Mit einem starken zweiten Platz beim Großen Preis der USA, bei dem fast sogar ein Sieg in der Luft lag, meldete sich Lewis Hamilton in der Weltspitze zurück. Dachte man. Am Ende stand der siebenmalige Weltmeister mit leeren Händen da, weil er nach dem Rennen - wie Ferrari-Pilot Charles Leclerc auch - wegen eines technischen Verstoßes aus der Wertung genommen wurde. Durch die Bodenwellen war der Unterboden mehr als erlaubt abgeschliffen. Hier hatten sich die Techniker aufgrund der wenigen Trainingszeit, die wegen des Sprint-Formates zur Verfügung standen, schlicht bei der Bodenhöhe des Rennwagens verrechnet. Was bleibt, ist der starke Eindruck, den der schwarze Silberpfeil in Hamiltons Händen während des Rennens gemacht hatte. Dieser konnte am Ende deutlich schneller als Max Verstappen im Red Bull fahren und diesen gegen Rennende unter Druck setzen. Dabei war die Aufholjagd eigentlich gar nicht nötig, denn bis zum ersten Boxenstopp lag Hamilton noch deutlich vor Verstappen. Die Mercedes-Strategen versuchten allerdings wieder einmal eine "alternative" Strategie, die - ebenfalls wieder einmal - nicht wirklich funktionierte. Dabei hat das Auto mittlerweile die Performance, um nicht auf gewagte Strategien angewiesen zu sein.
Das Rennen in Stichpunkten:
- Lewis Hamilton beendete den Großen Preis der USA auf dem zweiten Platz, wurde jedoch nachträglich disqualifiziert. George Russell schloss den Grand Prix am Sonntag auf dem siebten Platz ab, wurde aber schlussendlich als Fünfter gewertet.
- Lewis und George gingen von den Plätzen drei und fünf ins Rennen und erlebten schwierige Starts. Lewis fiel auf den vierten Platz zurück, George auf den achten.
- Beide kämpften sich jedoch schnell wieder heran, und Lewis lag in der Anfangsphase hinter dem McLaren von Lando Norris auf P2.
- Max Verstappen, der zu diesem Zeitpunkt auf P3 lag, löste die erste Runde der Boxenstopps aus. Da sowohl eine Ein- als auch eine Zwei-Stopp-Strategie möglich schienen, blieben Lewis und George noch einige Runden länger auf der Strecke und gaben dabei Positionen an mehrere Fahrer ab. Doch ihre Reifen bauten bald zu stark ab, sodass sie sich auf eine Zwei-Stopp-Strategie festlegen mussten.
- Auf dem harten Reifen holte Lewis wieder auf Norris und Verstappen auf, bevor er für seinen letzten Stint auf die Medium-Reifen wechselte.
- Er nutzte den Reifenunterschied zum hart bereiften McLaren und zum Red Bull, um an Norris vorbeizugehen und Verstappen zu verfolgen. Am Ende überquerte Lewis die Ziellinie weniger als zwei Sekunden nach dem Sieger.
- George verfolgte eine ähnliche Strategie: Er kam in der Schlussphase bis auf wenige Zehntel an den Ferrari von Leclerc heran, musste sich aber im Ziel mit P7 begnügen.
- Die Kontrollen nach dem Rennen ergaben, dass die Abnutzung des Unterbodens am Auto von Lewis über dem zulässigen Limit lag. In Folge dessen wurde er zusammen mit dem Ferrari von Leclerc disqualifiziert.
- Vor dem Rennwochenende in Mexiko beträgt der Vorsprung des Teams auf Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung 22 Punkte.
Fahrer
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Grid
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Ergebnis
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Schn. Runde
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Lewis Hamilton
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P3
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(P2) DSQ
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1:39.582
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George Russell
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P5
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(P7) P5
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1:39.393
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Strategie
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Start
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1. Stopp
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2. Stopp
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Nr. 44
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Medium
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Hard (R20)
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Medium (R38)
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Nr. 63
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Medium
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Hard (R21)
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Medium (R39)
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Lewis Hamilton
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an Max und Red Bull. Sie haben das ganze Jahr über einen unglaublichen Job gemacht, sie haben dominiert und waren fast fehlerfrei. Zum Ende hin haben wir sie allerdings eingeholt. Ich hatte die Hoffnung, dass ich es schaffen könnte, aber ich brauchte einfach noch ein paar Runden. Es hat so viel Arbeit gekostet, dieses Upgrade hierher zu bringen, und nach dem letzten Rennen in Katar war es schwierig. Ich hatte wirklich das Gefühl, das Team im Stich gelassen zu haben, und musste mich erst einmal wieder aufrappeln. Es ist eine dieser Erfahrungen, bei der es nicht darauf ankommt, "wie man hinfällt, sondern wie man wieder aufsteht". Ich bin hierhergekommen, um hart zu kämpfen. Ich habe mich gut gefühlt und bin mit meiner Performance sehr zufrieden.
Alles in allem war unsere Performance heute noch nicht optimal. Wir hatten eine gute Pace, und ich habe mich im Auto sehr wohl gefühlt. Es war schwierig, gegen die Fahrer um mich herum zu kämpfen, da sie so schnell waren, aber wir können mit vielen Dingen zufrieden sein. Den Blick nach vorne gerichtet bin ich positiv gestimmt, auch wenn wir heute möglicherweise hätten gewinnen können. Es ist natürlich enttäuschend, nach dem Rennen disqualifiziert zu werden, aber das schmälert nicht die Fortschritte, die wir an diesem Wochenende erzielt haben.
George Russell
Der Rennstart hat mich heute wirklich zurückgeworfen. Ich habe drei Positionen verloren und dann, ich weiß nicht warum, als wir den harten Reifen aufgezogen haben, war ich massiv von der Pace entfernt. Ich musste auch auf das "Lift and Coast" achten und fiel zurück. Als wir den Medium-Reifen aufzogen, waren wir plötzlich unter den schnellsten Autos auf der Strecke. Im letzten Stint habe ich über 10 Sekunden auf Max (Verstappen) aufgeholt. Das ist enttäuschend, denn ich hatte definitiv das Gefühl, dass wir um das Podium hätten kämpfen können.
Das Positive ist, dass sich das Auto verbessert hat. Wir konzentrieren uns voll auf 2024, aber wir wissen auch, dass uns die kommenden Wochenenden mehr liegen sollten als hier. Wir müssen abwarten, wie wir uns dort schlagen werden. Es war ein hartes Wochenende für mich, aber ich bin aufgeregt und motiviert für die letzten vier Rennen des Jahres.
Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer
Wir können der Performance des Autos heute eine Menge Positives abgewinnen. Wir hassen es, so kurz vor dem Sieg zu stehen und dann zu verlieren. Aber dies ist eine Strecke, auf der wir noch vor ein paar Rennen wegen der schnellen, langgezogenen Kurven nicht gut zurechtgekommen wären. Das Upgrade scheint das Auto in diesen Bereichen besser gemacht zu haben, und es funktioniert gut. Das ein sehr gutes Zeichen für die Richtung, die wir eingeschlagen haben.
Was das Rennergebnis und die Disqualifikation angeht, so ist die Wahl des Setups an einem Sprint-Wochenende immer eine Herausforderung, wenn man nur eine Stunde Freies Training hat - und erst recht auf einer holprigen Strecke wie dem COTA und mit einem neuen Paket. Am Ende spielt das aber alles keine Rolle. Andere haben richtig gemacht, wo was wir falsch gemacht haben, und die Regeln lassen keinen Spielraum. Wir müssen die Niederlage hinnehmen, daraus lernen und am nächsten Wochenende gestärkt zurückkommen.
Andrew Shovlin, Trackside Engineering Director
Wir sind natürlich sehr enttäuscht, dass wir unseren Podiumsplatz verloren haben. Leider ist das eine der Tücken des Sprintformats, bei dem uns nur eine Trainingsstunde vor dem Inkrafttreten der Parc Fermé Regeln zur Verfügung steht. Der Verzicht auf Runden mit der Rennbenzinmenge im FP1 in Kombination mit einer so holprigen Strecke und den Streckenabschnitten, über die die Fahrer während des Grand Prix fahren müssen, haben dazu beigetragen, dass der Verschleiß höher als erwartet ausfiel. Wir werden daraus lernen, aber auch das Positive aus dieser Erfahrung mitnehmen.
Lewis hatte ein sehr starkes Wochenende, und es war aufregend zu sehen, wie er zuerst Lando und dann Max einholte und die Chance hatte, das Rennen zu gewinnen. Leider gingen uns am Ende die Runden aus. Im Nachhinein lässt sich leicht sagen, dass wir Verstappen in der ersten Runde der Stopps hätten abdecken sollen. Zu diesem Zeitpunkt sah die Ein-Stopp-Strategie jedoch noch praktikabel aus. Wenn sie funktioniert hätte, wären wir in einer sehr guten Position gewesen, um zu gewinnen. Wie immer werden wir das Rennen in aller Ruhe analysieren, um zu sehen, ob wir mit einer anderen Strategie eine bessere Chance auf den Sieg gehabt hätten. George fuhr ein einsameres Rennen. Er hatte im mittleren Stint auf den harten Reifen zu kämpfen, da er Benzin sparen musste. Das trug dazu bei, dass die Reifen nicht ihr Optimum erreichten. Auf dem Medium-Reifen war er im letzten Stint viel glücklicher. Daraus kann er für die verbleibenden Rennen Mut schöpfen.
Wir können es uns leisten, vorsichtig optimistisch zu sein, dass sich der Schritt, den wir gemacht haben, in den kommenden Rennen niederschlagen wird. Beide Fahrer haben die Verbesserungen gespürt, was positiv für unsere Entwicklungsrichtung für 2024 ist. Obwohl wir über das heutige Ergebnis enttäuscht sind, können wir aus der gezeigten Pace Mut schöpfen.
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