Ab der kommenden Saison der World Endurance Championship WEC (Sportwagen Weltmeisterschaft) mit dem Highlight 24h von Le Mans sind neben den brutalen Prototypen erstmals auch GT3-Fahrzeuge zugelassen, die die GTE-Boliden ablösen werden. Das wäre die Chance auf eine Rückkehr von Mercedes nach Le Mans gewesen, auf die viele Fans so sehnsüchtig warten. Daraus wird nun nichts, denn Mercedes-AMG wurde vom Veranstalter ACO trotz intensiver Bewerbung nicht berücksichtigt!
Mercedes geht leer aus
Mercedes macht seit vielen Jahren einen großen Bogen um Le Mans. Nach zwei großen Dramen - dem schweren Unfall mit mehreren Toten im Jahr 1955 sowie den "fliegenden " CLR-Prototypen 1999 - scheute man diese Strecke, auf der die Marke mit dem Stern in der legendären Gruppe-C-Ära so viele Erfolge einfahren konnte. Rächt sich diese Abstinenz jetzt etwa? Es scheint fast so, denn während praktisch alle GT3-Hersteller vom veranstaltenden ACO zumindest einen der begrenzten Startplätze erhielten, gingen die AMG-Jungs neben Audi als Einzige leer aus. Bei Audi erklärt sich dies mit dem verkündeten Ausstieg als Werk aus dem GT3-Sport. Audi hatte sich zwar ebenfalls beworben, aber der ACO sah wohl keine Perspektive ohne Werkseinsatz.
Kein Hypercar, keine WEC
Bei Mercedes liegt der Fall anders. Laut Motorsport-Chef Christoph Sagemüller hat sich AMG intensiv um Startplätze beworben. Nun muss man wissen, dass der ACO bevorzugt GT3-Bewerber berücksichtigt, die auch in der Top-Klasse LMH ein Fahrzeug am Start haben. So waren BMW, Porsche, Ferrari, Lamborghini, Corvette (wegen Cadillac) und Lexus (wegen Toyota) bereits gesetzt. Aston Martin bekam wegen der Ankündigung, im Jahr 2025 ein Hypercar zu bauen, ebenfalls einen Startplatz. Interessant wird es bei den beiden zugelassenen Fahrzeugen von McLaren und Ford, die wohl wegen ihrer Historie noch Berücksichtigung fanden, obwohl kein Hypercar im Portfolio ist. Historie hat aber Mercedes mindestens ebenso vorzuweisen. Spielt hier eine Rolle, dass AMG sich seit Jahren weigert, auch nur über einen Einsatz eines Hypercars nachzudenken? Mit dem Mercedes-AMG One hätte man ja die passende Serienbasis im Stall, die man damit bestens in Szene setzen könnte. Dass man dies kategorisch ausschließt, dürfte bei der durchaus eitlen ACO nicht gut angekommen sein. "Es war nicht einfach, einige Entscheidungen zu treffen", sagte WEC-CEO Frederic Lequien in einer internationalen Medienrunde. "Wir haben ein begrenztes Feld von 37 Autos, und wir müssen alle verschiedenen Kriterien berücksichtigen. Durch die Bestimmungen des Sportreglements gibt es Kriterien, die vom Auswahlkomitee verwendet werden, das sich auf die Historie eines Teams, die Leistung des Autos und viele verschiedene Kriterien stützt. Ich denke, wir haben einige logische und richtige Entscheidungen getroffen, auch wenn es nicht einfach war."
Nicht mal eine Absage - AMG ratlos
Mercedes-AMG Motorsport Chef Christoph Sagemüller äußerte gegenüber dem Motorsport-Magazin, dass man sich an alle Vorgaben gehalten hätte: "Unter anderem auf Grund der großen Nachfrage unserer Teams haben wir dem Veranstalter frühzeitig unsere Ambitionen mitgeteilt, ab der Saison 2024 an der LMGT3 teilzunehmen." Über die Gründe der Absage wurde man nicht informiert. Vielmehr erfuhr die AMG-Truppe erst aus der veröffentlichten Startliste von ihrer Nichtberücksichtigung. "Es ist erstaunlich, aber eine offizielle Absage haben wir bisher nicht erhalten", meinte Sagemüller gegenüber dem Motorsport-Magazin. "Dennoch bleiben wir nach wie vor im Austausch mit dem ACO und bemühen uns weiterhin um eine Startberechtigung zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Grundsätzlich sind wir aber natürlich enttäuscht, dass wir als Mercedes-AMG nicht berücksichtigt wurden."
Chance vertan
Sehr schade für alle Mercedes-Fans, denn eine Rückkehr nach Le Mans hatte man eigentlich seit der Bekanntgabe des Reglementwechsels hin zu den GT3 fest erhofft. Schließlich sind die GT3-Boliden von AMG seit vielen Jahren extrem erfolgreich und gehören in jede Meisterschaft, vor allem in eine Weltmeisterschaft. Dass der ACO hier blockt, spricht eine deutliche Sprache über die Beziehung von Mercedes und dem legendären Rennen.
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