Wir schreiben das Jahr 1995. Auf der Kinoleinwand jagen Bruce Willis und Samuel L. Jackson im Action-Klassiker "Stirb langsam" den Gauner und Verbrecher "Simon". Unteranderem verarbeiten die Bösewichte in dem Film eine schöne S-Klasse der Baureihe W126 zu Kleinholz. Bei einer Verfolgungsjagd unter massivem Beschuss knickt der 560 SEL schließlich ein und überschlägt sich.
Während die Kinobesucher aufgeregt und fingernägel-kauend vor den Leinwänden hängen, präsentiert Mercedes-Benz zeitgleich und erstmals eine Limousine der E-Klasse in Sonderschutzausführung nach der Schutzklasse B6. Damit ist, erstmals in der Geschichte des Hauses, auch die mittlere Typenreihe in beschussgesicherter Ausführung ab Werk lieferbar.
Den Anfang macht der E 420
Diese Variante trägt der steigenden Nachfrage im Segment der oberen Mittelklasse Rechnung und kommt jenen Kundengruppen entgegen, die ein gesteigertes Schutzbedürfnis haben, aber selbst fahren wollen. Um trotz dem erheblichen Mehrgewicht der Schutzelemente die gewünschten Fahrleistungen erzielen zu können, werden nur die leistungsstärksten Varianten der Baureihe angeboten: Den Anfang macht 1995 der Typ E 420, der im September 1997 vom E 430 abgelöst wird.
Gib Straßenraub und Car-Jacking keine Chance!
Seit März 1997 gibt es darüber hinaus eine Version mit dem leichteren Schutzkonzept der Schutzklasse B4. B4 beschreibt Fahrzeuge, die Schüssen aus Handfeuerwaffen mit Kaliber 44 Magnum sowie Angriffen mit Hiebwaffen widerstehen. Solche Wagen richten sich an eine größere Zielgruppe als die gegen Anschläge gepanzerten Höchstschutzfahrzeuge – sie sollen auch vor kriminellen Akten wie Straßenraub und Car-Jacking schützen.
Diese Variante ist nicht nur als Achtzylindermodell lieferbar, sondern wird seit Herbst 1997 auch mit 3,2-Liter-V6-Motor angeboten. Grundlage für die Wirksamkeit des Sicherheitskonzepts ist – wie bei den Höchstschutz-Fahrzeugen der S-Klasse – der Einbau spezieller Schutzelemente bereits während des laufenden Produktionsprozesses. So profitiert auch die E-Klasse vom Prinzip des integrierten Sonderschutzes, dessen Elemente nahtlos in die Karosseriestruktur eingefügt werden. Eine nachträgliche Ausrüstung könnte diesen werksseitigen Sicherheitsstandard bei gleichem Komfort kaum erreichen.
Die gepanzerte E-Klasse wird zum E-Guard
Die gepanzerten Varianten der Baureihe W210 wurden als E-Guard bezeichnet. "E" für E-Klasse und "Guard" für Schutz oder Wächter. Die Fenster wurden aus gebogenem schusssicherem Panzerglas der Firma Isoclima hergestellt. Ein Schiebedach gibt es bei den E-Guards nicht. Zudem konnte nur das Fenster auf der Fahrerseite ein Stück gesenkt werden. Alle anderen Fenster waren nicht zu öffnen. Aufgrund des Leergewichts von fast 2.700 Kilogramm verfügte der W210 über einen hydraulischen Wagenheber und eine Verstärkungen des Fahrwerks. Der gepanzerte W210 wäre für Bruce Willis und Samuel L. Jackson an diesem Tag wohl die bessere Option gewesen...
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