Er fuhr nur eine Saison für Mercedes-Benz und er wurde nie Weltmeister. Trotzdem umgibt Stirling Moss ein Mythos, der bis heute ungebrochen ist. Was ist das Besondere an diesem Mann, der selbst mit 80 noch besser und schneller Auto fährt, als andere mit 28? Wir sind dem „Mythos Moss“ nachgegangen.

Ein blitzschnelles Multitalent

Auch wenn es nicht zum Fahrerweltmeister reicht – Stirling Moss gewinnt seine Rennen in einer Art und Weise die irgendwo zwischen genial und verrückt angesiedelt ist. „Heute ist Renntag, heute riskiere ich mein Leben.“, soll er einmal gesagt haben. Es gibt wohl nur wenige Menschen, die mit einem derart kompromisslosen Siegeswillen ausgestattet sind. Aber genau dieser Siegeswille bringt Moss aufs Podium. 1955, das einzige Jahr in dem er für Mercedes fuhr, räumt er so ziemlich alles ab: Er gewinnt die Mille Miglia, die Tourist Trophy und die Targa Florio, siegt beim Grand Prix von England und wird Zweiter bei den Grand Prix von Belgien und den Niederlanden. Dabei ist er auf drei verschiedenen Fahrzeugen, nämlich dem 300 SL, dem 300 SLR und dem W 196 R erfolgreich.

Mille Miglia 1955 – ein Sieg für die Ewigkeit

Es ist der 2. Mai 1955. Um Punkt 7.22 Uhr gibt Stirling Moss in seinem silbernen Mercedes-Benz 300 SLR Gas. Passend zur Startzeit trägt der Silberpfeil die Nummer 722. Vor ihm und Beifahrer Denis Jenkinson liegt das seinerzeit wichtigste, aber auch gefährlichste Straßenrennen der Welt – die Mille Miglia. Sie führt über 1000 Meilen, also 1597 Kilometer, über öffentliche Straßen durch Italien. Keine Fangzäune, keine Kiesbetten, kein Platz für Fehler. Will Moss gewinnen, muss er 520(!) andere Fahrzeuge hinter sich lassen. Nach 10 Stunden, 7 Minuten und 48 Sekunden hat er genau das geschafft. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt unfassbare 157,65 km/h. Kein anderer wird die Mille Miglia jemals schneller gewinnen.

Am Start mit 19, im Ziel mit 34

1948 fährt Moss im Alter von 19 Jahren sein erstes Rennen. Er wird Vierter. Doch schon ein Rennen später in Brighton, steht er ganz oben auf dem Siegertreppchen. Es ist der Startschuss zu einer Weltkarriere, die bis 1962 von einem Höhepunkt zum nächsten jagt. Dann kommen die „100 Meilen von Goodwood“, ein nationales Formel-1-Rennen. Moss kämpft an vierter Stelle liegend mit einem defekten Getriebe. Ungeachtet dessen dreht er die schnellste Rennrunde. Dann kommt sein Wagen plötzlich von der Strecke ab und prallt in einen Erdwall. Die eigentliche Unfallursache bleibt ungeklärt. Moss erleidet schwerste Verletzungen, von denen er sich erst nach einem Jahr erholt. Mit 34 sitzt er wieder im Rennwagen und erzielt bei ersten Tests konkurrenzfähige Rundenzeiten. Trotzdem tritt er von Motorsport zurück.

Vom Bleifuß zum Botschafter

Nach dem Ende seiner Profi-Karriere bleibt Stirling Moss dem Rennsport treu – bis heute. Und noch immer jubeln ihm die Fans zu. Beispielsweise, wenn er bei der Mille Miglia Storica in Italien im McLaren Mercedes SLR oder beim Goodwood Festival of Speed in England klassischem Silberpfeil-Rennmaterial die Sporen gibt. Zimperlich ist er dabei nicht: Der Mann, der einst für seinen gnadenlosen Umgang mit der Technik berüchtigt war, mag auch heute keine Kaffeefahrten. Doch er weiß selbstverständlich um den unwiederbringlichen Wert der historischen Rennwagen. So wandelt sich seine Rolle vom Heißsporn hin zum Botschafter des Motorsports. Einer der bekanntesten „Fans“ von Moss ist übrigens die Britische Königin: Sie adelt Moss, der sich fortan Sir Stirling Moss nennen darf.

Stirling Moss – eine Karriere im Schnelldurchlauf

- Erstes Rennen 1948

- Rennställe: Vanwall, Cooper, Porsche, Mercedes-Benz, Aston Martin, Ferrari, Lotus und B.R.M.

- Rund 500 Rennstarts auf 84 verschiedenen Autotypen

- Viermal Vizeweltmeister (zwischen 1954 und 1958)

- 16 Pole-Positions und 19 schnellste Rennrunden bei WM-Läufen

16 Bilder Fotostrecke | Stirling Moss wird 80!: Der legendäre englische Rennfahrer begann seine Karriere mit 19 #01 #02