Stille Wasser sind tief. Überträgt man diese Redewendung auf ein Automobil, dann wäre der Mercedes-Benz 400E der perfekte Kandidat. Die gewaltige Kraft, die der W124 aus seinem 4,2-Liter großen V8 schöpft, sieht man ihm von außen nicht an. Keine breiten Radläufe. Keine Kotflügelverbreiterung. Keine Nebelscheinwerfer im Frontspoiler - eben ein ganz normaler 124er. Vielleicht macht ihn das auch im Gegensatz zum 500E/E500 so unattraktiv? Oder ist es das Gegenteil und genau DAS der Grund, warum der 400E aktuell seinen zweiten Frühlng erfährt?
Denn unter Kennern und Mercedes-Fans scheint die V8-Limo immer begehrter zu werden. Gute Modelle waren vor einigen Jahren noch für wenig Geld zu bekommen. Der 400E lief lange unterm Radar. War lange ein Geheimtipp. Auch wir in der Redaktion dürfen stolz behaupten, einen 400E in der Garage stehen zu haben. Allerdings hat unser W124 eine durchaus "besondere" Geschichte hinter sich. Wir haben unseren 400E im Jahr 2019 kurz vor Einbrechen der Corona-Pandemie aus Los Angeles vom Schrottplatz zurück nach Deutschland holen können. Die 30 Jahre Kalifornien sind an dem Fahrzeug nicht spurlos vorbeigegangen. Wir entschlossen uns dazu, den 400E mithilfe von starken Partnern wieder aufzubauen. Aktuell wird bei der SCHAWE Manufaktur in Waltrop am neuen Interieur gearbeitet. Ihr wollt die ganze Geschichte zu unserem Projekt 400E lesen. Dann schaut mal hier.
Nun wird der 400E stolze 30 Jahre alt. Zumindest in Europa. Denn am 1. Oktober 1992 fand die Europapremiere des 400E der Bureihe 124 statt. Der 400 E wurde anfangs für den Export in die USA und nach Japan produziert. Die Fahrleistungen der 205 kW (279 PS) starken Limousine mit dem 4,2-Liter-V8-Motor M 119, bekannt aus der S-Klasse der Baureihe 140, liegen zwar etwas unter denen des legendären E 500. Im Gegensatz zu diesem hat der 400 E jedoch exakt die gleiche Karosserie wie die anderen Typen der Baureihe 124.
So wird die äußerlich unauffällige V8-Limousine zu einem echten Tiefstapler, der nur am Typenschild vom übrigen Modellangebot zu unterscheiden ist. Unter der Karosserie gibt es allerdings einige Abweichungen. So ändert Mercedes-Benz die Rohbaustruktur aufgrund des höheren Platzbedarfs des Motors und übernimmt auch Teile von Fahrwerk und Bremsanlage von den SL-Sportwagen der Baureihe 129. Die Abgasanlage entspricht mit Abgasrückführung, Sekundärlufteinblasung und großvolumigem Katalysator jener des 500 E.
Für den Export in die Vereinigten Staaten von Amerika und nach Japan wird der 400 E bereits seit 1991 produziert. Von Mai 1991 bis Juni 1995 kaufen 22.802 Kunden diesen Typ, der nach der Neuordnung der Fahrzeugnomenklatur im Jahr 1993 als E 420 geführt wird. Besonders erfolgreich ist er in Nordamerika, allein in die Vereinigten Staaten werden 15.440 Fahrzeuge geliefert.
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