Paukenschlag aus Stuttgart! Mercedes-Benz steigt mit dem Ende der nächsten Saison aus dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) aus und dafür ab 2019 mit einem Werks-Einsatz in die Formel E ein!
Überraschung oder konsequenter Schritt?
Die Nachricht schlug wie eine Bombe in der deutschen Motorsport-Landschaft ein. Mercedes-Benz verlässt die DTM und startet in der boomenden Formel E! Viele Beobachter hat dieser Schritt völlig überrascht. Aber war die Entscheidung wirklich so überraschend? Bei genauerer Betracht muss man zu dem Schluss kommen, dass dieser Wechsel der einzig logische Schritt war. Spätestens mit dem letztjährigen Reservieren eines Formel-E-Startplatzes musste man mit einem DTM-Aus rechnen. Mercedes-Motorsport leistet sich aktuell mit Formel 1 und DTM bereits zwei teure Werkseinsätze. Einen dritte parallel dazu zu stemmen stand nicht zur Debatte. Die Formel 1 ist als hochtechnologische Meisterschaft, die man zudem noch dominiert, ein ganz wichtiger Eck-Pfeiler in der Selbstdarstellung des Daimler-Konzerns. Hier auszusteigen würde keinerlei Sinn machen. Anders die DTM. Hier fährt man mit jahrzehntealter Technik. Das Motorkonzept stammt aus dem Jahr 1999. Hochdrehende V8-Saugmotoren mögen zwar wunderbar klingen, haben aber keinerlei technologische Relevanz mehr. Zudem gibt es in der DTM viele Einheitsbauteile und strenge Entwicklungs-Einschränkungen. Das ist offensichtlich keine Plattform mehr, in der sich eine derart technologiebestimmtes Marke wie Mercedes-Benz oder Mercedes-AMG optimal präsentieren kann.
Formel E als Plattform für EQ!
Ganz anders die Formel E. Diese boomende Meisterschaft lockt immer mehr Hersteller an. Bereits heute sind mehrere Werke wie Jaguar, McLaren oder Renault involviert. Audi und BMW haben bereits ihre zukünftige Teilnahme zugesagt. Und mit der jungen Daimler-Submarke EQ ist man hier bestens aufgestellt, um die Elektro-Kompetenz des Konzerns zu demonstrieren. Zudem ist die Formel E eine ideale Spielwiese, um neue Technologien im E-Mobil-Sektor zu entwickeln.
DTM auf dem Abstellgleis?
Und was wird aus der DTM? Klar ist, dass man mit nur zwei Herstellern nicht weiter machen kann und wird. Audi und BMW halten zur Zeit noch an der DTM fest. Beide Hersteller haben zwar mit der Formel E und der GTE-Serie (BMW) noch weitere Werkseinsätze zu stemmen, aber nicht auf dem finanziellen Niveau der Formel 1. daher könnte man sich ein weiteres DTM-Projekt ab 2019 sicher leisten, auch wenn dann neue Motoren zu entwickeln sind. Der Ausstieg von Audi aus der LMP1-Klasse zeigt aber, dass auch hier mit spitzer Feder gerechnet wird. Was die DTM retten könnte, wäre eine zügige Neuausrichtung des technischen Reglements sowie das zeitnahe Bekenntnis einer oder mehrere neuer Hersteller. Beides ist allerdings momentan nicht in Sicht.
Die Verantwortlichen von Mercedes-Benz äußerten sich wie folgt:
"Die Jahre in der DTM werden immer ein großer Teil unserer Motorsport-Geschichte bleiben", sagt Toto Wolff. "Mein Dank geht an alle Mitarbeiter, die über Jahre hinweg in der DTM tolle Arbeit geleistet und Mercedes-Benz zum erfolgreichsten Hersteller der Serie gemacht haben. Auch wenn so ein Abschied natürlich schwer fällt, werden wir in dieser und nächster Saison alles dafür tun, uns mit so vielen Titeln wie möglich aus der DTM zu verabschieden. Das sind wir unseren Fans und uns selber schuldig." In bisher 26 Saisons konnte man zehnmal die Fahrermeisterschaft, dreizehnmal die Teamwertung und sechs Markenmeisterschaften gewinnen (jeweils DTM+ITC). Gemeinsam mit den Fans hat man 183 Rennsiege, 128 Pole-Positions sowie 540 Podestplätze gefeiert. "Mit dem Ausstieg aus der DTM geht für uns eine langjährige Motorsport-Ära zu Ende. Wir blicken mit Stolz auf das Engagement unserer Teams, Fahrer, Partner und den zahlreichen Helfern hinter den Kulissen zurück, die die DTM oft genug zu einer faszinierenden Plattform für unsere Kunden und Markenfans gemacht haben", sagt Dr. Jens Thiemer, Vice President Marketing Mercedes-Benz Cars. "Nun ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen."
Die Formel E ist mit einem spannenden Start-up-Unternehmen vergleichbar
Elektromobilität hat für Mercedes Benz schon heute einen sehr großen Stellenwert, der in Zukunft noch weiter zunehmen wird. Die Formel E bietet dabei die perfekte Plattform, die Wettbewerbsfähigkeit batterieelektrischer Antriebe der Technologiemarke EQ im Renneinsatz unter Beweis zu stellen. "Mercedes-Benz vermarktet künftige batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge unter dem Label EQ", sagt Dr. Jens Thiemer. "Die Formel E ist für uns ein konsequenter Schritt, um die Leistungsfähigkeit unserer attraktiven batterieelektrischen Fahrzeuge zu demonstrieren und die Technologiemarke EQ im Motorsport und Marketing emotional aufzuladen." Toto Wolff sieht die Formel E als eine vollkommen neue Rennserie, die vor allem die schnellen Veränderungen in der Automobilindustrie widerspiegelt: "Wie in jedem anderen Bereich wollen wir im Motorsport Benchmark im Premiumsektor sein und auch neue innovative Wege bestreiten. Das decken wir perfekt mit Formel 1 und Formel E ab. Die Formel E ist mit einem spannenden Start up-Unternehmen vergleichbar: Sie bietet ein brandneues Format, das Rennen mit einem starken Eventcharakter kombiniert, um aktuelle und zukünftige Technologien zu bewerben. Für einen Hersteller ist die Formel E eine interessante Plattform, um die Elektrifizierung einem neuen Publikum vorzustellen. Und das in einem ganz anderen Format als es jede andere Motorsportserie bietet. Ich freue mich, dass wir die bestehende Einstiegsoption um ein Jahr bis zur Saison 2019/20 erweitern konnten. So haben wir die Zeit, die Serie kennenzulernen und uns adäquat auf den Einstieg vorzubereiten." "Heute ist ein großartiger Tag, weil wir Mercedes in der Formel E-Familie begrüßen dürfen", sagt Alejandro Agag, Gründer und CEO der Formel E. "Damit wächst die steigende Zahl der Hersteller, die sich an der elektrischen Revolution beteiligen. Der heutige Schritt zeigt, wie sehr sich die Welt verändert - nicht nur im Motorsport, sondern in der gesamten Automobilindustrie. Wir sind Zeugen eines Wandels, der zuerst unsere Städte und dann unsere Straßen transformiert. Die Formel E ist die Meisterschaft, die diese Veränderung verkörpert. Gemeinsam mit allen unseren Teams und Herstellern werden wir weiter nach Technologien streben, um bessere und günstigere Elektroautos zu bekommen."
1 Kommentar
LucyBrown
26. Juli 2017 18:21 (vor über 7 Jahren)
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