Formel 1 Testfahrten in Bahrain

Stotterstart für Mercedes - fehlerhafte Strategie?

Formel 1 Testfahrten in Bahrain: Stotterstart für Mercedes - fehlerhafte Strategie?
Erstellt am 13. März 2021

Der erste Tag der Formel-1-Testfahrten in Bahrain war für das Mercedes-AMG Petronas F1 Team von vielen Problemen geprägt, die den Testplan gehörig durcheinanderwarfen. Besonders bitter ist dies angesichts der in diesem Jahr weiter reduzierten Testzeit. Hat man da eine falsche Strategie gewählt?

Alle fahren, der Stern steht

Schlimmer hätte es nicht kommen können - während alle Kontrahenten am Vormittag des ersten Testtages in Bahrain fleißig ihre Runden drehten, schaffte der neue W12 von Valtteri Bottas nur eine einzige Runde und verschwand dann für 3 Stunden (!) in der Box. Getriebeprobleme machten einen Wechsel des Aggregates nötig. Das ist schon fast peinlich für die erfolgsgewohnte Mannschaft aus Brackley, die normalerweise von technischen Problemen nur aus der Ferne weiß.

Verzicht auf den üblichen Shake Down - ein Fehler?

Genau diese technische Überlegenheit könnte ein Grund für das Schlamassel am Vormittag gewesen sein, denn im Gegensatz zu allen anderen Teams verzichtete Mercedes auf den üblichen "Shake Down", eine kurze Testfahrt zu Hause im Rahmen von Filmaufnahmen, um die Systeme zu checken. Hier verließ man sich auf Prüfstandstests und wurde dann vor Ort kalt erwischt. Besonders bitter auch für Bottas, der kurz vor Ende der vierstündigen Vormittagssession nur noch ein paar langsame Runden für Aerotests drehen konnte.

Probleme mit dem Fahrverhalten

Am Nachmittag versuchte Lewis Hamilton dann, den Testrückstand wettzumachen. Allerdings herrschte fast die ganze Session über ein wahrer Sandsturm auf dem Wüstenkurs, der das Sammeln von relevanten Daten fast unmöglich machte. Aber auch mit bloßem Auge war deutlich zu erkennen, dass Hamilton ordentlich Probleme mit seinem Boliden hatte, der sehr nervös wirkte und viele Verbremser des Champions provozierte. Die Balance war ganz offensichtlich noch nicht da, wo die Piloten sie haben wollen.

Noch bleibt dem Team genügend Zeit, um den Testrückstand zu minimieren. Vielleicht waren diese Probleme ein Warnschuss, der das Team aufrüttelt und wieder zu Höchstleistungen zwingt. Angesichts der starken Gegner in diesem Jahr dürfte das auch nötig sein.

Valtteri Bottas
Das gesamte Team hatte sich darauf gefreut, heute auf die Strecke zu fahren, aber auf der Installationsrunde haben wir dann leider Schwierigkeiten mit dem Getriebe festgestellt. Danach mussten wir das Problem finden und das Getriebe wechseln, was einige Zeit in Anspruch nahm. So konnten wir erst am Ende der Vormittags-Session wieder herausfahren, um noch ein paar Runden vor der roten Flagge zu drehen. Alles in allem habe ich sechs Umläufe zurückgelegt, bei allen hatte ich Messgeräte am Auto. Insgesamt bin ich heute also nicht viel zum Fahren gekommen, was keinen idealen Auftakt darstellt.
 
In den vergangenen Jahren lief es größtenteils reibungslos, weshalb dies keine gewohnte Erfahrung für uns ist. Das Gute daran ist, dass man in diesem Jahr verpasste Fahrzeit hoffentlich aufholen kann. Denn durch die Auswirkungen der Budgetobergrenze werden die Kilometer beschränkt. Ich bin zuversichtlich, dass wir die verpasste Zeit wieder hereinholen können und freue mich am restlichen Wochenende auf zwei gute Testtage.
 
Lewis Hamilton
Heute war sicher nicht der sauberste Tag, den wir bislang erlebt haben, aber diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen. Jeder hat unheimlich hart gearbeitet, damit wir an diesen Punkt kommen. Das Missgeschick am Vormittag war Pech für Valtteri, der dadurch Testzeit auf der Strecke verloren hat und das Team arbeitet hart daran, die Ursache dafür zu verstehen. Sie haben fantastische Arbeit geleistet, um das Auto wieder fahrtüchtig zu machen. Aber auch die zweite Session verlief nicht ganz ohne Herausforderungen. Es ist unsere Aufgabe, Lösungen für diese Probleme zu finden. Wir hatten eben ein gutes Debriefing und wir werden weiter hart arbeiten.
 
Ich habe in all den Jahren, die ich auf dieser Strecke gefahren bin, noch nie einen Sandsturm erlebt. Der Sand verhielt sich wie Regen. Wenn Sand auf die Reifen gerät, ist das nicht gut für ihre Haltbarkeit. Gleichzeitig wird es dadurch schwierig, konstante Long Runs zu fahren. Auf einer schnellen Runde ist es nicht ganz so schlimm, aber zu dieser Jahreszeit müssen wir viele Runden zurücklegen, um Daten zu sammeln.
 
Jetzt müssen wir das Positive aus dem heutigen Tag mitnehmen. Ich erinnere mich an die Testfahrten im Jahr 2007. Damals hatte ich zehn Tage im Auto, aber seitdem werden es immer weniger. Vor dem ersten Rennen haben wir nur eineinhalb Testtage und das mit anderen Reifen und neuen Aerodynamikänderungen. Das ist nicht einfach, aber es ist für alle gleich. Ich denke, dass mir meine neun Jahre Erfahrung mit diesem Team helfen werden, um das Beste daraus zu machen.
 
Andrew Shovlin
Das war heute ein schwieriger Testauftakt für uns. Durch Valtteris Getriebeproblem haben wir mehr oder weniger den gesamten Vormittag verloren. Entsprechend viel hatten wir in der Mittagspause zu tun und wir konnten mit Lewis erst mit Verspätung in die Nachmittags-Session starten. Nachdem wir mehr zum Fahren kamen, wurde uns klar, dass unser Auto nicht im richtigen Balancefenster war. Während wir uns im Laufe des Tages steigern konnten, sind wir noch nicht damit zufrieden, wie sich das Auto verhält. Es ist eindeutig, dass wir noch Arbeit vor uns haben. Wir fahren unserem Testprogramm ein Stück hinterher und müssen noch etwas Balance und mehr Speed finden. Aber uns bleiben noch zwei Tage und viele Möglichkeiten, um die Situation zu verbessern.

Pos. Fahrer Team Zeit Runden
1 Max Verstappen (33) Red Bull 1:30.674 138
2 Lando Norris (4) McLaren 1:30.889 45
3 Esteban Ocon (31) Alpine 1:31.146 128
4 Lance Stroll (18) Aston Martin 1:31.782 46
5 Carlos Sainz (55) Ferrari 1:31.919 56
6 Antonio Giovinazzi (99) Alfa Romeo 1:31.945 68
7 Daniel Ricciardo (3) McLaren 1:32.203 45
8 Pierre Gasly (10) AlphaTauri 1:32.231 74
9 Yuki Tsunoda (22) AlphaTauri 1:32.727 37
10 Lewis Hamilton (44) Mercedes-AMG Petronas 1:32.912 42
11 Charles Leclerc (16) Ferrari 1:33.242 59
12 Kimi Räikkönen (7) Alfa Romeo 1:33.320 63
13 Sebastian Vettel (5) Aston Martin 1:33.742 51
14 Roy Nissany (45) Williams 1:34.789 83
15 Nikita Mazepin (9) Haas 1:34.798 69
16 Mick Schumacher (47) Haas 1:36.127 15
17 Valtteri Bottas (77) Mercedes-AMG Petronas 1:36.850 6

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