Aufgepasst Porsche Taycan Turbo GT, Xiaomi SU7 und Tesla Model S Plaid! Mercedes kündigt mit dem Concept AMG GT XX einen Affalterbacher Dampfhammer an, der mit mehr als 1.000 kW / 1.360 PS auf den Asphalt einprügelt und eine Ladeleistung von mehr als 850 kW bietet.
Die PS-Protzerei der Elektromobile kennt kaum mehr Grenzen. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Hersteller nicht eine neue Rekordzeit auf der Nordschleife des Nürburgrings meldet. Leistungen jenseits der 735 kW / 1.000 PS gehören mittlerweile zum guten Ton. Sei es beim Porsche Taycan Turbo GT, dem Tesla Model S Plaid oder unlängst dem Xiaomi SU7 Ultra. Nur bei Mercedes-AMG war es verdächtig still, sobald es um einen hyper-potenten Elektrosportler ging. Die Zeit des Schweigens ist vorbei. Jetzt folgen Taten. Mit dem Concept AMG GT XX kündigt die Sternen-Tuningschmiede eine viertürige Power-Limousine an, die die Hackordnung wieder geraderücken und den Mobil-Usurpatoren mit mehr als 1.000 kW / 1.360 PS zeigen soll, wer Herr im Stromer-Haus ist.
So will AMG in die elektrische Zukunft sausen
Der Affalterbacher Elektro-Konter läutet auch beim Design eine neue Ära ein. Die Formensprache des viertürigen Sportwagens ist optisch deutlich weniger laut, als das bisher oftmals der Fall war. Italienische Grandezza garniert mit einer großen Portion schwäbischem Technik-Know-how. Schließlich basiert die Studie auf der neuen AMG Electric Architecture (AMG.EA). Dass die Farbe des Konzeptfahrzeugs an das Papaya-Orange der McLaren-Formel-1-Boliden erinnert, nehmen wir mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis. Vielleicht möchte man sich ja auf den C111 beziehen?! Wie auch immer, Orange ist ja bekanntlich eine sportliche Farbe!
Wichtiger ist der Luftwiderstand. Bei 300 km/h müssen rund 83 Prozent der Antriebsenergie aufgewendet werden, um den Luftwiderstand zu überwinden. Die Aerodynamik des Elektrosportlers ist innovativ. Ein kleines, aber feines Detail sind die beweglichen Radabdeckungen, die sich parallel zum Rad nach außen bewegen, wenn die Bremsen gekühlt werden und sich an die Felge pressen, sobald der Luftwiderstand gering sein muss. Die Energie für dieses Manöver liefern zwei AA-Akkus in den Radnaben. Das „MBUX Light Panel“ im Heck des Boliden besteht aus über 700 einzeln ansteuerbaren LEDs, die mit der Umwelt kommunizieren. Schon jetzt steht fest, dass dieses Konzept in Serie gehen wird.
Ein Blick in den Innenraum des AMG GT XX Concept
Das Interieur ist puristisch gestaltet. Sowohl das 10,25 Zoll große Kombiinstrument als auch der 14 Zoll große Touchscreen sind zum Fahrer geneigt und das fast rechteckige Lenkrad erinnert stark an das des AMG One Hypercars. Mit den beiden Schaltwippen definiert der Fahrer die Rekuperation und acht LEDs auf der Lenkradsäule zeigen nicht die Drehzahlen beziehungsweise Schaltpunkte an, sondern mit verschiedenen Farbcodes den Ladezustand (blau), die Rekuperation und die aktuelle Leistung des Boliden (rot). Die Sitzschalen sind aus Carbon und die Bezüge bestehen aus wiederverwertbaren Stoffen. Ein Beispiel ist das sogenannte „Labfiber“, eine biotechnologische Lederalternative, die auf recycelten GT3-Rennreifen basiert.
Das AMG GT XX Concept soll AMG-Fans heiß machen - echte Emotionen mit falschem Sound?
Beim Antrieb beschreiten die Techniker neue Welten. „Wir müssen die Emotionalität in das elektrische Zeitalter retten“, sagt Jörg Miska, CEO der Mercedes-Tochter Yasa, von der die Triebwerke stammen. Um diese Vorgabe zu erfüllen, ist für den AMG GT XX nur das Beste gut genug. Drei Axialflussmotoren katapultieren den Affalterbacher E-Dampfhammer auf eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 360 km/h. Das dynamische Dreieck besteht aus drei kompakten E-Maschinen: zwei an der Hinterachse und eine vorne, die nur bei Bedarf zugeschaltet wird. Diese E-Maschinen unterscheiden sich von den konventionellen Radialfluss-Motoren, dadurch, dass der Magnetfluss also entlang der Rotationsachse, verläuft, statt senkrecht zur Achse (radial). Und damit es auch mit den Emotionen hinhaut, wird für Insassen und Außenwelt ein V8-Sound simuliert. Gewissermaßen heiße Luft ohne lokal emittierte Abgase. Wir sind auf die Emotionen der AMG-Welt sehr gespannt.
Yasa tüftelt an der Technik
Die Axialflussmotoren in der AMG-Studie wiegen lediglich rund ein Drittel so viel und sind um zwei Drittel schmaler als die Radialfluss-Variante. Dennoch haben sie eine höhere Energiedichte und können bereits bei niedrigen Drehzahlen ein hohes Drehmoment erzeugen. Die bei der AMG-Studie verwendeten Triebwerke sind vorne nur 90 Millimeter und hinten nur 80 Millimeter breit. Die gesamte Electric Drive Unit (EDU) wiegt vorne nur 80 Kilogramm und hinten 140 kg. Diese Motoren sind komplex und daher teurer in der Herstellung. Auch die Kühlung stellt eine Herausforderung dar. Die Yasa-Techniker lösen dieses Problem mit einer direkten Ölkühlung des Stators. So können die Triebwerke konstant die volle Leistung abrufen, wenn es zur Sache geht.
Vorbild Formel 1
Der Aufwand ist nicht umsonst. „Beim Concept AMG GT XX werden wir den Axialfluss-Motor-Antrieb und die Batterietechnologie in die Serie übertragen“, bestätigt Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer. Damit diese Hochleistungsmotoren auch ihre volle Leistung entfalten können, muss die Batterie mithalten können. Deshalb haben sich die AMG-Spezialisten bei den Kollegen des Formel-1-Teams im englischen Brixworth schlau gemacht. Das ergibt Sinn, da die Akkus des elektrischen Hypercars ähnliche Anforderungen erfüllen müssen wie die der Boliden in der Königsklasse des Motorsports. Nämlich die volle Leistung mehrmals hintereinander bereitzustellen. Um dies zu erreichen, kommen beim Concept AMG GT XX selbst entwickelte zylindrische Zellen mit einer Energiedichte von 300 Wh/kg zum Einsatz, die hoch und schmal sind. Diese Bauform hilft bei der Kühlung, da die Distanz vom Zellkern zur Kühlflüssigkeit gering und daher die Wirkung unmittelbar ist.
20 Bilder Fotostrecke | Elektro-Dampfhammer mit künstlichem V8-Sound: Weltpremiere: Mercedes-AMG GT XX Concept
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