Der Zweitürer der Baureihe 124 ist ein Klassiker der Modellgeschichte von Mercedes-Benz. 1987 präsentiert der Hersteller genau zehn Jahre, nachdem auf dem Automobilsalon in Genf die Präsentation der Vorgängermodelle der Baureihe 123 erfolgt ist, dort die Coupés der Baureihe 124, die bis 1996 gebaut werden. Trotz der engen technischen und stilistische Verwandtschaft zur Limousine, treten die Coupés eigenständig auf. Sie überzeugen bis heute insbesondere mit ihrem ausgewogenen und zurückhaltenden Design und sind somit perfekte moderne Klassiker.
Das Coupé ist eine exklusive Karosserieform. Wer sich in einem solchen Fahrzeug bewegt, beweist Stil und einen Sinn fürs Individuelle. Die Coupés der Baureihe 124, intern als C 124 bezeichnet, sprechen diese Klientel perfekt an. Sie basieren auf der Bodengruppe des Viertürers, allerdings sind Radstand und Gesamtlänge um 85 Millimeter kürzer. Das und die konsequente Auslegung als zweitüriges Fahrzeug unterstreichen den Coupé-Charakter. Dementsprechend stellt die Karosserie wie beim Vorgängertyp eine konstruktiv und formal völlig eigenständige Variante dar.
Die optischen Gemeinsamkeiten mit der Limousine beschränken sich auf den Vorderwagen bis zur A-Säule, die Heckleuchten und die Armaturentafel. Alle anderen Karosserieteile sind neu gestaltet. Dazu zählen auch die Front- und Heckscheibe, die im Vergleich zur Limousine um 1,0 respektive 1,5 Grad flacher stehen. Ein wichtiger Nebeneffekt des eleganten Designs: Der niedrige Luftwiderstandsbeiwert von cW=0,30 bis 0,31 (je nach Motorisierung) der Coupés sorgt für einen gegenüber der Vorgängerbaureihe deutlich reduzierten Treibstoffverbrauch.
Technik vom W124
In Sachen Technik greifen die Ingenieure auf die Limousine zurück: Auch die Coupés haben die Raumlenker-Hinterachse der Viertürer, welche die Fahreigenschaften gegenüber den Vorgängermodellen nochmals verbessert, sowie deren Dämpferbein-Vorderradaufhängung an einzelnen Dreiecksquerlenkern. Die Bremsanlage stammt ebenfalls unverändert von den Limousinen.
230er und 300 machen den Anfang
Zunächst debütieren die Typen 230 CE und 300 CE, die serienmäßig mit einem geregelten Katalysator kommen oder optional mit sogenannten RÜF-Versionen (Rückrüstfahrzeug) geordert werden können, bei denen der geregelte Katalysator jederzeit nachgerüstet werden kann und die eine leicht höhere Leistung haben. Dieses Angebot gibt es in der damaligen Übergangszeit, als bleifreies Benzin noch nicht flächendeckend verfügbar ist. Der Typ 230 CE hat einen Vierzylindermotor (M 102) mit einer Leistung von 97 kW (RÜF-Version: 100 kW), der Typ 300 CE einen Sechszylindermotor mit 132 kW (RÜF-Version: 138 kW). Ein Fünfgang-Schaltgetriebe ist Standard in beiden Varianten. Gegen Aufpreis ist eine Viergang-Automatik lieferbar, bei der die vierte Fahrstufe nicht als Schongang ausgelegt ist, der Motor kann ausgedreht werden.
Im Herbst 1989 kommt der Typ 300 CE-24 als neues Spitzenmodell hinzu. Der Typ 300 CE ist äußerlich am Doppelrohr-Auspuff erkennbar und am Typenschild, falls dieses nicht abbestellt wird. Ein Jahr später wird er vom Typ 200 CE ergänzt, der nur für den Export nach Italien vorgesehen ist. Das Jahr 1992 bringt schließlich mit modernen Vierventil-Motoren die Typen 200 CE, 220 CE und 320 CE. Den fulminanten Höhepunkt der Modellreihe in Sachen Leistung setzt 1993 das leistungsstarke E 36 AMG Coupé, doch später mehr dazu...
Passive Sicherheit
Die passive Sicherheit wird von einer aufwändigen Rohbaustruktur geprägt, in der gezielt verformbare Knautschzonen vorgesehen sind und die trotz fehlender B-Säule vorzügliche Stabilitäts- und Steifigkeitswerte erreicht. Die Fahrzeuge punkten mit weiteren Ausstattungsmerkmalen im Kapitel Sicherheit. So gehört das Anti-Blockier-System ABS beim Typ 300 CE von Beginn, beim Typ 230 CE von Februar 1988 an zum serienmäßigen Lieferumfang.
Upgrades ab 1988
Im Herbst 1988 erhalten alle Fahrzeuge der Baureihe einen beheizten rechten Außenspiegel sowie die aus der S-Klasse übernommene Scheibenwaschanlage mit einem beheizten Waschwasserbehälter inklusive beheizter Düsen und Schläuche. Für die Innovationsstärke des Unternehmens stehen Detaillösungen wie beispielsweise der hubgesteuerte Panorama-Scheibenwischer der Baureihe 124, der für das größte Wischerfeld eines Personenwagens sorgt. Wie bei den SEC-Coupés reicht ein Gurtbringer den Sicherheitsgurt, sobald man auf dem Fahrer- oder Beifahrersitz Platz genommen hat. Dieses Komfortmerkmal ist notwendig, weil die Sicherheitsgurte aufgrund des Wegfalls der B-Säule vergleichsweise weit hinten untergebracht sind.
Ein charakteristisches Design-Element, das die Eigenständigkeit der Coupés gegenüber den anderen Karosserievarianten der Baureihe dokumentiert, sind die Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen. Zwischen den Radausschnitten auf Höhe der Stoßfänger angeordnet, bilden sie die optische Verbindung zwischen Bug- und Heckschürze und sind wie diese in Metallic-Kontrastfarben lackiert.
Mercedes-Benz setzt mit der Baureihe 124 jedes Mal erneut Maßstäbe in Sachen Komfort. Dabei verstehen die Ingenieure den Begriff in einem äußerst umfassenden Sinn: Nicht allein eine angenehme Atmosphäre im Interieur etwa mit bequemen Polstern und hochwertigen Materialien, ein aufwändiges Fahrwerk und kultivierte Motoren sorgen für Komfortempfinden, sondern das perfekte Zusammenspiel sämtlicher Fahrzeugkomponenten. Der Fahrer hat stets das Gefühl, mit seinem Fahrzeug die für seine Bedürfnisse perfekte Mobilitätslösung erhalten zu haben. Die Baureihe 124 ist ein Bravourstück für diese Philosophie. Die Coupés sind als besondere Glanzpunkte im Modellportfolio angesiedelt. Entsprechend haben sie eine umfangreiche Serienausstattung, die freilich in vielen Fällen von den Käufern dieser exklusiven Fahrzeuge noch über weitere Extras aufgewertet wird ein Pluspunkt für alle, die heute einen modernen Klassiker mit vielen Annehmlichkeiten suchen.
Modellpflegen halten das Coupé aktuell
Im September 1989 zeigt Mercedes-Benz auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main eine überarbeitete Mittlere Klasse inklusive der Coupés. Während für die Limousinen und das T-Modell eine stilistisch überarbeitete Karosserie und ein neugestalteter Innenraum im Vordergrund stehen, präsentieren sich die Coupés äußerlich nahezu unverändert, da sie schon von Produktionsbeginn an mit den seitlichen Flankenschutz-Leisten, dem auffälligsten Erkennungsmerkmal der modellgepflegten Baureihe 124, ausgestattet sind und für die Überarbeitung der anderen Karosserievarianten gewissermaßen als Vorbild gedient hatten.
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Optisch aufgewertet sind die Seitenverkleidungen durch schmale Zierleisten aus poliertem Edelstahl, die sich auf der Oberseite von Bug- und Heckschürze fortsetzen und den vielfach vermissten Chromglanz nach langer Enthaltsamkeit in dezenter Form zurückbringen. Unterstützt wird dieser Effekt durch verchromte Zierstäbe an den Türgriffen sowie geänderte Radzierblenden, bei denen der Mercedes-Stern und ein schmaler Zierring am Umfang ebenfalls verchromt sind. Eine weitere Neuerung stellen die in Wagenfarbe lackierten Außenspiegelgehäuse dar. Umgestaltet präsentiert sich auch der Innenraum, der vorn und hinten verbesserte Sitze erhält und darüber hinaus mit zahlreichen Detailverbesserungen aufgewertet ist.
Sportline Paket
Für die modellgepflegte Baureihe 124 steht das bereits von den Modellen der Baureihe 201 bekannte Sportline-Paket als Sonderausstattung zur Verfügung. Äußere Merkmale sind das Sportfahrwerk, das mit Breitreifen der Dimension 205/60 R 15 auf Leichtmetall- oder Stahlfelgen der Größe 7 J x 15 bestückt sind, sowie eine um 23 Millimeter tiefergelegte Karosserie. Zum weiteren Ausstattungsumfang gehören um rund 20 Prozent straffer abgestimmte Federn und Stoßdämpfer sowie eine modifizierte Innenausstattung mit Lederlenkrad (Durchmesser: 390 statt 400 Millimeter) und Lederschalthebel sowie Einzelsitze vorn und hinten.
Facelift zum Juni'93
Im Juni 1993 werden alle Modelle der Baureihe 124 stilistisch überarbeitet und den anderen Typenreihen angepasst. Auffälligstes Kennzeichen der modifizierten Varianten stellt die nach dem Vorbild der S-Klasse umgestaltete Kühlermaske dar. Bei diesem sogenannten Plakettenkühler ist der im Vergleich zur bisherigen Ausführung wesentlich schmalere Chromrahmen harmonisch in die Motorhaube integriert; der Mercedes-Stern sitzt wie bei den Limousinen der S-Klasse auf der Haube.
Nicht zu übersehen sind die Änderungen an den Leuchteinheiten: Die vorderen Blinkleuchten erhalten farblose Deckgläser, und die Heckleuchten haben bichromatische Abdeckungen, die im Bereich des Blink- und Rückfahrlichts einheitlich weißgrau gefärbt sind. Das gelbe Blinklicht wird dabei vorn wie hinten über farbige Glühbirnen erzeugt. Weitere Änderungen betreffen Räder und Stoßfänger. So gibt es für die Stahlscheibenräder neue Radzierblenden im Sechsloch-Design, und die Schutzleisten der Stoßfänger sind nun in der Farbe der Anbauteile lackiert. Die Schutzleiste des Heckstoßfängers ist außerdem bis zu den Radausschnitten verlängert.
Neue Nomenklatur
Mit dem Verkaufsbeginn der überarbeiteten Modelle tritt im Juni 1993 auch für die Baureihe 124 eine neue Nomenklatur in Kraft. Analog zur S-Klasse und zur neuen C-Klasse der Baureihe 202 heißt die Mittlere Klasse nun E-Klasse, und die Typenbezeichnungen folgten einem modifizierten System. Dabei ist ein Buchstabenkürzel, das die Klassenzugehörigkeit dokumentiert, der dreistelligen Zahl, die nach wie vor auf dem Hubraum basiert, vorangestellt.
Das bisher für Einspritzmotor stehende E kann entfallen, da Vergasermotoren nun der Vergangenheit angehören. Auf eine Verschlüsselung der ohnehin ersichtlichen Karosserievariante durch C für das Coupé oder T für das T-Modell wird ebenfalls verzichtet. Nach der neuen Nomenklatur heißen die Zweitürer nun E 220 Coupé und E 320 Coupé; auf dem Typenschild sind allerdings nur Klassenzugehörigkeit und Hubraum dokumentiert.
Power E-Klasse: E36 AMG
Für den sportlich ambitionierten Coupé-Liebhaber steht von September 1993 an der Typ E 36 AMG und damit eine leistungsstärkere Variante zur Verfügung, die mit einem 200 kW starken 3,6-Liter-Vierventilmotor von AMG ausgerüstet ist. Das Aggregat entsteht bei AMG aus dem Serienmotor M 104 mit 3,2 Liter Hubraum, dessen Bohrung auf 91 Millimeter erweitert ist, der Hub auf 92,4 Millimeter. Serienmäßig ist ein Viergang-Automatikgetriebe. Räder und Bremsen sind der höheren Leistung angepasst, die Hinterachsübersetzung (1:2,82) ist kürzer.
Das neue Coupé-Topmodell der Baureihe 124 hebt sich durch dezent vergrößerte Anbauteile auch stilistisch von seinen weniger dynamischen Schwestermodellen ab. Frontspoiler, Seitenschweller und Heckschürze sind in Wagenfarbe lackiert und harmonisch in die Karosserieform integriert; abgerundet wird das Bild von den serienmäßigen Leichtmetallrädern (Durchmesser: 43,18 Zentimeter) im AMG-Design.
Neun Jahre Bauzeit und dennoch exklusiv!
Die Produktion der E-Klasse-Coupés der Baureihe 124 endet im März 1996, neun Jahre nach dem Debüt auf dem Genfer Automobilsalon. Für Coupé-Liebhaber bricht damit eine schwere Zeit an, ist die Markteinführung der Nachfolgemodelle doch erst für Sommer 1997 vorgesehen. Insgesamt entstehen in Sindelfingen 141 498 Exemplare, gut 40 Prozent mehr als von den Vorgängertypen.
45 Bilder Fotostrecke | Exklusiver Mercedes Klassiker: Das Coupé der Baureihe 124: Modellgeschichte des C 124 Was zunächst viel klingen mag, relativiert sich bei einem Blick auf das gesamte Produktionsvolumen dieser Baureihe: Inklusive aller Karosserievarianten entstehen fast 2,6 Millionen Fahrzeuge. Heute sind zwar noch vergleichsweise viele Coupés im täglichen Einsatz, doch ihr Auftreten im Straßenbild ist das, was es schon früher war: exklusiv.
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Der Link zum Club: www.w124cc-club.de
3 Kommentare
Cynar
26. März 2010 19:42 (vor über 14 Jahren)
Cynar
26. März 2010 19:37 (vor über 14 Jahren)
JUB
26. März 2010 14:55 (vor über 14 Jahren)
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