Die meisten Menschen suchen nur nach den allerneuesten Karossen. Das gilt leider auch nach wie vor für die meisten Mercedes-Fans, die sich nach einem neuen Fahrzeug mit Stern umsehen. Dabei gibt es mehr als genug Beispiele für extrem schöne Young- und Oldtimer, die zum Teil noch nicht einmal teuer sein müssen. Welche Modelle das sind und was man beim Kauf eines solchen beachten sollte, zeigt dieser Artikel.
Die Vorteile eines älteren Sterns
Nun, welche Vorteile haben die alten Modelle gegenüber den alten? Rein objektiv betrachtet sind es ja meistens eher wenige. In Sachen Aerodynamik sind die neuen Fahrzeuge besser entwickelt worden. Die Motorleistung ist in aller Regel größer. Mit den zahlreichen, durch die Digitalisierung entstandenen Multimediamöglichkeiten kann kein älteres Fahrzeug konkurrieren, wie sollte das auch möglich sein? Selbst in Sachen Komfort sind die Neumodelle meistens weit überlegen. Das gilt übrigens nicht nur für futuristische Modelle, die nicht serienmäßig erhältlich sind, sondern auch so ziemlich für jeden erhältlichen Neuwagen.
Warum aber sollte man dann einen Young- oder Oldtimer kaufen? Bei dieser Frage handelt es sich um ein Äquivalent zur Frage, warum man lieber Schallplatten als MP3 hören sollte, es handelt sich um eine Stilfrage. Denn einen Young- oder Oldtimer fährt eben nicht jeder Autofahrer und man sieht sie auch nicht mehr allzu häufig auf den Straßen unseres Landes. Das Design, so argumentieren aber diejenigen, die in ein solches Fahrzeug investieren, ist der entscheidende Knackpunkt. Es sei individueller und trotz des fantastischen Designs der gegenwärtigen Fahrzeuge von Mercedes immer noch überlegen. Während man heutzutage bei vielen Modellen gar kein Fahrgeräusch mehr hört, spürt man den Motor in alten Fahrzeugen viel besser.
Doch sind das nicht die einzigen Argumente für Oldtimer: Gerade die Tatsache, dass sie Pflege und Zuneigung ihrer Eigentümer und Fahrer brauchen, spricht für sie. Denn im Gegensatz zu den neueren Modellen, in denen die Teile ohne speziellstes Werkzeug überhaupt zu sichten sind, kann man an Young- und Oldtimern nach Herzenslust herumschrauben und sich daran austoben.
Zudem überschätzen viele die Preise, die die Fahrzeuge heute haben. Meistens sind sie durchaus erschwinglich. Im Zweifelsfall sollte beim Erwerb eines Fahrzeugs mit Stern der Preis ohnehin durchaus von Interesse sein, aber nur sekundär. Denn die Qualität der Fahrzeuge war früher sehr hoch und ist es noch heute.
Entgegen der üblichen Vorurteile sind die Teile übrigens keineswegs so selten, wie man glaubt. Zum Schrauben kommt man also auf jeden Fall. Da immer mehr Menschen sich ein älteres Fahrzeug zum Werkeln anlegen, sind auch Oldie-Werkstätten im Kommen, wo man selbst für eine gewisse Miete arbeiten kann. Ansonsten gibt es immer mehr Anbieter, die die Arbeiten an solchen Klassikern übernehmen und sie aufmöbeln.
Nicht zuletzt sind die Boliden eine echte Wertanlage. Kümmert man sich lange und intensiv genug um sie, kann man bei einem Wiederverkauf große Summen erzielen. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man sie dann überhaupt noch hergeben will, was freilich eher unwahrscheinlich ist.
Der Mercedes 190 - das Modell, das neue Wege ging
Der Mercedes 190 war 1982 eine Möglichkeit für Daimler-Benz, um der erfolgreichen Konkurrenz aus Bayern mit ihrem BWM Dreier die Grenzen aufzuzeigen. Dabei war der Wagen schon deshalb revolutionär, weil er ein abgeschnittenes Heck besaß und keinerlei Chromschmuck, der zu jener Zeit weitgehend üblich für die Baureihen mit Stern war. Das Modell war bei Weitem nicht so abgerundet wie die bisherigen Autos aus Stuttgart und brach daher mit vielerlei Designtraditionen gleichzeitig. Die Kompaktheit des Wagens brachte ihm den Beinamen „Baby-Benz“ ein. Doch trotz des anfänglichen Zweifels entwickelte sich der „Kleine“ zu einem Liebling der Mercedes-Fans. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn für seine Zeit war der Wagen außerordentlich schnittig und aerodynamisch geformt. Zugleich verfügte er über eine hervorragende Straßenlage und eine für einen mittelgroßen Wagen außerordentlich große Sicherheit.
Auch sicherheitsfördernde Services wie ABS gab es auf Bestellung ab Werk. Apropos ab Werk: Serienmäßig war so gut wie nichts vorhanden, eine Servolenkung und der rechte Außenspiegel waren zu Beginn Sonderausstattung. Denn 27.000 Deutsche Mark waren der absolute Niedrigstpreis, den man bezahlen musste, um einen der Wagen zu erwerben. Übrigens gab es auch eine große Modellvielfalt, manche Motorisierungen erlaubten dem Modell die Teilnahme bei der DTM.
Leider hat natürlich auch dieses Modell so seine Schwächen. Anders, als es heute noch in manchen Angeboten behauptet wird, gibt es sie nicht völlig rostfrei. Gerade die Wagenheber-Aufnahmen neigen zum Rosten. Ansonsten sollten Interessierte sich lieber überlegen, weniger stark motorisierte Varianten des Mercedes 190 zu kaufen, da deren Motoren meistens sehr strapaziert sind. Wie bei den meisten älteren Modellen gilt auch hier: Erhältlich sind die Geräte schon ab 1.500 Euro, allerdings verfügen sie dann häufig über einen erheblichen Wartungsstau. Deshalb gilt es, hier lieber etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um sich den Ärger in der Folgezeit zu sparen und nach Möglichkeit einen Wagen mit einer entsprechenden Langlebigkeit zu bekommen. Hinsichtlich Versteuerung genießen Oldtimer-Besitzer einen Sonderstatus, da hier ein pauschaler Steuersatz berücksichtigt wird, von dem man in finanzieller Hinsicht durchaus profitieren kann, sind die Kosten für die Instandhaltung entsprechender Fahrzeuge doch ohnehin schon recht hoch.
Der Mercedes-Benz W 123 – ein echter Exportschlager
Eine besondere Variante der am meisten produzierten Baureihe von Mercedes-Benz, der 123-Baureihe, ist die W-Variation. Denn der Wagen ist immerhin 4,73 Meter lang und wird in verschiedenen Ländern bis heute als Taxi gebraucht. Er wurde zwischen 1975 und 1986 gebaut, allein die Tatsache, wie oft das Gefährt gebaut wurde, zeigt schon, wie beliebt es war. So beliebt, dass er sogar den VW Golf in Sachen Zulassung 1980 überholte. Klar als Limousine konzipiert, bot der Wagen vor allem in Sachen Bedienung und Sicherheit einige Vorzüge. Zahlreiche Überlegungen der Ingenieure sorgten für eine immense Verbesserung der Unfallsicherheit, sodass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Insassen gesteigert werden konnte. Auch preislich lag der Wagen im bezahlbaren Wagen, obwohl man je nachdem bis zu zwei Jahre auf die Lieferung warten musste. Ab 18.870 Deutschen Mark konnte man ihn erwerben.
Ähnlich wie beim vorherigen Modell gibt es auch hier viele Angebote mit einer verhältnismäßig großen Preisspanne. Vorsicht und eine genaue Analyse des Fahrzeugs vor dem Kauf ist natürlich eine absolute Pflicht. Denn je nachdem, ob es sich um Gebrauchthändler oder Privatleute handelt, ist auch hier der zu erbringende Aufwand für die Instandsetzung bzw. Haltung des Wagens sehr groß.
Das „Bremer Modell“ – ein kultiger Transporter
Eine ewig lange Zeit baute Daimler einen Transporter, den die Firma schlicht und ergreifend „T 1“ benannte. Die Langlebigkeit des Modells war dabei immens: Von 1977 bis 1985 lief das Modell vom Band. Es handelte sich dabei um den ersten eigens entwickelten Kleintransporter, und tatsächlich lieferte man dabei ganze Arbeit. „Bremer Modell“ nennt man den Kleintransporter, weil er tatsächlich in Bremen gebaut wurde. Im Gegensatz zu anderen alten Transportern, zum Beispiel dem VW-Bulli, kann man den T 1 auch noch zu relativ günstigen Konditionen bekommen. Das lohnt sich schon deshalb, weil die im T 1 verbauten Motoren über eine enorme Langlebigkeit verfügen. Denn 500.000 Kilometer laufen die Modelle durchaus. Gleichzeitig bieten die Fahrzeuge erheblich mehr Platz als die zeitgenössischen, entsprechenden Varianten anderer Hersteller.
Auch das „Bremer Modell“ gibt es nach wie vor reichlich, sodass sein Erwerb kein Problem ist. Leider ist allerdings die Situation in Sachen Ersatzteile schlecht, denn anders als bei den kleineren Fahrzeugen kümmert sich Daimler leider relativ wenig um den Erhalt der klassischen Transporter.
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar