Beim neuen GLC setzt Mercedes nicht zuletzt durch eine Hinterachslenkung auf eine Kombination aus Komfort und Agilität. Wir waren bei der finalen Wintererprobung dabei und haben dem Volumen-SUV auf den Zahn gefühlt.
Bei allem Hype um die Elektro-Fraktion ist der Mercedes GLC die meistverkaufte Modellreihe des schwäbischen Autobauers. Nimmt man den Vorgänger GLK dazu, haben sich weltweit mehr als 2,5 Millionen Autofahrer für den Mittelklasse-Crossover entschieden. Im Herbst folgt die nächste Generation, aus dem internen Code X253 wird dann X254. Dass man so ein Erfolgsmodell nicht stiefmütterlich behandelt, liegt auf der Hand, also haben sind alle Varianten mit Benziner- und Dieselmotor mit einem 17 KW / 23 PS Mildhybrid-Modul elektrifiziert und der GLC mit dem bekannten Plug-in-Hybrid-Modul soll rein elektrisch über 100 Kilometer weit kommen. Bei aller technischen Verwandtschaft zur C-Klasse bekommt der hochbeinige Bruder doch standesgemäß auch eine Benziner-Variante mit sechs Zylindern. Bei den Dieselaggregaten sind es nur vier Töpfe und die Leistungsspirale endet bei 195 kW / 265 PS.
Genau in diesem Top-Modell der Selbstzünder-Fraktion sitzen wir jetzt und machen uns auf dem zugefrorenen Eissee ein erstes Bild, wie gut sich der GLC auf Untergrund mit niedrigem Reibwert schlägt. Das SUV agiert unspektakulär und das ist in diesem Fall genau das, was die Entwickler wollen, denn ein Automobil mit dem Stern auf dem Kühlergrill soll den Fahrer nicht plötzlich vor Probleme stellen. Das Zusammenspiel zwischen Allradantrieb und Hinterachslenkung funktioniert reibungslos. „Wir haben eine Momentenverteilung von 45 vorne zu 55 hinten“, erklärt Peter Kolb, Leiter Gesamtfahrzeug Versuch GLC. Und diese heckbetonte Auslegung des Allradantriebs bringt bei solchen Verhältnissen viel Freude und ein lebendiges Heck und so fliegt der GLC trotz seiner knapp 1,9 Tonnen Lebendgewicht auch mal quer um die eisige Ecke. „Die Hinterachslenkung bringt einiges an Dynamik und Stabilität“, sagt Peter Kolb.
Dazu passt auch der markante Auftritt des neuen GLC. Die Motorhaube ist höher als bisher und das Antlitz daher wuchtiger. Wir wechseln in den Mercedes GLC 220d 4Matic mit 145 kW / 197 PS plus den erwähnten 17 kW / 23 PS des Mildhybrid-Moduls und zugleich auf den Beifahrersitz. Der Blick auf die Bildschirmleiste verrät die nahe Verwandtschaft zu C-Klasse. Passend zur höheren Front sind die Monitore ebenfalls höher angelegt. Auch der Kofferraum ist jetzt einen Meter tief (vorher 90 Zentimeter) und hat mit einem Fassungsvermögen von 600 Liter und damit um 50 Liter mehr als der aktuelle GLC. Klingt gut. Doch es fällt mehr auf, wie ruhig es in dem GLC 220d zugeht, zumal der Vierzylinder-Diesel per se kein Leisetreter ist. Das liegt Isolierglas vorne und weiteren geräuschdämmenden Maßnahmen halten den Lärm außen. Da geht es neben dem Motorklang um die Rollgeräusche der Reifen und den Fahrtwind. So soll der neue GLC auch ohne Akustikpaket den Ruhefaktor des Vorgängers übertreffen.
Unser Auto ist ebenfalls mit dem optionalen Driving Package ausgestattet. Das bedeutet: Luftfedern, Verstelldämpfer und eine 4,5-Grad-Hinterachslenkung. Damit kommt man mit dem SUV auch in der Stadt und in engen Parkhäusern klar. Durch die mitlenkenden Hinterräder verringert sich der Wendekreis um einen Meter von 11,8 Meter auf 10,8 Meter. Beim Komfort wollen die Ingenieure ebenfalls noch eine Schippe drauflegen. Neben dem Komfort kitzeln die Techniker auch immer mehr Effizienz aus dem Fahrwerk heraus, um so die Reichweite zu erhöhen. Bei den aktiven Dämpfern lautet die Maxime jetzt „Normally Open“. Das bedeutet, dass das Fahrwerk grundsätzlich weicher abgestimmt und so Strom gespart wird. „Wir wollen dass das Auto der Straße folgt, aber die Oberfläche nicht kopiert“, sagt Dominik Voogdt, der das Fahrverhalten „floaty“ nennt. Klingt einfach, erfordert aber jede Menge Abstimmungsarbeit. Denn vom Komfort hin zum nervigen Nachwippen ist ein sehr schmaler Grad, den aber der neue GLC ganz gut vermeidet. Zumindest ist das der erste Eindruck. Der GLC X254 kann aber auch anders. Im Sport-Modus ist das Fahrwerk spürbar straffer.
Ein Schmankerl hält der neue GLC für die Offroad-Fans bereit. Sobald man sich in das Gelände wagt und den entsprechenden Fahrmodus wählt, verschwindet die Motorhaube, wie man es schon bei Land Rover kennt. Dazu nutzen die Schwaben die Kamera oben in der Frontscheibe, die Kamera im Kühlergrill sowie die Kameras in den Außenspiegeln. Aus diesen Einzelbildern setzt das System ein virtuelles Bild als "Blick unter das Fahrzeug vorne" zusammen, bei dem die Motorhaube transparent erscheint. Das ist aber nur bei geringen Geschwindigkeiten der Fall, geht es schneller voran, verändert sich die Grafik auf dem zentralen 11,9 Zoll Infotainmentmonitor und ähnelt der eines Jets mit künstlichem Horizont und Maßeinheiten an beiden Rändern.
20 Bilder Fotostrecke | Wintererprobung Mercedes GLC 2023 / X254-Modell:
2 Kommentare
Benzfan1996
24. März 2022 22:43 (vor über 2 Jahren)
Benzfan1996
23. März 2022 19:23 (vor über 2 Jahren)
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