Man könnte jetzt natürlich freudig von einem Top-10-Ergebnis reden. Solch ein Euphemismus mag zwar im heutigen PR-Sprech gut ankommen, aber wir als Mercedes-Fans sind Freunde klarer Worte. Nach 24h aufregenden Stunden auf dem berühmten Kurs in Spa-Francorchamps stand für Mercedes-AMG NUR ein 10. Platz in der Gesamtwertung als bestes Ergebnis zu Buche. Das war ganz sicher nicht das Ergebnis, dass man sich im AMG-Lager vorgestellt hatte. Hier wünschte man sich wie in den vergangenen Jahren sehnlichst den Gesamtsieg. Aber auch wie in den vergangenen Jahren klappte dies auch 2021 nicht. Die Gründe sind vielschichtig. Neben einigen prominenten Ausfällen muss man sich auch fragen, ob schon im Vorfeld einiges nicht optimal gelaufen ist. Immerhin der Doppelsieg im Silvercup durch das bärenstarke Team Madpanda Motorsport und Toksport WRT gaben Anlass zur Freude.
Als es am Ende nochmal richtig spannend wurde und eine halbe Stunde vor Schluss im strömenden Regen erbittert um den Sieg gekämpft wurde, waren die Boliden von Mercedes-AMG Motorsport Customer Racing schon lange keine Siegkandidaten mehr. Mit der Startnummer 89 vom Team AKKA ASP lag ein Kundenfahrzeug auf dem 10. Rang und beendete das 24h-Rennen in Spa damit als bester Mercedes. Direkt dahinter kam die Truppe von Madpanda Motorsport ins Ziel und feierte damit den Klassensieg im Silvercup, der nur Piloten mit der FIA-Einstufung Silber oder Bronze vorbehalten ist. Phasenweise war Madpanda sogar der bestplatzierte AMG in der Gesamtwertung, was auch ein deutlicher Hinweis auf die Performance der Sterne ist.
Schnell, aber viel Pech und technische Probleme
Die reine Schnelligkeit war dabei gar nicht das Problem der AMG-Besatzungen, wie die Pole Position von Raffaele Marciello im AKKA-AMG mit der #88 zeigte. Der einzige weitere werksunterstützte Mercedes mit der #4 und Maro Engel am Steuer folgte auf Rang vier. Der Speed war also da, das Rennglück und vor allem die Zuverlässigkeit allerdings nicht. Schon früh musste beispielsweise Patrick Assenheimer mit seinem AutoArenA-AMG, den er sich mit Teambesitzer Hubert Haupt, Indy Dontje und dem Italiener Michele Beretta teilte, die Segel streichen. Der Grund: technische Probleme. Man hörte von einem Getriebeschaden. Ebenfalls durch technisches K.O. aus dem Rennen gerissen wurde das hoch favorisierte Auto mit der #88, das mit einen Aufhängungsschaden ausfiel. Und auch das zweite Werksauto blieb nicht ungeschoren. Die #4 vom Haupt Racing Team wurde in mehrere Zwischenfälle verwickelt und musste das Rennen ebenfalls aufgeben, weil das Auto zu stark beschädigt war. Weiter dezimiert wurde das AMG-Feld durch den Ausfall vom Team Getspeed durch einen Kontakt. Ähnlich erging es dem Team WWR, das in aussichtsreicher Position durch einen Unfall aus dem Rennen gerissen wurde.
Die "Rote Sau" im Pech
Schon weit vor dem Start begannen die Probleme der „Roten Sau“, einem in Retrofarben lackierten Mercedes-AMG GT3 mit den Top-Piloten Maximilian Götz, Maximilian Buhk und eigentlich Yelmer Buurman am Steuer. Der Niederländer allerdings musste kurzfristig absagen, weshalb mit Nicky Catsburg ein aktueller BMW-Werksfahrer (!) einsprang. Während der Trainings kam die relativ unerfahrene HubAuto-Mannschaft wegen technischer Probleme kaum zu fahren und konnte das Auto dementsprechend nur schlecht auf das Rennen vorbereiten. Startplatz 42 war die Folge. Von so weit hinten konnten auch die Top-Piloten keine Wunder mehr vollbringen. Ein Reifen- und ein Aufhängungsschaden sorgten dann zusätzlich für einen langen Reparaturstopp. Ohne Chance auf eine gute Platzierung nahm die Crew aber das Rennen wieder auf und brachte den AMG mit der prestigeträchtigen Lackierung über die Ziellinie. Hier musste man sich allerdings schon fragen, warum man ein solch wichtiges Projekt– immerhin ging es um das 50. Jubiläum des legendären ersten AMG-Sieges hier in Spa – und eine solch schlagkräftige Fahrercrew aus Werkspiloten mit einem doch eher unerfahrenen und bislang nicht auf Top-Niveau agierenden Team wie der asiatischen HubAuto-Mannschaft zusammenspannt. Hier wäre ein werksunterstütztes Auto ganz klar die bessere Wahl für dieses Projekt gewesen. Diesem Thema werden wir uns in den nächsten Tagen nochmals gesondert annehmen.
Was sonst noch auffiel: Mit Ausnahme der beiden tatsächlichen Werksautos und vielleicht noch dem zweiten HRT-AMG mit der Paarung Assenheimer/Haupt/Dontje/Beretta hatte keines der weiteren Mercedes-Teams aufgrund der Zusammenstellungen der Fahrer-Crews echte Chancen in der Gesamtwertung. Das ist sehr verwunderlich, schließlich geht es hier um das größte GT3-Rennen auf diesem Planeten, gewissermaßen der Saisonhöhepunkt in der GT3-Welt.
Unsere große Galerie mit allen Bildern aus Spa: 141 Bilder Fotostrecke | 24h von Spa: Impressionen der Mercedes-AMG GT3 auf der Ardennen-Achterbahn
Doppelsieg im Silvercup
Erfolgreich verlief hingegen das Rennen im Silver-Cup: Im Mercedes-AMG GT3 #90 von Madpanda Motorsport lagen Rik Breukers (NED), Ezequiel Perez Companc (ARG), Patrick Kujala (FIN) und Ricardo Sanchez (MEX) über weite Strecken der 24-Stunden-Distanz in Führung. Schlussfahrer Breukers machte nach 551 Runden den Klassensieg (P11 gesamt) perfekt. Der #7 von Toksport WRT gelang ebenfalls der Sprung auf das Klassenpodium: In der verregneten und turbulenten Schlussphase eroberten Marvin Dienst (GER), Axcil Jefferies (ZIM), Paul Petit (FRA) und Oscar Tunjo (COL) den zweiten Silver-Cup-Platz (P13 gesamt). Auch die beiden Autos von SPS Performance, die als 21. und 25. Im Gesamtklassement ins Ziel kamen, machten als reine Kundensporteinsätze einen guten Job. Top-Piloten wie Lance David Arnold oder Dominik Baumann teilen sich hier die Cockpits mit Amateuren und fahren um Klassensiege.
Pos.
Ges. |
Pos.
Kl. |
Nr.
|
Fahrzeug
|
Team
|
Fahrer
|
Rd.
|
||||||
1.
|
1.
Pro
|
51
|
Ferrari 488 GT3
|
Iron Lynx
|
Come Ledogar (FRA), Nicklas Nielsen (DEN), Alessandro Pier Guidi (ITA)
|
556
|
||||||
2.
|
2.
Pro
|
32
|
Audi R8 LMS GT3
|
Audi Sport Team WRT
|
Dries Vanthoor (BEL), Kelvin van der Linde (RSA), Charles Weerts (BEL)
|
556
|
||||||
3.
|
3.
Pro
|
95
|
Aston Martin Vantage GT3
|
Garage 59
|
Nicki Thiim (DEN), Ross Gunn (GBR), Marco Sorensen (DEN)
|
556
|
||||||
...
|
|
|
|
|
|
|
||||||
10.
|
10.
Pro
|
89
|
Mercedes-AMG GT3
|
AKKA ASP Team
|
Lucas Auer (AUT), Timur Boguslavskiy (RUS), Felipe Fraga (BRA)
|
552
|
||||||
11.
|
1.
Silver
|
90
|
Mercedes-AMG GT3
|
Madpanda Motorsport
|
Rik Breukers (NED), Ezequiel P. Companc (ARG), Patrick Kujala (FIN), Ricardo Sanchez (MEX)
|
551
|
||||||
13.
|
2.
Silver
|
7
|
Mercedes-AMG GT3
|
Toksport WRT
|
Marvin Dienst (GER), Axcil Jefferies (ZIM), Paul Petit (FRA), Oscar Tunjo (COL)
|
550
|
||||||
21.
|
5.
Silver
|
40
|
Mercedes-AMG GT3
|
SPS automotive performance
|
Lance D. Arnold (GER), Miklas Born (SUI), Jordan Love (AUS), Yannick Mettler (SUI)
|
547
|
||||||
23.
|
7.
Silver
|
87
|
Mercedes-AMG GT3
|
AKKA ASP Team
|
Thomas Drouet (FRA), Simon Gachet (FRA), Konstantin Tereschenko (RUS)
|
545
|
||||||
25.
|
6.
Pro-Am
|
20
|
Mercedes-AMG GT3
|
SPS automotive performance
|
Dominik Baumann (AUT), Colin Braun (USA), George Kurtz (USA), Valentin Pierburg (GER)
|
544
|
||||||
34.
|
8.
Pro-Am
|
69
|
Mercedes-AMG GT3
|
RAM Racing
|
Ricky Collard (GBR), Robert Collard (GBR), Sam De Haan (GBR), Fabian Schiller (GER)
|
474
|
||||||
36.
|
12
Pro
|
4
|
Mercedes-AMG GT3
|
Mercedes-AMG Team HRT
|
Vincent Abril (MCO), Maro Engel (GER), Luca Stolz (GER)
|
431
|
||||||
37.
|
13.
Pro
|
50
|
Mercedes-AMG GT3
|
HubAuto
|
Maximilian Buhk (GER), Nicky Catsburg (NED), Maximilian Götz (GER)
|
408
|
||||||
DNF
|
DNF
Pro-Am
|
2
|
Mercedes-AMG GT3
|
GetSpeed Performance
|
Nico Bastian (GER), Olivier Grotz (LUX), Jim Pla (FRA), Florian Scholze (GER)
|
376
|
||||||
DNF
|
DNF
Pro
|
88
|
Mercedes-AMG GT3
|
Mercedes-AMG Team AKKA ASP
|
Jules Gounon (FRA), Daniel Juncadella (ESP), Raffaele Marciello (ITA),
|
344
|
||||||
DNF
|
DNF
Silver
|
57
|
Mercedes-AMG GT3
|
WINWARD Racing
|
Philip Ellis (SUI), Mikaël Grenier (CAN), Russell Ward (USA)
|
167
|
||||||
DNF
|
DNF
Silver
|
5
|
Mercedes-AMG GT3
|
Haupt Racing Team
|
Patrick Assenheimer (GER), Michele Beretta (ITA), Indy Dontje (NED), Hubert Haupt (GER)
|
71
|
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