Bis zu vier Tonnen Nutzlast in unwegsamem Gelände transportieren, das ist eine nicht ganz einfache Aufgabe. Lösen kann sie der dreiachsgetriebene Mercedes Sprinter, den der Allrad-Spezialist Oberaigner zum 6x6-Transporter umbaut. Die Geschichte der Allrad-Umbauten von Oberaigner begann im Jahre 1977 mit einer Verkaufswerkstatt plus angegliederter Vertragswerkstatt von Mercedes-Benz im oberösterreichischen Rohrbach. Dort stieg die Nachfrage nach Sonderumbauten ständig. Oberaigner führte daraufhin erste Umrüstungen durch, die werksseitig von Mercedes nicht im Sortiment geführt wurden. Heute ist Oberaigner einer der führenden Hersteller für Allradantriebe, das Unternehmen rüstet 4x2-Fahrzeuge auf Allradantrieb um und produziert auch den 6x6-Transporter auf Basis des Sprinter.
Der Sprinter schleppt was weg
Bis zu vier Tonnen Nutzlast schafft das Fahrzeug mit seinem verstärkten Rahmen. Für Traktion sorgen drei angetriebene Achsen und bis zu fünf Differenzialsperren. Damit die Antriebsräder nicht den Bodenkontakt verlieren, verbaut Oberaigner eine patentierte asymmetrische Doppel-Pendelachs-Aufhängung, bei der die Last der Ladung gleichmäßig auf die beiden Hinterachsen gebracht wird. Dabei werden die Hinterachsen - wie vom Geländewagen-Urgestein Mercedes G bekannt - mit Längslenkern geführt. Abgestützt sind sie mit Schraubenfedern, was gegenüber einer Achse mit Blattfedern mehr Komfort bringt.
Sprinter mit Sixappeal
Die Kunden für das dreiachsgetriebene Fahrzeug kommen aus allen möglichen Ländern und den verschiedensten Einsatzbereichen. Potenzielle Käufer sind etwa Energieversorger oder das Baugewerbe, Wasserversorger und Windkraftbetreiber, Forsteinrichtungen oder Autobahnmeistereien sowie Militär, Ambulanzen, Feuerwehren oder Rettungsdienste. Nicht zu vergessen: All jene finanzstarken privaten Kunden, die ihren allradgetriebenen Sprinter mit einem entsprechendem Auf- und Ausbau als Fernreisemobil nutzen wollen.
Als Basisfahrzeuge für den Umbau zum 6x6-Mobil kommt der 519 CDI mit 140 kW / 190 PS Leistung (440 Nm) aus einem Sechszylinder-Diesel (OM 642 DE 30 LA) zum Einsatz. Der Selbstzünder verfügt über ein Fünfgang-Automatikgetriebe und erfüllt die Euro 6-Abgasnorm. Lieferbar ist der Dreiachs-Sprinter als Fahrgestell mit einfachem Fahrerhaus oder mit Doppelkabine.
Toller Dreier
Mit der dritten Achse und der erhöhten Nutzlast wird aus dem 519-er Sprinter der Sprinter 719 CDI 6x6. Mit dem Allradfahrgestell von Oberaigner markiert er derzeitig die Spitze der Möglichkeiten, aus einem Transporter von Mercedes ein geländegängiges Allradfahrzeug mit maximaler Nutzlast zu generieren. Ein am Differenzial der Mittelachse angeflanschtes Verteilergetriebe sorgt für den Abtrieb zur hintersten Achse. Es lenkt über eine Kardanwelle die Kraft nach hinten weiter, über eine Antriebskette wird das mittlere Differenzial mit Kraft versorgt.
Und es geht weiter….dank Allrad
Alle Achsen sind angetrieben und mit Differenzialsperren zu haben. Zusätzlich sind je eine Längssperre im Verteilergetriebe und zwischen den beiden Hinterachsen realisierbar. Die Längs- und die beiden hinteren Sperren werden jeweils paarweise eingerückt, bedient werden sie über eine zusätzliche Tastenreihe im Cockpit. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7.000 Kilogramm übertrifft der Sprinter 719 CDI 6x6 den größten Serien-Sprinter um ganze 2.000 Kilo. Zwei Radstände sind für den dreiachsigen Sprinter lieferbar, als R2 gibt es ihn mit 3.290 mm und als R3 mit 3.952 mm, jeweils plus 1.100 mm für die dritte Achse. Das Leergewicht für das Fahrgestell liegt bei 3.000 (beim R2) bzw. 3.100 kg (beim R3), ein Pritschenaufbau wiegt rund 150 Kilo. Damit verbleiben, je nach Ausstattung, für den 6x6-Transporter mit Stern bis zu rund vier Tonnen Zuladung.
Mal abgesehen von der kaum zu übersehenden dritten Achse schaut der Oberaigner 6x6-Sprinter beinahe so aus wie jeder andere Sprinter auch. Lediglich der Einstieg liegt etwas höher. Ebenso unscheinbar wie der Transporter ausschaut fährt er sich auch. Mit reichlich Durchzugskraft ackert er sich durch Schlamm, Matsch oder jeglichen Baustellenuntergrund. Die Wandlerautomatik bringt ausreichend Drehmoment auf die sechs Räder, zur Not hilft die mit 2,85:1 sehr kurz abgestufte Geländeuntersetzung weiter. Wenn das immer noch nicht langt, keine Sorge: es gibt ja noch die Sperren.
Umbaukosten ab 48.000 €
Erkauft wird der Umbau auf den Nutzlast-starken Allradantrieb mit einem Wendekreis, der - je nach Radstand - bei bis zu 19,5 Meter liegt. Und mit einem Preis von rund 48.000 Euro für die recht aufwändigen Umbauarbeiten von Oberaigner. Hinzu kommt die Anschaffung eines V6-getriebenen Sprinters als Basisfahrzeug.
15 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz Sprinter: Transporter mit Sixappeal: Mercedes Sprinter 6x6 Oberaigner
1 Kommentar
Urmas Himmaste
13. Juni 2017 23:08 (vor über 7 Jahren)
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