Prof. Dr. Hans-Werner Sinn ist einer der bekanntesten Wirtschaftsforscher in Deutschland und war langjähriger Präsident des ifo-Instituts ( Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Uni München). Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V., hat die deutsche "Koryphäe der Volkswirtschaftslehre" vor kurzem in München getroffen und aktuelle Fragen zu Auto, Mobilität und Politik gestellt. Die Prognose von Prof. Sinn für die deutsche Automobilindustrie klingt leider sehr düster.
Welchen Stellenwert hat die deutsche Autoindustrie insgesamt in Deutschland?
Sinn: „Die Autoindustrie ist die Schlüsselindustrie für das verarbeitende Gewerbe. Es ist eine Art glühender Kern, um den sich alles rankt und an dem der Rest der Wirtschaft, der gesamte Dienstleistungssektor und auch der Staat sich quasi erwärmt.“
Was passiert, wenn Teile dieser Industrie wegbrechen?
Sinn: „Es hängt viel an unserer Autoindustrie. Wir sprechen hier von über einer Million Arbeitsplätze, die direkt betroffen wären. Zudem hätte das auch massive Auswirkungen auf den Rest der Wirtschaft. Das Wegbrechen dieser Industrie wäre also fatal. Deutschland ist eben speziell in der metallverarbeitenden Industrie stark. Ein Dieselmotor besteht aus 4.000 Teilen. Da gibt es Legierungen mit speziellen Eigenschaften, die keiner nachbauen kann. Das war und ist eine deutsche Domäne, die im Moment geschliffen wird. Durch den Hang zum Elektroauto, der nicht von den Verbrauchern ausgeht, sondern von der Politik oktroyiert ist."
Was muss die Autobranche lernen? Was hat sie falsch gemacht?
Sinn: „Sie hat geschummelt. Die Autoindustrie ist in die Falle getappt, die die amerikanische Umweltbehörde ihr gestellt hat. Nur was hat diese moralische Verwerfung mit der Industriestruktur und der zukünftigen Entwicklung unseres Landes zu tun? Gar nichts. Und es ist vollkommen verfehlt, hier moralisierend zu argumentieren, wenn es um Millionen von Arbeitsplätzen geht."
„Wie steht es um die Zukunft des deutschen Automobils?
Sinn: „Schlecht. Machen wir uns nichts vor: Wir sind gerade dabei unsere Automobilindustrie zu ruinieren und damit eben auch das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Diese dirigistischen Vorgaben, dass man Verbrenner kaum noch kaufen darf – denn das bedeutet ja die CO2-Verordnung – machen die deutsche Autoindustrie kaputt. Und dahinter steckt nach meiner festen Überzeugung ein industriepolitisches Interesse."
Was würden Sie den Bossen der deutschen Automobilhersteller auf den Weg geben?
Sinn: „Passt Euch nicht nur an. Gewinnmaximierung ist nichtgenug, Ihr habt auch eine gesellschaftliche Verantwortung, um diesen Diskurs, über das, was die Politik macht, mitzugestalten. Es laufen mir viel zu viele Bosse dem Trend hinterher und versuchen jetzt mit den Grünen und Co. anzubandeln, damit sie in der neuen grünen Welt ihr Geschäft machen. So geht es nicht.“ (Quelle: Mobil in Deutschland e.V., Bilder: Mobil in Deutshcland (1), ifo Institut (1))
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