Das Wort Geschmäckle hat wie Mercedes-Benz seine Wurzeln im Schwäbischen. Die Verniedlichung des Wortes „Geschmack“ bedeutet laut Duden „Beigeschmack, leichte Anrüchigkeit.“ Eine mögliche Anrüchigkeit im Zusammenhang mit dem TV-Auftritt von Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius im SWR thematisiert die Printausgabe der Stuttgarter Zeitung vom 07.02.2023. Dort heißt es wortwörtlich: „Wirbel um Spende kurz nach SWR Auftritt - Ende Dezember widmet der SWR Mercedes-Benz einen TV-Abend, nur einen Tag später spendet der Autokonzern eine halbe Million Euro an eine SWR-Hilfsaktion. Beides habe nichts miteinander zu tun, heißt es. Doch der böse Anschein beschäftigt seither die Gemüter.“
Rückspiegel: In einem Schwerpunkt "Mercedes-Benz" zeigte der SWR am 20.12.2022 die Dokumentation "Alles Luxus - wohin steuert Mercedes-Benz?". In dem TV-Beitrag gab es auch ein exklusives 60-Minuten-Interview mit Konzern-Chef Ola Källenius. In dem Interview äußerte sich der CEO der Mercedes-Benz Group zur Luxusstrategie des Sterns sowie zu den Themen Electric only und Verbrennerausstieg. Wer das Interview sah, konnte in den Fragestellungen kaum kritische Töne hören oder ein straffes Angehen des Mercedes-Chefs vonseiten der Fragesteller bemerken. So fiel es Källenius leicht, die Interview-Fragen souverän zu beantworten und seine Sicht der Dinge darzulegen. Ins Schwimmen geriet der Mercedes-Chef in dem Interview zu keinem Zeitpunkt.
Eine Sache mit möglichem Aufreger-Potential ereignete sich erst einen Tag, nachdem der SWR die Mercedes-Dokumentation und das Interview mit Källenius ausgestrahlt hatte. Da machte der Erfinder des Automobils nämlich in einer Pressemitteilung bekannt, dass Mercedes-Benz eine halbe Million Euro an den Herzenssache e.V. für Projekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche im Südwesten Deutschlands spendet. Der „Herzenssache e.V.“ allerdings ist die Kinderhilfsaktion von Saarländischer Rundfunk, Sparda-Bank und Südwestrundfunk, Mercedes-Benz hat zwar in den Jahren zuvor „Herzenssache e.V.“ schon mit Spenden bedacht - aber das waren stets nur Bruchteile der heuer gespendeten halben Million Euro.
Der Vorgang lässt zumindest aufhorchen. Auch beim SWR. Dort findet man den Ablauf der Ereignisse - so schreibt die Stuttgarter Zeitung - sehr unglücklich. Die dichte Abfolge der Ereignisse könnte den Eindruck entstehen lassen, so befürchtet man beim SWR, dass TV-Auftritt und Zuwendung etwas miteinander zu tun haben.
Mercedes-Benz und SWR hätten laut Stuttgarter Zeitung versichert, dass es einen inhaltlichen Zusammenhang von TV-Auftritt und Spende nicht gebe. Zum Beigeschmack der durch die Mercedes-Spende einen Tag, nachdem Ola Källenius eine große Bühne im TV bekommen hatte, entstehen konnte, wollte ein von der Stuttgarter Zeitung befragter SWR-Sprecher nichts sagen: „Dies haben wir als SWR nicht zu bewerten“, wird er von der Stuttgarter Zeitung zitiert.
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