicht.
Angeboten wird die neue Karosserievariante zunächst als in den Typen 230 T, 250 T und 280 TE sowie 240 TD und 300 TD. Für alle Typen sind Leichtmetallfelgen als Sonderausstattung zu haben, doch nur der Typ 280 TE trägt Scheinwerfer im Rechteck-Design. Gebaut wird das T-Modell im Werk Bremen, lediglich die auf der IAA gezeigten Modelle und die ersten 100 Wagen der Serie entstehen in Sindelfingen. Während 70 Mitarbeiter des Bremer Werks nach Sindelfingen kommen und intensiv auf die Produktion der neuen T-Reihe geschult werden, bereiten gleichzeitig 40 Spezialisten aus dem Stammwerk des W 123 den Bau des Ladekünstlers in Norddeutschland vor. Die später immer wieder gelobte hoch präzise Verarbeitung des S 123 gibt dieser aufwändigen Vorbereitung Recht.
Vielseitig: Sonderausführungen der Baureihe 123
Der W 123 dient oft als Basis für verschiedene Auf- und Umbauten. Für Einsatzzwecke von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten gibt es modifizierte Limousinen und T-Modelle. Als Krankenwagen bauen Firmen wie Binz und Miesen Fahrgestelle auf. Auch andere Auf- und Umbauten als Bestattungswagen, Pick-up oder Cabrio entstehen bei externen Karosseriefirmen. Für den Taxibetrieb schließlich bietet Mercedes-Benz Limousine, T-Modell und die Limousine mit langem Radstand ab Werk mit entsprechenden Spezifikationen an.
1 Kommentar
2FAST4YOU
18. Juni 2016 14:57 (vor über 8 Jahren)
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