Die Europameisterschaft in Frankreich steht vor der Tür und spätestens mit dem Anpfiff des Spiels des Gastgebers gegen Rumänien am 10. Juni werden auch wieder die mit allerlei Fähnchen und Wimpeln in Schwarz-Rot-Gold geschmückten Autos unterwegs sein. Aber was taugen diese Fanartikel wirklich? Der Auto Club Europa (ACE) hat gemeinsam mit der Dekra und AutoBild zehn Fußball-Fanartikel fürs Auto getestet.
Sechs Produkte konnten dabei überzeugen: Neben den Klassikern Fähnchen (in verschiedenen Varianten) eignen sich auch Motorhauben-Bezug und Magnetflagge für die Fahrt während der EM-Zeit. Wer etwas Neues ausprobieren möchte, greift zu Fanflosse und Windhose. Sie sind stabil und halten auch höhere Geschwindigkeiten aus. Als Testwagen dienten ein Mercedes-Benz C 250 d mit 204 PS und ein Opel Corsa 1.3 CDTI mit 95 PS. Die Fanflosse für 14,99 Euro ist bis 180 km/h getestet, wird vom Hersteller aber nur bis zu Geschwindigkeiten von 130 km/h empfohlen, bei Sturm und Wind soll sie am besten nicht benutzt werden. Außerdem sollen sich Menschen mit Herzschrittmacher von dem Magneten fernhalten, auch bei Kreditkarten und Datenträgern sei Vorsicht geboten, es drohe ein Datenverlust, warnt die Packungsbeilage. Den Fahrtest mit dem Corsa bestand der Artikel, auf dem Dach des Mercedes hielt er allerdings nicht, da dieses nicht magnetisch ist. Der ACE empfiehlt, die Fanflosse vor Autobahnfahrten abzunehmen. Fußballfans sollten außerdem darauf achten, dass das Autodach den Magneten auch wirklich hält, und das Produkt auch nicht an anderen Stellen am Auto befestigen.
Die Heckscheibenwischerhand für 5,50 Euro wirkte auf die Tester zunächst sehr sympathisch, da sie nachfolgende Fahrern bei Regenwetter etwas aufheitern könnte. Doch schon die Montage – die Hand muss mit zwei Saugnäpfen am Scheibenwischer festgedreht werden – erwies sich als Fummelarbeit. Eine erste Belastungsprobe im Stand bestand sie problemlos, während der Fahrt war dann aber schnell Schluss: Nach ungefähr fünfmal Wischen verabschiedete sich die Hand.
Die Magnetflagge für 4,89 Euro soll bis maximal 120 km/halten: Einfacher geht’s nicht mehr. Die Flaggen werden an die Tür gepappt und bleiben dort auch. Selbst bei Geschwindigkeiten über 200 km/h hatten sie sich im Test noch nicht einmal verschoben. Vor der Fahrt auf die Autobahn sollten sie aber dennoch sicherheitshalber abgenommen werden, rät der Autoclub.
Keine Empfehlung wert sind die Spiegelsocken, das Zweierpack für 3,69 Euro. Warnhinweise des Herstellers fehlen. Sowohl beim Opel als auch beim Mercedes-Benz benötigten die Tester recht lange, bis die Socken einigermaßen passten. Noch schlimmer war allerdings, dass der Mercedes nacheinander den Ausfall von Totwinkel-,Verkehrszeichen- und Fernlichtassistent sowie ESP meldete. Dekra-Experte Mario Zweig warnt daher vor den Überziehern: Sobald ein System im Spiegel integriert ist und damit beeinträchtigt werden kann, sind sie schlicht verboten. Das gilt auch dann, wenn der Blinker im Spiegel sitzt. Das ist beim Test-Corsa nicht der Fall gewesen, allerdings darf laut Straßenverkehrsordnung die Spiegelfläche nicht beeinträchtigt werden – was hier der Fall war. Zu allem Überfluss verabschiedete sich eine der Socken auch noch während der Fahrt.
Fast schon ein Klassiker sind die Fähnchen, die einfach in den Seitenscheiben eingeklemmt werden. Und mit 99 Cent pro Stück sind sie auch extrem günstig. Allerdings fehlten bei der getesten Flagge eine Montageanleitung oder Warnhinweise. Ab 50 km/h standen die Testkandidaten steif im Wind, und der dünne Plastikstab bog sich nach hinten. Erst bei ungefähr 160 km/h wurde das erste Fähnchen davongeweht. Es folgten weitere. Und die, die am Schluss noch am Auto hingen, waren ziemlich ausgefranst.
Neu im Sortiment der EM-Fan-Artikel für das Auto ist die Windhose für 8,95 Euro. Der Verkäufer legte extra Zettel mit Montageanleitung bei, aber keine Warnhinweise. Die Befestigung an den Fenstern erwies sich als relativ schwierig, die Klemme ließ sich nur mit Hilfe eines Schlüssels auseinanderbiegen. Im Gegensatz zu den Fähnchen machte der Plastikstab der Windhosen einen deutlich stabileren Eindruck. Die ersten Runden bis 180 km/h überstand das Produkt recht gut, bei 200 km/h gab das Plastik dann aber nach und nach nach und Halterung verformte sich immer mehr und immer schneller. Der ACE empfiehlt, die Windhose für den Autokorso und im Stadtverkehr, rät aber von Dauerbelastung bei höheren Geschwindigkeiten ab.
Der Motorhaubenbezug für 18 Euro kam ohne Anleitung und Hinweise. Für die C-Klasse war er eigentlich zu klein und musste ziemlich gedehnt werden, bis er passte. Für den Corsa hingegen war er wiederum viel zu groß und warf Falten. Doch einmal gut befestigt, hielt er bei beiden Autos bombenfest und nichts flatterte oder verschob sich,
Mit genauer Montageanleitung und einem Warnhinweis bis 200 km/h wurden die Fensterflaggen im Zweierpack für 13,99 Euro gekauft. Schon beim Überziehen über die Türen entstand das erste Loch im Stoff, aber davon abgesehen blieben die Fensterflaggen an Ort und Stelle – ebenso nach mehreren Runden mit über 200 km/h. Auch der Gesetzgeber sieht kein Problem, der Sichtkreis des Fahrers muss nur bis 180 Grad gesichert sein, die hinteren Scheiben dürfen somit verdeckt sein. Wer sie im Autokorso benutzt, der sollte dennoch unbedingt auf die gute Rundumsicht achten.
Die bis 120 km/h freigegeben Autofinne gibt es im Zweierset für 9,95 Euro. Mit Klebestreifen (nur einmal verwendbar) werden die Schaumstoffteile an der Motorhaube befestigt, wird die Haube wieder zugeklappt, halten die Finnen. Sie überraschten im Test und überstanden auch mehrere Runden bei über 200 km/h. Trotzdem empfiehlt der ACE auch hier, sie vor längeren oder schnelleren Autobahnfahrten zu entfernen, um andere Verkehrsteilnehmer im Zweifelsfall nicht zu gefährden.
Beim 11,90 Euro teuren Fähnchen für die Antenne warnt der Anbieter vor hohen Geschwindigkeiten. Am Corsa passte der Fanartikel dank klassischer Fahrzeugantenne und mitgeliefertem Adapter. Auch bei Höchstgeschwindigkeit blieb der Radioempfang noch top, das Fähnchen hielt und franste dank guter Verarbeitung auch nicht aus. (ampnet/jri)
Fotos: ACE
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