Beim Großen Preis von Belgien in Spa Francorchamps konnte George Russell mit seinem Silberpfeil auf den vierten Rang fahren. Teamkollege Lewis Hamilton schied bereits in der ersten Runde aus, nachdem er mit Fernando Alonso aneinandergeraten war.
Wie oft in den letzten Rennen schwächelte der Silberpfeil im Qualifying, wenn es um eine schnelle Runde geht. Mehr als die Ränge 7 (Hamilton) und 8 (Russell) waren im Zeittraining nicht drin. Glück im Unglück: Aufgrund einiger Strafen anderer Fahrer rückten die beiden Mercedes-Piloten noch auf die Startplätze 4 und 5 auf.
Bereits kurz nach dem Start wurde das Rennen von Lewis Hamilton abrupt beendet. Beim Versuch, den Alpine von Fernando Alonso zu überholen, ließ Hamilton zu wenig Platz und die beiden Fahrzeuge verhakten sich. Hamiltons Mercedes wurde meterhoch in die Luft katapultiert und dabei derart stark beschädigt, dass der siebenmalige Weltmeister den Boliden in der Folge am Streckenrand parken musste.
Russell hingegen fuhr ein sauberes Rennen und konnte einmal mehr mit einer sehr guten Renn-Pace überzeugen, die ihn schnell auf P4 brachte. Am Ende holte er stark auf den drittplatzierten Ferrari auf, konnte diesen aber nicht mehr attackieren. So blieb es beim vierten Rang für den Briten. Vorn demonstrierte einmal mehr Red Bull und speziell Max Verstappen die derzeitige Ausnahmeform. Der Niederländer startete auf P14, schnitt in Windeseile und ohne jede Mühe durch das Feld und gewann am Ende mit haushohem Vorsprung. Eine Ohrfeige für alle Konrahenten - seinen Teamkollegen Perez eingeschlossen. In dieser Form ist der WM-Titel dem Niederländer wohl kaum noch streitig zu machen, schon gar nicht von den diesjährigen Silberpfeilen, wie auch Toto Wolff hinterher konstatieren musste.
George Russell
Ich habe gemischte Gefühle, denn wenn man mir gestern Abend gesagt hätte, dass wir aus eigener Kraft und aufgrund der reinen Pace zwei Sekunden vom Podium entfernt sein werden, hätte ich gesagt, dass das eine gute Aufholjagd ist. Als ich am Ende zu Carlos aufschloss und eine Sekunde pro Runde gutmachte, dachte ich, jetzt geht es los - wir haben hier eine wirklich gute Chance. Aber dann hatte ich zwei wirklich schlechte Runden und die Reifen fielen aus dem Arbeitsfenster. Wenn die Reifen in diesem Sweet Spot sind, ist das Auto wie verwandelt, aber sobald ich herausgefallen war, wusste ich, dass die Chance auf ein Podium dahin war. Wenn man bedenkt, wo wir gestern standen, sind Platz vier und zwei Sekunden Rückstand aufs Podium gar nicht so schlecht. Heute war unsere Rennpace wahrscheinlich besser als die von Ferrari; Carlos startete von der Pole, führte den ersten Stint an und wir konnten ihn beide Male einholen. Schlimmstenfalls waren wir also heute mit Ferrari gleichauf, aber wie wir wissen, ist es ein Wechselbad der Gefühle. Klar ist, dass Max im Moment locker vorne weg fährt.
Lewis Hamilton
Wenn ich mir die Aufzeichnung ansehe, war Fernando in meinem toten Winkel und ich dachte, ich hätte mehr Platz gelassen, als ich es tat. Es war mein Fehler und dafür habe ich den Preis bezahlt. Es tut mir einfach nur leid für das Team. Wir hatten heute die Chance auf die Plätze drei und vier. Das Auto fühlte sich auf den Runden in die Startaufstellung gut an, wir hatten es in eine gute Position gebracht und ich erwischte einen schönen Start. Nach drei Wochen Pause habe ich mich auf das Rennen heute gefreut, deshalb ist es frustrierend, aber so ist es nun einmal. Mein Job ist es jetzt, mich auf das nächste Rennen zu konzentrieren, ich muss mich erholen und wieder in Tritt kommen.
Toto Wolff
Ich denke nicht, dass wir mit diesem Wochenende zufrieden sein können - Verstappen ist uns allen davongeflogen. Wir müssen wirklich herausfinden, wie wir unser Auto verbessern können, denn der Rückstand ist einfach zu groß. Wir geben den Fahrern ein sehr schwierig zu fahrendes Auto an die Hand, das auf einer schnellen Runde nicht die nötige Pace hat, also müssen wir uns aus dieser Situation herausarbeiten. In den nächsten vier Tagen werden wir unsere Köpfe zusammenstecken und uns auf das nächste Rennen sowie auch die nächste Saison konzentrieren. Es ist wichtig, dass wir einen kühlen Kopf bewahren, die Stimmung aufrechterhalten und nicht zu sehr zwischen Hochgefühl und Depression schwanken. Dieses Wochenende ist ein Tiefpunkt, aber vor drei Wochen in Ungarn dachten wir, dass wir auf jeden Fall ein Rennen gewinnen werden, also werden wir niemals aufgeben.
Andrew Shovlin
Herzlichen Glückwunsch an Max und Red Bull. Er war heute in einer anderen Liga und hätte mit jeder Strategie von überall aus gewinnen können. Es ist ein ziemlicher Schock, wie weit er an diesem Wochenende vorne war. Wir haben eindeutig mehr Arbeit vor uns, als wir dachten. Drücken wir die Daumen, dass er nicht auf jeder Strecke so schnell ist! George fuhr während des gesamten Rennens gute Stints und hatte eine bessere Pace als Carlos, er hatte nur im letzten Stint etwas zu viel aus den Reifen herausgeholt, um überholen zu können. Lewis hatte Pech, dass er nach einem starken Start so früh aus dem Rennen war. Er hatte nicht gesehen, wo Fernando in Kurve 5 einbog und verursachte so seinen frühen Ausfall. Wir haben das Auto noch nicht zurück, aber hoffentlich ist der Schaden nicht allzu groß. Insgesamt war es ein schwieriges Wochenende. Wir hatten gehofft, mit unseren Updates einen Schritt nach vorne zu machen, und es scheint, dass wir in Sachen Rennpace näher an Ferrari dran sind, aber nicht an Red Bull. Wir hatten mit den verschiedenen Kompromissen zu kämpfen, die das Auto hier aufweist, viel mehr als bei den Rennen vor der Sommerpause, und das hat uns das Leben definitiv schwerer gemacht. In vielerlei Hinsicht haben wir daraus gelernt, denn das Auto ist auf eine Reihe von Strecken noch nicht gut genug, und es ist klar, dass wir das Arbeitsfenster vergrößern müssen. Zudem waren wir auf einer schnellen Runde schwach - das ist ein weiterer Bereich, auf den wir uns konzentrieren müssen. Bei etwas höheren Streckentemperaturen fiel uns das Aufwärmen der Reifen heute viel besser, aber das ist ein wiederkehrendes Problem bei verschiedenen Bedingungen und auf verschiedenen Strecken, das wir verbessern müssen. Wir haben jetzt ein paar Tage Zeit, um uns neu zu gruppieren und für Zandvoort zu planen. Dort gibt es einige ähnliche Herausforderungen mit sehr schnellen Kurven, so dass wir hoffentlich ein paar Fortschritte machen können, nachdem wir die Daten von diesem Wochenende analysiert haben.
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