Berichte, dass es nicht gut um die Zukunft der Mercedes-Sprinter-Produktion im MB-Werk Ludwigsfelde bestellt ist, gibt es schon länger. Einem Bericht des rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) zufolge verdüstern sich Perspektiven des traditionsreichen Standortes nach dem Jahr 2030. Tobias Kunzmann von der IG Metall bestätigte gegenüber dem rbb, dass noch offen ist, welche Produkte nach Ablauf des aktuellen Beschäftigungsschutzes gefertigt werden sollen. Bis dahin bleibt die Produktion des Sprinter-Modells gesichert, was den rund 1.800 Mitarbeitern eine Perspektive bis Ende des Jahrzehnts bietet. Diese Zusicherung erhielt der Betriebsrat von der Konzernzentrale. Doch das Nachfolgemodell des Sprinters soll bereits in Polen vom Band rollen.
Unsichere Zukunft für Ludwigsfelde nach 2030
Ab 2030 steht die Zukunft des Werks auf der Kippe, wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Thomas Rackwitz gegenüber dem rbb erläuterte. Rackwitz spricht sich klar dafür aus, auch nach 2030 weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren in Ludwigsfelde zu produzieren – zumindest solange, wie die EU-Regularien dies bis 2035 erlauben.
Die Konzernleitung hat jedoch andere Pläne: Am Standort soll ein Kompetenzcenter für individuelle Fertigungen entstehen, was das Ende der klassischen industriellen Produktion in Ludwigsfelde bedeuten würde. Gewerkschafter Kunzmann geht in dem rbb-Bericht davon aus, dass eine solche Umstrukturierung den Standort in eine kleinere Manufaktur mit nur noch wenigen hundert Beschäftigten verwandeln könnte.
Das Mercedes-Benz Werk Ludwigsfelde
Der traditionsreiche Standort der Mercedes-Benz Ludwigsfelde GmbH blickt auf eine bewegte Mobilitätsgeschichte zurück, die bis ins Jahr 1936 reicht. Damals begann die Produktion von Flugzeugmotoren für die Daimler-Benz Motoren GmbH. Seit 1965 hat sich Ludwigsfelde als Produktionsstätte für Nutzfahrzeuge etabliert. Vor der Wiedervereinigung wurden hier Lkw der Marke IFA gefertigt, ein Symbol für die ostdeutsche Automobilindustrie.
Mit der Übernahme durch die Daimler-Benz AG im Jahr 1994 und der Gründung der Mercedes-Benz Ludwigsfelde GmbH setzte ein neues Kapitel ein. Seither rollen in Ludwigsfelde Mercedes-Benz Transporter und auch Fahrzeuge anderer Marken im Rahmen der Auftragsfertigung vom Band. Der erste Transporter mit dem Stern, der hier das Werk verließ, war der LN2 im Februar 1991. Ab 1996 prägte der Vario die Fertigung in Ludwigsfelde, bevor er 2013 auslief. Seit 2006 ist der Standort ein wichtiger Produktionshub für den Sprinter.
Start der neuen Sprinter-Generation 2018
Im März 2018 begann die Serienproduktion der dritten Generation des Sprinter in Ludwigsfelde. Hier werden offene Baumuster, Triebköpfe und Windläufer gefertigt – Schlüsselelemente des Erfolgsmodells. Mit der Einführung dieser Generation hat Mercedes-Benz Vans die digitale Zukunft in die Transporterklasse gebracht. 2023 verließen über 55.000 Fahrzeuge das Werk, produziert von rund 1.800 Mitarbeitenden. Schon seit drei Jahrzehnten gehört Mercedes-Benz Ludwigsfelde zu den größten industriellen Arbeitgebern in Brandenburg und spielt eine zentrale Rolle in der regionalen Wirtschaft.
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