Formel 1 Finale in Abu Dhabi

Mercedes zurück auf dem Boden der Tatsachen

Formel 1 Finale in Abu Dhabi: Mercedes zurück auf dem Boden der Tatsachen
Erstellt am 21. November 2022

Nach dem grandiosen Doppelsieg in Brasilien landete das Mercedes-AMG Petronas F1 Team beim Saisonfinale in Abu Dhabi hart auf dem Boden der Tatsachen. Mehr als Rang fünf für George Russell war nicht drin. Lewis Hamilton strandete sogar kurz vor Schluss mit Hydraulikproblemen. Um den Sieg fuhr man hier zu keinem Zeitpunkt mit.

Foto: keepthewheelsrolling

So schnell ändern sich die Vorzeichen in der heutigen Formel 1! Nachdem die Silberpfeile noch vor einer Woche in Brasilien alles in Grund und Boden fuhren (so fühlte es sich für die geschundene Mercedes-Seele jedenfalls an), hatte das Team beim Finale aber mal so gar nichts mit dem Sieg zu tun. Schon im Qualifying zeichnete sich ab, dass man hier keine Chance gegen Red Bull und auch Ferrari haben würde. Mehr als die Ränge 5 (Hamilton) und 6 (Russell) war nicht drin.

Hamilton mit verkorkstem Saisonende

Im Rennen konnten beide zunächst einen guten Speed zeigen. Hamilton geriet allerdings früh während eines Zweikampfes mit Sainz (Ferrari) neben die Strecke und beschädigte sich dabei leicht das Auto. In der Folge konnte er das Tempo nicht mehr mitgehen. Zudem litt er unter fortschreitendem Leistungsmangel seines Motors. Kurz vor Rennende kamen auch noch Schaltprobleme hinzu, infolge derer er das Auto an der Box parken musste.

Strafe und Boxenpannen bei Russell

Teamkollege und frisch gebackener GP-Sieger George Russell konnte hingegen mit einer guten Rennpace überzeugen, die ihn durchaus in Podiumsnähe hätte bringen können. Dem stand allerdings ein verpatzter erster Boxenstopp (zu lang) im Weg. Zu allem Überfluss wurde er beim Losfahren auch noch direkt in die Fahrlinie eines Gegners geschickt, was ihm eine 5-Sekunden-Strafe einbrachte. So war am Ende nicht mehr als Rang 5 möglich.

Damit ist diese aus Mercedes-Sicht verkorkste Saison endlich zu Ende. Für Lewis Hamilton war es die erste sieglose Saison seiner langen F1-Karriere. Dem zickigen W13 wird er wohl keine Träne nachweinen. Zwiegespalten dürften hingegen die Gefühle von George Russell sein. Einerseits wechselte er ausgerechnet dann zum Team, als es das erste schlechte Auto seit einer Dekade hervorbrachte. Andererseits bescherte ihm ausgerechnet der gescholtene W13 seinen ersten GP-Sieg. Das Team und auch Lewis Hamilton haben aber angesichts dieser Misere gezeigt, dass man auch in schlechten Zeiten zusammenhält, mit ungeheurem Fleiß an den Problemen arbeitet und daran wachsen kann. Gerade der erfolgsverwöhnte Hamilton hat zu ungeahnter Demut gefunden, sich unfassbar über dritte Plätze gefreut und das Team stets mit positiver Energie angetrieben. Mehr noch: Man hat den Eindruck, als hätte diese schwierige Saison die alte Freude am Racing in Lewis wiedererweckt. Nicht umsonst ließ er bereits durchblicken, dass er sich durchaus noch ein paar aktive Jahre vorstellen könnte. Gute Aussichten also!

George Russell
Das hätte fast ein denkwürdiges Rennen werden können, aber wir haben heute wahrscheinlich mehr falsch als richtig gemacht. Wir hatten an diesem Wochenende nicht die nötige Pace und haben unser Bestes gegeben, aber es war eines der härtesten Rennen der Saison für uns. Es ist schade, wie sich das Rennen für mich entwickelt hat - ich hatte einen starken Start und konnte gegen Carlos kämpfen, aber der lange erste Boxenstopp und die Fünf-Sekunden-Strafe bedeuteten, dass das Rennen für mich gelaufen war. Dieses Rennen hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, nach unserem Hoch in Brasilien auf einer Strecke, die unserem Auto viel besser gelegen hat. Heute hat sich gezeigt, was wir bereits wussten: dass wir über den Winter noch viel verbessern müssen. Alle Teammitglieder in Brackley und Brixworth arbeiten so hart, wie sie können, und wir sind auf dem richtigen Weg. Und wir sind zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr ein stärkeres Auto haben werden.
 
Lewis Hamilton
Dieses letzte Rennen war eine gute Erinnerung an das ganze Jahr, und ich bin froh, dass es vorbei ist und wir uns jetzt auf das nächste Jahr freuen können. Ich hatte einen starken Start, aber der Unterboden des Autos hat bei der Berührung mit Carlos einen starken Schlag abbekommen, und von da an hat sich alles entfaltet. Wenn so etwas passiert, verliert man ein wenig an Performance, aber die Balance verschiebt sich im Grunde nach vorne. Es ist fast so, als hätte man eine Menge Frontflügel, und ich musste auf den Stopp warten, um den Frontflügel verstellen zu lassen - was die Balance verbesserte. Wir hatten das ganze Wochenende über ein schwieriges Auto, und leider musste ich kurz vor Rennende aufgeben, weil wir Hydraulikdruck verloren. Wir werden in den nächsten Wochen im Werk hart arbeiten, um sicherzustellen, dass wir im nächsten Jahr stärker zurückkommen können, und darauf werden wir uns konzentrieren. Ich hoffe, dass der Kampf in diesem Jahr uns die Kraft und das Rüstzeug gibt, um in Zukunft wieder um Siege zu kämpfen - das Team in Brackley und Brixworth hat es verdient, wenn man bedenkt, wie hart sie das ganze Jahr gearbeitet haben. Wir werden also weiterhin aufstehen und alles geben - wir müssen unsere Stärke über den Winter und in der nächsten Saison unter Beweis stellen.
 
Toto Wolff
Heute haben wir wirklich keine gute Leistung gezeigt. Wir haben alle Fehler gemacht, die wir heute Abend hätten machen können: Wir hatten nicht die Pace, ein Fahrer ist ausgefallen und beim anderen sind die Reifen eingebrochen - das ist eine gute Zusammenfassung der Herausforderungen in dieser Saison für uns. Wir haben die Reifen in den ersten paar Runden verheizt, weil wir attackiert haben. Das Auto schien am Anfang stark zu sein, aber dann gab der rechte Vorderreifen einfach nach, und vielleicht hätten wir das vorhersehen müssen. Wir wussten, dass Abu Dhabi ein schwieriges Rennen für uns werden würde, also war zumindest diese Vorhersage richtig, aber leider haben wir dann Fehler gemacht, die wir hätten vermeiden können. Für uns war dies eine prägende Saison, und wir werden dieses Auto in der Fabrik ausstellen, um uns daran zu erinnern. Wir hatten mehr schlechte als gute Momente, aber die guten waren spektakulär, wie vor einer Woche in Brasilien, was uns daran erinnert hat, wie gut es sein kann. Es ist okay, wie wir uns jetzt fühlen, aber wir arbeiten hart daran, dass wir nächstes Jahr wieder vorne dabei sind!
 
Andrew Shovlin
Das war nicht die Art und Weise, wie wir das Jahr beenden wollten, aber wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, ist es die Art und Weise, wie wir es verdient haben. Wir waren heute in vielen Bereichen nicht gut genug, und wir werden diese Tatsache nutzen, um unsere Arbeit über den Winter zu konzentriert zu gestalten. Es war sehr schwierig, aber die Herausforderung hat das Team zusammengeschweißt, und wir haben das Gefühl, dass wir mehr zusammenhalten als je zuvor. Wir wussten, dass unsere Siegesserie eines Tages zu Ende gehen würde, und wir wussten immer, dass es die größte Herausforderung sein würde, der sich das Team jemals stellen musste. Aber wenn wir das Positive des Jahres 2022 betrachten, dann ist es die Art und Weise, wie das Team zusammengearbeitet hat, wie wir nach Lösungen gesucht haben und nicht nach Ausreden, und wir werden alles tun, um im nächsten Jahr wieder in den Titelkampf einzugreifen.

 

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