Was im ersten Moment etwas satanisch klingt, verstehen Menschen mit Benzin im Blut sofort. Am 18.06.1927 wurde die Rennstrecke „Nürburgring“ mit einem Motorradrennen eingeweiht. Der schottische Formel 1 Pilot Jackie Steward taufte die anspruchsvollste Rennstrecke der Welt später „Grüne Hölle“. Damals war die Nürburgring Nordschleife 23km lang und hatte 187 Kurven. Die 4,542 km lange Grand-Prix Strecke wurde erst 1984 eröffnet.
Oft stand die Existenz der gefährlichen Strecke auf der Kippe. Die Nordschleife ist einzigartig. Aufgrund der geographischen Lage in der Eifel verfügt der Ring über extreme Steigungen und Gefälle. Es gibt zahlreiche unübersichtliche Kuppen und die eifeltypischen Wetterkapriolen sorgen oft für vier Jahreszeiten an einem Tag. Aufgrund der Länge der Strecke kann an einer Stelle die Sonne scheinen, während es an einer Anderen regnet. Es herrschen zudem ständig wechselnde Lichtverhältnisse zwischen schattigen Waldpassagen und sonnigen Lichtungen. Erschwerend kommen unterschiedliche Straßenbeläge und die einzigartige Steilkurve „Karussell“ aus Waschbetonplatten hinzu. Die oft nur 1m schmalen Randbegrenzungen ohne Auslaufzone bis zur Leitplanke sind lebensgefährlich. So verlangte die Strecke auch letztes Wochenende den mutigen Rennfahrern alles ab und sorgt auch nach 90 Jahren noch für furchteinflößende Rennaction.
Drei Tage nonstop historisches Motorsportprogramm vom Feinsten
Mehr als 12 verschiedene Rennserien absolvierten ihre Läufe. Motorräder und Autos wechselten sich auf der Grand Prix Strecke ab. Auf der Nordschleife wurde ebenfalls gekämpft. Die abwechslungsreichen Rennserien reichten von den „Vintage Prewars“ vor 1940, mit den Mercedes Kompressorfahrzeugen und den Bentleys, bis hin zu dem „Kampf der Zwerge“ mit den Fahrzeugen vor 1974 und bis maximal 1300ccm wozu die Fiat 500 und NSU TT gehören. Die Tourenwagen Classics absolvieren mit den 190er Mercedes Evos und BMW E30 ihre zweite Saison. In der interessanten „A Gentle Drivers Trophy“ kämpften z.B.: Porsche 356 mit einem Lotus 17 und einem Ferrari 330 GTO. In der „Historic Grand-Prix & Formula Junior Cars“ Serie findet man Autos vom 1933er Maserati 8CM bis zum 1975er Reynard Super Ford 2000. In der FHR HTGT Serie fährt unter anderem der 6,3 Liter Mercedes von Gustav Edelhoff, der Ford GT40 von Frank Stippler und der Mercedes 280 SL von Klaus Schenatzky. Die historische Formel 2 FIA Serie präsentierte die faszinierenden Einsitzer der späten 1960er und 1970er Jahre. Marken wie March, Lola, Lotus und Brabham gingen an den Start. Neu ist die „100 Meilen Trophy“ in der neuere Fahrzeuge der wilden 70er- 80er- Jahre ihren Platz finden. Hier gingen Monster vom Schlag eines Kremer-Porsche K2 und K3 neben zwei BMW M1 Procar und einem Mercedes 450SLC an den Start. Am Sonntag fand das dreistündige „Eifelrennen“ mit dem größten Starterfeld von 139 gemeldeten Fahrzeugen in unterschiedlichen Klassen statt. Überwältigend war das Aufgebot der zahlreichen Prewar Fahrzeuge, die sich standesgemäß im schönen alten Fahrerlager einfanden. Bilder und eine Geräuschkulisse, die unvergesslich sind.
Mercedes-Benz zu Ehren des Nürburgrings
In der 90-jährigen Geschichte des Nürburgrings feierte die Stuttgarter Autoschmiede unzählige Rennerfolge in der Eifel. Der 1901 in Remagen am Rhein geborene Otto Wilhelm Rudolf Caracciola gewann das erste Autorennen auf dem Nürburgring 1927 mit dem damals neuen Mercedes-Benz 26/170/225 PS Typ S Rennsport-Tourenwagen. Das alleine ist schon Grund genug gewesen, die Marke mit dem Stern nach 90 Jahren zu präsentieren. Mehr als 12 Preziosen durften das Mercedes-Benz Museum verlassen und reihten sich als Geburtstagsgäste ein. Eine der ausgestellten Augenweiden war der 8 Zylinder 2,5 Liter Rennwagen W 196R von 1955 mit 290 Ps. Mit diesem Monoposto gewann Juan Manuel Fangio 1955 am Nürburgring den großen Preis von Europa. Der Mercedes-Benz Stand war eine, von industriellem Charme geprägte Kulisse aus Metalgerüsten im neuen Fahrerlager. Im Inneren der Gitterkonstruktion wurden DTM Fahrzeuge von Klaus Ludwig, Bernd Schneider und Robert Wickens in Szene gesetzt. Einige Rennfahrergrößen, die nun als Sympathieträger und Markenbotschafter fungieren, bewegten die mitgebrachten Rennboliden und präsentierten sich auf der Bühne des Mercedes Standes, bevor eine Musikgruppe das Heulen der Rennmotoren auf der Strecke übertönte und die gute Stimmung der Besucher weiter anheitzte.
Mercedes Sympathieträger
Die 1965 in Mönchengladbach geborene Ellen Lohr und ehemalige DTM Mercedes Pilotin der neunziger Jahren, fährt heute Mercedes Renntrucks. Sie führte durch das Programm auf der Bühne des Mercedes Standes. Der 1946 in Dorfen, bei München geborene Jochen Maas fuhr ab 1988 für Sauber Mercedes Rennen und siegte auch in Le Mans 1989. Er bewegte im „Elefantenrennen“ zur Feier des Nürburgrings den Mercedes-Benz Typ SS (Supersport) W06 6 Zylinder mit 7,1 Liter Hubraum und 225 Kompressor Ps von 1928 in rot. Roland Asch, der 1950 in Altingen das Licht der Welt erblickte und ebenfalls ab 1988 erfolgreich für Mercedes in der DTM unterwegs war, pilotierte im gleichen Rennen den Mercedes S W06 in weiß mit geschlossenem Verdeck. Der Bonner Klaus Ludwig, Jahrgang 1949 fuhr ab 1989 fünf Jahre für das Mercedes AMG Team und erlangte 19 Siege. Maximilian Götz aus Ochsenfurt ist Baujahr 1986 und somit der jüngste der Mercedes Markenbotschafter. Durch seine Anwesenheit spannte Mercedes den Bogen von den frühen Kompressorfahrzeugen, über die Rennstars der 90er bis zur heutigen DTM.
Mercedes-Benz „All Time Stars“ feiert mit
Eine noch junge Sparte von Mercedes Benz sorgte ebenfalls für Aufsehen. Patrik Gottwick von Mercedes-Benz „All Time Stars“ präsentierte einige interessante „Gebrauchtwagen“. Mercedes-Benz kauft interessante old und youngtimer und bereitet diese, wenn nötig, fachmännisch auf. Der Handel mit den eigenen Sammlerfahrzeugen bietet dem Käufer größtmögliche Sicherheit in Bezug auf den Zustand, die Historie und die Restauration des Fahrzeugs. Vor Ort wurde ein Mercedes-Benz 190 E 2,5-16V Evo II präsentiert. Einer von nur 502 gebauten aus dem Jahr 1990 der nun über 200.000 Euro wert ist. Außerdem stand ein W198 300 SL Roadster von 1960 aus dem Mercedes Classic Center in Fellbach zum Verkauf. Gleich daneben war ein 300 SL R107 von 1887 platziert. Ein grünes 320 CE Coupé Baujahr 1994 rundete das Angebot ab.
Text & Fotos: Stefan Gerhauser
60 Bilder
Fotostrecke | Nürburgring Classic 16.-18.06.2017: 90 Jahre Nürburgring - wir feiern die Hölle!
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