Heimspiel für Elon Musk?

Auslandsreportage: Die Welt der Autos im Silicon Valley, USA

Heimspiel für Elon Musk?: Auslandsreportage: Die Welt der Autos im Silicon Valley, USA
Erstellt am 6. Mai 2025

Auch wenn China bei den Elektroautos längst international den Ton angibt, gibt es keine Region auf der Welt, die derart mit dem Umstieg auf die Elektromobilität verwoben ist, wie das Silicon Valley. Ein automobiles Eiland ganz besonderer Art rund um Tesla Model Y, betagte Model S und echte 80er-Jahre Klassiker aus Europa.

Ein Rundgang durch die gut bürgerlichen Viertel von Palo Alto zeigt, wie das Silicon Valley in Sachen Auto tickt – einfach anders. Anders als irgendwo in den USA. Die sonst allseits beliebten Pick Ups oder seelenlose Asia-Limousinen sucht man weitgehend vergeblich, denn die Autos, die in den Einfahrten und vor den kleinen Einfamilienhäusern der Forest Avenue, am Crescent Drive oder in den kleinen Straßen hinter der Middlefield Road parken, haben entweder einen elektrischen Antrieb oder stammen aus europäischer Fertigung der 1980er Jahre. Kein Auto ist hier öfter vertreten als das elektrische Doppelpack aus Tesla Model 3 und Tesla Model Y. Und auch wenn viele Familien über Elon Musk und seine Einmischung in politische Belange und die Nähe zu Donald Trump mittlerweile den Kopf schütteln, sind die elektrischen Mittelklasse-Modelle, die unweit in Fremont produziert werden, beliebt wie eh und je.

Dann und wann mischen sich erste Elektromodelle aus Europa und Asien in die Einfahrten der Häuser, deren gepflegte Gärten mit ihrer Schlichtheit auffallen. Die Wiesen sind grün und die Blumen bunt – gleich daneben die obligatorischen Basketballkörbe und eben zumeist zwei bis drei Autos. Die Haushalte, die in dieser Region nur ein Fahrzeug ihr Eigen nennen, gibt es schlicht und ergreifend nicht. Viele arbeiten in der Tech-Industrie, an der Universität von Stanford oder bei einem der unzähligen Start-Ups in dem Dreieck zwischen San Francisco, Oakland und dem Süden von San Jose. Man verdient gut – sehr gut – nicht selten ist das Haushaltseinkommen siebenstellig.

Tesla Motors wurde hier vor mehr als 20 Jahren erschaffen und auch Firmen wie Lucid, Byton, Rivian oder Nio haben hier ihre Wiege und noch heute den Firmensitz im Herzen des Silicon Valleys. Da wundert es nicht, dass das Santa Clara County die höchste Elektroquote des gesamten Landes hat. 42,8 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge waren im Jahre 2024 sogenannte Zero-Emission-Vehicles (Elektro, PHEV, Brennstoffzelle). „Im Vergleich dazu lag der Landesdurchschnitt bei etwas mehr als 25 Prozent. Marin ist also weiterhin führend bei der Einführung von Elektrofahrzeugen und verzeichnete 2024 nicht den Rückgang wie einige andere Gebiete“, so Anne Richman, Geschäftsführerin der Verkehrsbehörde im Distrikt Marin. 2014 hatte die County-Quote bei 7,7 Prozent gelegen bevor der Anteil in 2021 erstmals bei einem Viertel lag. Der Anteil elektrischer Fahrzeuge im Großraum San Francisco: knapp 36 Prozent.

Die meistverkauften Fahrzeuge in der Statistik sind jene, die man auch in den Einfahrten und vor den Öko-Supermärkten sieht: das Tesla Model Y verkauft sich aktuell doppelt so gut wie das in die Jahre gekommene Model 3. Von den Nicht-Tesla-Modellen ist der Rivian R1S besonders beliebt, aus Europa und Asien erfreuen sich Modelle wie Audi Q4 / Q5, Hyundai Ioniq 5, Nissan Ariya und BMW i4 nennenswerter Beliebtheit. Aktuell werden mehr als 30 Prozent aller in den USA verkauften Elektromodelle in Kalifornien verkauft; ähnlich wie in Europa sollen ab 2035 in dem Bundesstaat an der Pazifikküste nur noch Fahrzeuge verkauft werden, die keine Emissionen ausstoßen. Wer denkt, dass die Ladeinfrastruktur im Silicon Valley mit der in Deutschland vergleichbar sei, irrt. Es gibt deutlich weniger Ladesäulen und nur selten Hypercharger. Wenn mit Höchstgeschwindigkeit im öffentlichen Raum an einer Mall oder einem Supermarkt nachgetankt werden kann, dann ist es zumeist an den Tesla-Superchargern, die längst auch immer mehr von Fahrern anderer Marken bevölkert werden. Die meisten Fahrer eines Elektroautos laden jedoch in der eigenen Garage mit minimalen Ladetempo über Nacht mit schmalen 110 Volt oder allenfalls einer Wallbox. Viele Firmen bieten ihren Mitarbeitern zudem die Möglichkeit, das eigene Fahrzeug kostenlos auf dem Firmenparkplatz aufzuladen.

Doch neben den zahllosen Elektroautos auf den Straßen und Highways rund um Menlo Park, Sunnyvale oder Mountainview, wo sich vor Jahrzehnten auch die deutschen Autohersteller wie Audi, BMW, Mercedes oder VW mit sogenannten Tech-Offices niedergelassen haben, sind Klassiker aus den 1970er und 1980er Jahren im Silicon Valley beliebter denn je. Die europäischen Hersteller haben hier den direkten Kontakt zu den Start-Ups, testen autonomes Fahren, Kleinkomponenten oder Displaytechnik. VW Käfer, BMW 2002, Mercedes E-Klasse oder Volvo 240 parken in vielen der Wohnstraßen und vor den Geschäften. Gerade die Kombimodelle scheinen als Familienauto einen festen Platz im entsprechenden Fuhrpark zu haben und sind weit häufiger zu sehen als Hightech-Trendmobile wie ein Lucid Air, VW ID Buzz oder ein Tesla Cybertruck, der in den Wohnsiedlungen wirkt, wie ein abgestürztes Ufo.

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