Formel 1 in Katar

Beide Mercedes schießen sich in der ersten Runde gegenseitig ab - droht nun ein neuer Stallkrieg

Formel 1 in Katar: Beide Mercedes schießen sich in der ersten Runde gegenseitig ab - droht nun ein neuer Stallkrieg
Erstellt am 9. Oktober 2023

Der vierte Rang von George Russell beim Großen Preis von Katar war eine herausragende Leistung des jungen Briten. Dazu musste er nach einem Startunfall mit Teamkollege Lewis Hamilton, infolgedessen er nach einem zusätzlichen Stopp am Ende des Feldes fuhr, durch das ganze Feld pflügen. Die Performance des schwarzen Silberpfeils schien sehr gut zu sein, was Hoffnungen für die nächsten Rennen weckt. Besagte Kollision jedoch wirft nun einige Fragen zum Verhältnis zwischen dem Youngster und Altmeister Hamilton auf, nachdem es in der Vergangenheit bereits einige Konflikte auf der Strecke gab. Droht dem Team nun eine Neuauflage des Stallkrieges Hamilton-Rosberg?

Mit den Startplätzen zwei und drei hatten die beiden Mercedes-Piloten beste Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis. Leider waren diese Hoffnungen bereits nach der ersten Kurve Geschichte. Lewis Hamilton, der extra für einen guten Start nagelneue Supersoft-Reifen aufgezogen hatte, erwischte von Rang drei einen Traumstart und setzte sich direkt neben den von P2 losgefahrenen George Russell. Dieser versuchte ihn noch abzudrängen, aber beim Anbremsen nutzte Hamilton seinen Reifenvorteil und konnte sogar den führenden Max Verstappen außen attackieren. Leider übersah er dabei seinen Teamkollegen, der nicht etwa etwas zurückzog, sondern innen voll dagegenhielt und von den beiden in die Zange genommen wurde. Dabei berührten sich beide und Hamilton schied nach einem Dreher aus. Russell musste zum Reifenwechsel an die Box und schimpfte dabei derart, dass irgendwann Toto Wolff aus den heimischen "Krankenbett" per Funk den Junior zur Konzentration aufrief. Die eigentliche Schuld lag ganz klar bei Hamilton, der zu früh reinzog und damit Russell berührte. Es darf aber durchaus auch gefragt werden, warum dieser seinem Teamkollegen nicht die Chance ließ, den Führenden anzugreifen. Dass Hamilton eine ganz andere Reifenstrategie als er selbst fuhr, dürfte dem Youngster durchaus bekannt gewesen sein. 

Auch wenn Hamilton die Schuld auf sich nahm und hinterher demonstrativ Harmonie kommuniziert wurde, scheint sich das Verhältnis zwischen den beiden Mercedes-Fahrern immer mehr abzukühlen. Schon oft in dieser Saison sind die Beiden sich auf der Strecke nähergekommen und waren in teilweise harte Zweikämpfe verstrickt. Dabei ging es auch am Funk durchaus handfest zu. Russell brennt darauf, Hamilton seine Teamleaderrolle abzuknöpfen, während dieser sich von dem Jungspund nicht die Butter vom Brot nehmen lassen möchte. Mal sehen, wo das in naher Zukunft noch hinführt...

Das Rennen in Stichpunkten:

  • George Russell belegte den vierten Platz, während Lewis Hamilton beim Großen Preis von Katar auf der Startrunde ausfiel.
  • Aus Sicherheitsgründen wurde für das Rennen eine maximale Stint-Länge von 18 Runden auf jedem Reifen vorgeschrieben. Das bedeutete, dass jeder Fahrer mindestens drei Boxenstopps einlegen musste.
  • George ging von P2 auf gebrauchten Medium-Reifen ins Rennen, Lewis startete von P3 auf frischen Soft-Reifen. Nach guten Starts berührten die beiden Fahrer sich in Kurve 1 und Lewis schied aus.
  • George zog sich dabei einen Reifenschaden zu, konnte den Grand Prix aber nach einem Boxenstopp in Runde 1 fortsetzen. Er absolvierte ein Vier-Stopp-Rennen mit der Reifenwahl: Medium, Medium, Hard, Soft.
  • Seine Pace war sehr stark und er konnte sich bis auf P4 nach vorne kämpfen.
  • Obwohl mehr drin gewesen wäre, gelang es dem Team, mehr Punkte in der Konstrukteurswertung zu holen als Ferrari und damit seinen Vorsprung auf 28 Zähler auszubauen.

Fahrer

Startplatz

Ergebnis

Schn. Runde

Start-Reifen

Stopp 1

Stopp 2

Stopp 3

Stopp 4

George Russell

P2

P4

1:25.770

Medium

Medium (R1)

Soft (R14)

Hard (R32)

Soft (R50)

Lewis Hamilton

P3

DNF

-

Soft

-

-

-

-

George Russell

Der Zwischenfall in Kurve eins war weder von mir noch von Lewis beabsichtigt. Die Sicht ist in diesen Autos sehr schlecht, vor allem wenn man Rennen fährt. Es gibt große tote Winkel, und wir haben beide sehr viel Respekt voreinander. Wir werden dafür sorgen, dass wir gestärkt aus dieser Situation hervorgehen.

Wir können diesem Wochenende aber auch viel Positives abgewinnen. Unser Ziel ist es, den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung zu erreichen, und wir haben es an diesem Wochenende geschafft, mehr Punkte einzufahren als Ferrari. Auch unsere Pace war sehr stark, so dass wir zuversichtlich in die letzten fünf Rennen gehen können. Der Grand Prix selbst war unglaublich hart. Es war mit Abstand das härteste Rennen, das ich je bestritten habe. Es war wie in einem Backofen! Ich war ziemlich froh, als ich die Zielflagge sah.

Lewis Hamilton

Heute war eine große Chance, eine gute Punkteausbeute für das Team zu holen, und in der Hitze des Gefechts habe ich nicht wirklich verstanden, was passiert ist. Ich habe einen Schlag von hinten gespürt, aber ich glaube nicht, dass George irgendwo hätte hingehen können. Es war eine richtig unglückliche Situation und es tut mir für das gesamte Team unheimlich leid. Ich entschuldige mich bei allen in Brackley und Brixworth, und ich übernehme die volle Verantwortung. Alle haben unglaublich hart gearbeitet, deshalb ist es sehr enttäuschend, so ein Ergebnis zu erzielen. Positiv ist, dass die Pace des Autos das ganze Wochenende über stark war. Auch George konnte einen guten Job erledigen, indem er sich wieder zurückkämpfte und einige wichtige Punkte holte.

Andrew Shovlin, Trackside Engineering Director

Wir hatten im letzten Monat eine Reihe von schwierigen Rennen. Aber so etwas gibt es im Sport, und es ist ein guter Prüfstand dafür, wie stark das eigene Team ist. Über den Zwischenfall in Kurve eins gibt es nicht viel zu sagen. Keiner der beiden Fahrer hatte die Absicht, miteinander zu kollidieren. Lewis nahm die volle Schuld für den Zwischenfall auf sich und George erkannte die Rolle an, die diese großen Autos in solchen Momenten spielen können. Letztendlich sind beide verärgert darüber, dass es das Team viele Punkte gekostet hat. Wir wissen, dass beide alles dafür geben, damit wir uns den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung sichern können.Wir haben noch fünf Rennen vor uns, und wir blicken nach vorne, nicht zurück. Und es gibt auch Positives, das wir aus Katar mitnehmen können. Wir hatten heute eine gute Pace und George kämpfte sich vom letzten auf den vierten Platz zurück. Das Team hat an einem sehr schwierigen Wochenende extrem gut gearbeitet. Wir haben ein ordentliches Auto, zwei starke Fahrer und ein sehr engagiertes Team in Brackley und Brixworth, das sie unterstützt.

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