Kommentar: Daimler in der Krise? "Manager Magazin"behauptet, die Marke Mercedes sei falsch geführt

Götterdämmerung? Provokanter Presseartikel sieht den Stuttgarter Stern im steilen Sinkflug

Kommentar: Daimler in der Krise? "Manager Magazin"behauptet, die Marke Mercedes sei falsch geführt: Götterdämmerung? Provokanter Presseartikel sieht den Stuttgarter Stern im steilen Sinkflug
Erstellt am 7. Dezember 2012

Dass großer Erfolg stets viele Neider auf den Plan ruft, ist eine Binsenweisheit. An den besonders Erfolgreichen in dieser Welt wird immer wieder gerne kritisert und viel herumgemäkelt. Miesepetertum hat in der deutschen Presse Tradition. Im Sport zum Beispiel ist der seit Jahrzehnten erfolgreichste deutsche Fußballverein Bayern München immer wieder die Zielscheibe der Kommentatoren. Im Automobilbereich stand Mercedes-Benz zuletzt im Fokus kritisch genordeter Journalisten. Und so überrascht es jetzt nicht, dass das "Manager Magazin" eine Breitseite - allerdings eine bedenklich heftige - auf die Führungsetage von Mercedes-Benz abfeuert und die provokante Frage stellt: "Beschädigen die Manager die Marke Mercedes?"



(Hier geht's zum Artikel "Falling Star

im "Manager Magazin"
)

Die Mär vom "Falling Star"

Audi und BMW vorn. Vergleichsweise schwaches China-Geschäft. Milliardenschweres Sparprogramm: Das Manager Magazin sieht die Marke Mercedes in der existentiellen Krise. Und schon geht der Autor des umfangreichen Beitrags im Manager Magazin mit Mercedes-Benz hart ins Gericht. Vor allem an Daimler Boss Dieter Zetsche lässt er kaum ein gutes Haar: "Die Welt der Rekorde, der monatlichen Absatzsteigerungen, die Zetsche um sich herum aufgebaut hat, sie täuscht fast wie die Ostberliner Kulissen, die SED-Chef Erich Honecker einst bei seinen Fahrten ins Politbüro bestaunen durfte."

Kopfschütteln. Mercedes-Rekordzahlen sind nicht real, sondern nur Traumwelten? Und dann: Zetsche mit dem tatternden, sich selbst betrügenden Menschenverachter Honecker zu vergleichen, ist dermaßen impertinent, dass man rätselt: In welcher Gehirnwindung ereignet sich denn so eine boshafte Fehlschaltung der Synapsen? Dass man mit solchen Vergleichen sein Journalisten-Voluntariat erfolgreich bestehen konnte, ist das eine, das den unbefangenen Leser fragend zurücklässt. Was solche fiesen Schläge unter die Gürtellinie gegenüber der absatzstärksten Premium-Automarke Deutschlands bezwecken sollen, das andere.

Götterdämmerung in Sicht?

Ja, es ist richtig, dass BMW derzeit im Ausland insgesamt mehr Autos verkauft. Es stimmt ebenfalls, dass der Börsenwert der Marke Daimler für viele so genannte Experten und Analysten eher nicht dem Bild eines Outperformers entspricht. Und ja: Mercedes-Benz stellt sich wie viele andere Unternehmen auch auf eine Absatzkrise in Europa ein: Für den Autor des Artikels im "Manager Magazins" allemal Grund genug, Alarmstufe Rot zu proklamieren. "Was ist los in Stuttgart? Ruiniert ein selbstzufriedenes Management die Megamarke Mercedes, die über Jahrzehnte einzig war? Anzeichen für den Niedergang gibt es so viele, dass Zetsches dick aufgetragener Optimismus fast fahrlässig wirkt!" Diese harsche Kritik klingt so persönlich, wie von einer beleidigten Leberwurst hingeschmiert. Was hat der Mann nur gegen Dr. Z.? Fast muss man meinen, die Stuttgarter müssten morgen Insolvenz anmelden oder sich wie die schwedische Traitionsunternehmen Volvo und Saab von einem chinesischen Pennystock-Autobau-Unternehmen aufkaufen lassen.

Warum wird aus einer Perle eine Erbse gemacht?

Mal ehrlich, was soll das? Warum blendet der Autor die Tatsache aus, dass Mercedes-Benz auch in diesem Jahr einen Rekordabsatz hinlegt? Wieso würdigt er nicht die offenbar gut funktionierende Allianz mit Renault Nissan? Übrigens: Die ach so hochgerühmten Marke BMW hat einen solchen starken Partner nicht! Es ist noch gar nicht so lange her, dass selbsternannte Auto-Professoren und andere Experten in den Wirtschaftsmagazinen den Untergang von BMW mit der Präzision antiker Eingeweidenschau vorhergesagt haben. Der Untergang der Münchner Marke - so wurde vom Katheder aus schwadroniert - sei unausweichlich, weil BMW ohne starken Partner die imensen Kosten für neue Fahrzeugentwicklung nicht alleine werde stemmen können. Wie man sieht, ist BMW noch da. Stärker denn je.

Leute, lasst doch die Kirche im Dorf und hört auf die Stimme der Vernunft. Die Rationalität sagt uns: Deutsche Automobilbauer sind die Perlen ihrer Branche. Sie stehen im Vergleich zu vielen anderen Kummer-Kindern (Fiat, Mazda, Peugeot/Citroen, Opel und Ford Europa - wo tausende Menschen jetzt ihre Jobs verlieren. weil ganze Werke dicht gemacht werden) der Autobauer-Familie blendender denn je da, weil sie in der Vergangenheit immer ihre Hausaufgaben gemacht haben. Mercedes-Benz ist nach wie vor in vielen Märkten und Disziplinen Klassenprimus. Warum will man diese Perle mit Macht zu einer Erbse herabreden? Vermutlich weil manche Journalisten gerne Erbsenzähler sind?

Und überhaupt: Seit wann sind Wirtschaftsjournalisten sachkundig in Fragen guten oder schlechten Automobilbaus? Stichwort: Modelloffensive in der Kompaktklasse. Dass Mercedes-Benz mit der Neuen A-Klasse und der Neuen B-Klasse hier markante Duftmarken setzt und ein Gutteil des ehemaligen Terra Incognita für sich in Besitz nehmen will, kann man schon als kleine Revolution mit riesenhaftem Zukunftspotential in der 126jährigen Geschichte des Unternehmens begreifen - wenn man denn will. Und wer Augen zum Sehen hat, kann seinen Blick auch nicht davor verschließen, dass sich Mercedes-Benz derzeit in Angriffsposition befindet. Bis ins Jahr 2020 ist die Großoffensive angelegt. Und der Aufmarsch hat doch gerade erst begonnen.



Autor: Mathias Ebeling

Passende Themen

5 Kommentare

  • Pano

    Pano

    Tag allerseits, über den provokanten Stil des MM-Artikels kann man sich bestimmt ärgern. Einiges fällt da wohl unter das Prinzip "Seriös ist nicht verkäuflich". Auf der anderen Seite schadet es nicht die Verhältnisse und Pläne beim Daimler kritisch zu hinterfragen. Ich fand es zB interessant zu lesen, dass eine Modellpflege früher nicht mehr als 250 Mio. kosten durfte. Die Komplettrenovierung der E-Klasse kostet jedoch das Vierfache. Scheinbar sind die Verkaufszahlen wirklich so schlecht, dass diese Investition nötig ist. Bedenklich fand ich auch das Detail, dass die Produktivität schlechter geworden ist, seit Wolfgang Bernhard Produktionsvorstand ist. Dabei soll er doch gerade dafür bekannt sein, diese in kurzer Zeit zu verbessern. Vielleicht hätte man Zetsche selber zu Wort kommen lassen sollen, wenn man sich schon die Mühe macht so viele Seiten über ihn und seine Pläne zu schreiben. Das haben andere getan: http://www.zeit.de/2012/47/Daimler-Mercedes-Dieter-Zetsche/seite-1 Grüsse Pano
  • LukasA250e

    LukasA250e

    Aber wenn doch alles so super ist wie wir es hier schreiben, warum gibt es denn das von Herrn Z. verordnete Sparprogramm? http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Daimler-will-kraeftig-sparen-id22486096.html Und dies ist ja sicher nicht wieder ein Hirngespinst eines Zeitungsblattes, denn folgende Artikel sind sicher auch nicht erstunken und erlogen, oder? http://www.oz-online.de/-news/artikel/105522/Mercedes-Center-in-Aurich-und-Emden-vor-Verkauf Nichts destro trotz gehöert sich so eien Meinungsmache wie im MM nicht. Gruß Christoph
  • Chatchamp

    Chatchamp

    Völlig richtig, was der Kollege Ebeling schreibt. Ich wette, der Autor fährt Fahrrad und schiebt Frust deswegen.
  • R129Fan

    R129Fan

    Wieder mal ein schönes Beispiel, daß der überwiegende Teil des Zeitungswaldes nur noch aus Bullshitschreibern besteht.Halbwahrheiten, Lügen - alles schön gemischt und aufgekocht.Wer das noch für voll nimmt ist selber schuld.
  • Freeglobe

    Freeglobe

    Genau über diesen MM Artikel habe ich euch eine E-Mail geschickt mit vielen Gegenargumenten, bei dem ich den Autor des Artikels direkt angeschrieben habe.

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community