Fahrbericht: Mercedes-Benz E 300 de

Diesel-Plug-in-Hybrid: Sparsamer denn je?

Fahrbericht: Mercedes-Benz E 300 de: Diesel-Plug-in-Hybrid: Sparsamer denn je?
Erstellt am 9. August 2023

Kein anderer Hersteller bietet aktuell mehr die Kombination aus Dieselmotor und Elektroantrieb an. Mercedes hält auch bei seiner neuen E-Klasse an der ungewöhnlichen Technik eines Plug-in-Hybriden fest. Wie es fährt, zeigt der E 300 de.

Die Dieselmotoren von Mercedes sind bekanntermaßen sparsamer denn je. Das gilt insbesondere für den bekannten Vierzylinderdiesel, der mit seinen knapp zwei Litern Hubraum als selbstzündende Allzweckwaffe unterhalb der Luxusmodelle beinahe alles antreibt, was einen Stern trägt. Bei den meisten anderen Herstellern erntet diese Technikkombination nur Kopfschütteln – seit Jahren. Denn die Diesel sind bei Mercedes ebenso wie der Konkurrenz ohnehin sparsam genug. Für die schmalen weiteren Einsparungspotenziale eigens einen Elektromotor einzubauen und so einen Plug-in-Hybriden zu erschaffen, der 150 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, hat in der Realität zumeist einen überschaubaren Nutzen, denn die Selbstzünder werden am Beispiel der E-Klasse vornehmlich von Langstreckenfahrern im Alltag bewegt. Und auf der Autobahn bringt der Hybridantrieb kaum Minderverbräuche.

Doch jetzt ist es nun einmal so, dass sich Mercedes vor Jahren für die Technik entschieden und diese nunmehr aufwendig weiterentwickelt hat. Da die Antriebe der bisherigen E-Klasse weitgehend mit der des Nachfolgers vom Typ W 214 übereinstimmen, hielten sich die Anpassungskosten in Grenzen und so wanderte die Kombination aus Diesel und Elektro als Knauser-PHEV auch ins neue Modell. Die Antriebsleistung ist für einen Vierzylinder dank des zusätzlichen Elektroschubs mächtig, denn der zwei Liter große Commonrail-Diesel mit seinen 145 kW / 197 PS / 440 Nm wird von einem Elektromotor in der Getriebeglocke unterstützt, der weitere 95 kW / 129 PS beisteuert. Gemeinsam sind das 230 kW / 313 PS und mehr als üppige 700 Nm maximales Drehmoment.

Zugegeben, wie eine schwäbische Powerlimousine mit über 300 PS und gewaltigem Drehmoment fährt sich der elegante Schwabe im Realbetrieb nicht. Das liegt an den üppigen Dimensionen nebst Eigengewicht von fast 2,2 Tonnen, dem opulenten Komfortniveau des Oberklassemodells und einem Vierzylinderdiesel, der aus seinem Brennraumquartett leider keinen Hehl macht, denn der Motorklang des Verbrenners ist für eine derartige Limousine keine Offenbarung. Doch auf den zweiten Blick ist der Schub dann doch üppiger als man denkt, denn Zahlen sagen oft mehr als das subjektive Empfinden. Aus dem Stand in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 sind ein guter Wert und 235 km/h Spitze sind für die Kilometerfresser am Steuer ebenfalls wichtig. Wirklich beeindruckend wird es jedoch, wenn es für den PHEV an Lade- und Zapfsäule geht. Der Normverbrauch mit 0,5 bis 0,8 Liter ist ein Wert, der einem dem Mund weit offenstehen lässt für eine Nobelversion wie die neue E-Klasse. Natürlich liegt der Mikrowert in der Augenwischerei-Messmethode, dass die Plug-in-Hybriden mit geladener Batterie eingemessen werden. Da der Mercedes E 300 de von seiner 25,4-kWh-Batterie immerhin 19,4 kWh nutzen kann, liegt die elektrische Reichweite bei bis zu 100 Kilometern. Das erklärt den Winzigverbrauch an der Zapfsäule. An der Ladesäule ist es mit 19,0 bis 22,0 kWh / 100 Kilometern etwas aussagekräftiger.

Für welchen Kunden ist der Mercedes E 300 de nun der richtige, denn die meisten Dieselfans dürften mit dem E 220d und seinen 145 kW / 197 PS bestens bedient sein? Der bietet ähnliche Fahrleistungen und ist zudem auf Wunsch mit dem sinnvollen Allradantrieb zu bekommen. Wer mehr Leistung will, der will oftmals auch mehr Image und dann hieße es besser auf den Sechszylinderdiesel in der E-Klasse warten, der ebenfalls als Allradversion verfügbar sein wird. Der Mercedes E 300 de dürfte die rechte Wahl sein, wenn sich lange Autobahnfahrten regelmäßig mit rein elektrischen Innenstadtstrecken kombinieren lassen und es zu Hause oder in der Firma eine unter Umständen sogar kostenlose Lademöglichkeit gibt. Vielleicht schreibt der Fuhrparkmanager der Dienstwagenabteilung auch eine Elektrifizierung vor und ist trotz aller Kritik und Elektrofans ein Dieselfan. Dann ist der Mercedes E 300 de genau die richtige Wahl, denn sein Komfortniveau mit exzellenten Sitzen, zahlreichen Fahrerassistenzsystemen, Bildschirmen, wohin man auch schaut und technischen Leckerbissen wie Luftfederung oder einer mitlenkenden Kinderachse ist eine große Schau. Das gilt auch für das überaus gefällige Design, das nicht nur dem Fuhrparkmanager gefallen dürfte.

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Technische Daten: Mercedes-Benz E 300de

Motor: Vierzylinder mit Turboaufladung und Elektromotor
Hubraum: 1993 ccm
Leistung: 230 kW / 313 PS
Max. Drehmoment: 700 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 234 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,4 Sekunden
Normverbrauch: 0,5 - 0,8 Liter / 100 km
Max. elektrische Reichweite: 86 – 101 km
Laderaum: 370 Liter
Antrieb: Hinterrad
Getriebe: Neungang-Automatik
Leergewicht: 2.190 kg
Preis: ca. 75.000 Euro

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