Mit eigenen Augen: der neue Mercedes AMG GT ungetarnt

Zeigen dürfen wir noch nichts - darüber reden aber schon: der neue Mercedes AMG GT soll auch Stil-Ikone werden - Sinnliche Klarheit als Definition der neuen Mercedes-Benz Designphilosophie

Mit eigenen Augen: der neue Mercedes AMG GT ungetarnt : Zeigen dürfen wir noch nichts - darüber reden aber schon: der neue Mercedes AMG GT soll auch Stil-Ikone werden - Sinnliche Klarheit als Definition der neuen Mercedes-Benz Designphilosophie
Erstellt am 6. August 2014

Das ist er also, der neue Mercedes Benz AMG GT. Unter dem strahlendblauen Sindelfinger Himmel präsentiert sich ein silbrig schimmernder Sportwagen, der, entsprechend bestückt, schon im Vorfeld nicht nur als Porsche-Killer gehandelt wird, sondern auch der Markstein einer neuen Mercedes-Benz Formensprache gilt.



Wobei, so neu ist sie im Grunde nicht. Chef-Designer Gordon Wagener und sein Team haben aber jetzt das Spannungsfeld der Linien neu definiert und diesem dann einen neuen Namen gegeben: “Sinnliche Klarheit“ oder international gesprochen „Sensual Purity“.



Ja, das Pure ist das, worauf es heute immer stärker ankommt. Pur ist echt, authentisch und hat eine Berechtigung. Und das Pure, Wahrhaftige taucht bei der neu definierten Umschreibung des Mercedes-Benz Markenkerns immer wieder auf. „Modern Luxury“ – etwas humpelnd übersetzt mit „Moderner Luxus“ -beschreibt ein Lebensgefühl, das sich vom bloßen Besitz löst und dem Wesentlichen zuwendet. Als da wären Authentizität und Erlebnis. Mehr noch: „Modern Luxury“ steht für eine stilistische Reduktion auf das Wesentliche und bringt HiTech und Handwerkskunst unter einen Hut statt darin einen Widerspruch zu sehen. Letzterer Aspekt wird insbesondere in der aktuellen Interieurgestaltung wie sie z.B. in der S-Klasse und auch in der C-Klasse zu finden ist sichtbar. Gutes Design muss schön, aber auch intelligent sein!“, so Designchef Professor Gordon Wagener.



Der Blick fürs Detail ist hier ebenso entscheidend wie die Gesamtwirkung und macht sie dadurch letztlich aus. Luxus wird so nicht zum aufdringlichen Selbstzweck, sondern ist Ausdruck einer Haltung, in der sich kontrastierende Attribute wie „nahbar und exklusiv“, souverän und progressiv“ sich ebenso wiederfinden wie eben „klar und sinnlich“. Und aus diesem Spannungsfeld formt sich der Eigenanspruch der Marke Mercedes-Benz, nach dem Besten zu streben und das Beste zu geben.



„Sinnliche Klarheit“ hatte uns Designer Bertrand Janssen bereits schon im Rahmen der Präsentation der neuen V-Klasse (siehe Video) erläutert. Auch die Formensprache von C- und S-Klasse repräsentieren ebenfalls die neue Philosophie, von der Gordon Wagener sagt: „Jeder Mercedes muss zwei Voraussetzungen erfüllen: Emotion und Intellekt.“

AMG-Boss Tobias Moers ragte das zu weit ins Sichtfeld

Auf Wunsch von AMG-Chef Tobias Moers mussten die Interieurdesigner das Pad etwas absenken.



Doch nun verlassen wir die Theorie des Designstudios und marschieren in Richtung Präsentationsfläche. Der neue Mercedes AMG GT wartet. Zwar haben wir bereits zahllose Erlkönigfotos gesehen, doch nichts ersetzt den Blick mit den eigenen Augen. Und wir erwarten viel. Denn ein GT – so er denn die klassische Definition eines komfortablen Langstreckensportwagen mit Rennpotenzial erfüllt – bietet nach Verständnis des Autoren die Gelegenheit, das Designgebot „Sinnliche Klarheit“ gewissermaßen hochkondensiert zu zeigen. Das Pure vom Puren also. Denn im Vergleich zur C-Klasse dürfte ein eher in geringer Stückzahl gefertigter Mercedes AMG Sportwagen die Chance haben, weniger Kompromisse gegenüber dem Rotstift eingehen zu müssen. Als Bannerträger muss er es auch dürfen.

V8 - die Mittelkonsole spricht eine klare Sprache

Kurz gesagt: dieser Rolle wird der GT vollauf gerecht. Vor uns steht ein muskulöser GT reinsten Wassers. Nicht retro und schon gar nicht modernistisch wie der aktuelle Jaguar F-Type, der in Teilbereichen eher wie eine asiatische Comic-Karikatur des Originals wirkt. Der AMG GT ist wahrhaftig wie aus einem Guss! Und der Betrachter wüsste vermutlich sogar auch ohne Stern, aus welcher Tradition das Auto stammt. Das uns gezeigte Standmodell rollt auf 20“-Felgen und diese sitzen ausgesprochen vorteilhaft in den Radhäusern. Nur Rückschlusse auf die Serie dürfen wir daraus noch nicht ziehen, weil eben nur Modell. Und daher gibt es auch kein Motor und wir hören auch noch nicht, wie der 510 PS starke 4.0 Liter Bi-Turbo-V8 live klingt. (Eine Soundprobe haben wir für Sie hier: Mercedes-AMG GT V8-Motorsound).



Dafür aber gibt es eine Sitzkiste, die wir auch entern dürfen. Den GT-Kunden erwartet ein sportlich geschnittenes Interieur. Optisch dominiert von einer Mittelkonsole, worauf in V-Form je vier Bedienknöpfe für verschiedene Modi und Pre-Sets angeordnet sind. Eine schöne visuelle Entsprechung der V8-.Antriebsquelle. Darüber vier mächtige, auf ihre Funktion stolze Ausströmer in Metalloptik und der Bildschirm. Jener ragte AMG-Boss Tobias Moers, der alle AMG auch selbst auf der Nordschleife testet, im Übrigen zuweit ins Sichtfeld hinein, woraufhin die Interieurdesigner durch eine 180°-Drehung der darunter liegenden Ausströmer-Einheit jenen Zentimeter finden konnten, der das Pad nach unten rücken ließ. Im Dach finden sich die Schalter für Radio, Navi usw.

Wir erfahren, dass derzeit niemand ein Cabrio oder Roadster ausschließen möchte, bestätigen mag es indes auch niemand. Ebensowenig wie den gemunkelten Preis. Deutlich günstiger als der SLS AMG soll der GT werden. Die Summe von 130.000 € machte mal die Runde.

Mission GT geglückt?

Mission GT geglückt? Über die Technik wird im später zu reden sein, wenn die Redaktion Gelegenheit bekommt, den GT zu testen. Wir sind davon überzeugt, dass die Affalterbacher ihrem Selbstanspruch gerecht werden. Und der 4.0 Bi-Turbo-V8 wird in verschiedenene Leistungskonfigurationen ganz sicher auch die Erwartungen der anspruchsvollen Kundschaft erfüllen.



Hier und jetzt können wir nur das einsortieren, was wir mit eigenen Augen gesehen haben. Der GT ist ein GT in bester Tradition der ursprünglichen Bedeutung. Lange Schnauze, kurzes Heck und eine hoffentlich nicht zu kleine Kabine mit steiler Scheibe. Und in der Tat ist der Strich klar, keine Linie zuviel und dabei doch kraftvoll und hochemotional. Wie würden wir die im Grunde alles entscheidende Frage "Gefällt es Dir?" beantworten? Bis jetzt mit einem klaren "Ja!".



Text: Thomas Ebeling

Fotos: Daimler, Joachim Kurwan

Sinnliche Klarheit erläutert am Beispiel der neuen Mercedes V-Klasse

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