Eigentlich haben es bereits alle gewusst, jetzt ist es offiziell: Youngster George Russell wird ab der kommenden Saison den zweiten Silberpfeil neben Weltmeister Lewis Hamilton pilotieren. Der 23-Jährige übernimmt das Cockpit von Valtteri Bottas, der zu Alfa Romeo abgewandert ist. Damit setzt Mercedes ganz klar auf die Zukunft, denn Russell wird extrem großes Talent nachgesagt. Lewis Hamilton hingegen muss sich auf seine "alten Tage" nochmal mit einem offensichtlich sehr schnellen und frechen Teamkollegen auseinandersetzen. Die Kuschelzeiten mit Bottas sind für ihn definitiv vorbei.
Erster Mercedes-Junior, der es in den Silberpfeil schafft
Bis zum Schluss hatte sich Lewis Hamilton für einen Verbleib von Bottas stark gemacht. Schließlich war der "Wingman" für Hamilton stets eine willkommene Unterstützung, aber nie eine Gefahr. Diese Zeiten sind nun vorbei. Mercedes hat Bottas in die Wüste (bzw. zu Alfa Romeo) geschickt und mit George Russell endlich einen eigenen Junior ins Silberpfeil-Team befördert. Etwas, wovon die bisherigen Junioren wie Pascal Wehrlein oder Esteban Ocon nur träumen konnten. Dass man im Team offen so lange mit der Entscheidung Bottas oder Russell gerungen hat, zeigt einmal mehr, welchen Stand die Mercedes-Junioren bei Mercedes haben. Eine bessere Referenz als Russell kann man als Nachwuchspilot eigentlich gar nicht haben, schließlich überzeugt der Brite ständig im unterlegenen Williams und hat als Ersatz für den erkrankten Lewis Hamilton im letzten Jahr bereits seine Meisterprüfung abgelegt, als er Bottas schon im ersten Rennen im Silberpfeil klar im Griff hatte.
Stallkrieg vorprogramiert?
Dass Mercedes so lange gezögert hat, hat allerdings gute Gründe. Erstens befürchtet man (sicher nicht zu Unrecht), dass ein aufstrebender, frecher Youngster wie Russell Unruhe ins so perfekt funktionierende Gefüge Hamilton/Team bringen könnte. Die Erinnerungen an den verbitterten Stallkrieg zwischen dem Briten und Nico Rosberg bis 2016 dürften noch allzu frisch sein. Russell bekundet zwar höchsten Respekt vor seinem Vorbild Hamilton, wird aber alles daransetzen, diesen auf der Strecke zu bügeln. Nicht zuletzt deshalb drang der Weltmeister bis zuletzt auf einen Verbleib von Bottas. Dass sich Hamilton nun nochmals einem starken Tramkollegen stellt, ehrt ihn einerseits, zeigt auf der anderen Seite aber auch, wie wenig Einfluss er letztendlich in Fahrerentscheidungen tatsächlich hat. Genau betrachtet konnte das Team gar nicht anders, als Russell zu befördern. Und damit sind nicht einmal in erster Linie die durchwachsenen Leistungen von Bottas gemeint. Die reichten immerhin für den Gewinn von zahlreichen Konstrukteurs-Weltmeistertiteln. Viel mehr hätte man sein eigenes Juniorprogramm vollends ad absurdum geführt, wenn man nach Wehrlein und Ocon auch den dritten vielversprechenden Youngster hätte ziehen lassen. Dass Russell noch länger bei Williams gewartet hätte, ist schwer vorstellbar.
Klares Signal für die Zukunft
Zudem ist die Beförderung Russells klar als ein Zeichen für eine starke Zukunft des Teams zu werten, denn trotz seiner großen Erfolge und seiner Qualitäten im Rennauto und darüber hinaus ist der 36-jährige Hamilton ein Auslaufmodell, dessen Karriereende sich bereits deutlich abzeichnet. Nachdem Bottas nun hinlänglich bewiesen hat, dass er nicht in dessen Fußstapfen treten kann, wird nun Russell diese Mammutaufgabe übernehmen wollen und müssen. Im Hintergrund wird zudem Formel-e-Meister Nyck de Vries auf die Formel 1 vorbereitet, eventuell bei Alfa als Teamkollege von Bottas oder als Nachfolger von Russell bei Williams. Damit hat sich das Mercedes-AMG Petronas Motorsport F1 Team für die Zukunft sehr gut aufgestellt.
George Russell
Heute ist ein besonderer Tag für mich, sowohl persönlich als auch beruflich. Gleichzeitig ist es aber auch ein Tag voller gemischter Gefühle. Selbstverständlich bin ich gespannt darauf und voller Demut, im nächsten Jahr zu Mercedes zu wechseln. Das ist ein riesiger Schritt in meiner Karriere. Es bedeutet aber auch, dass ich mich von meinen Teamkollegen und Freunden bei Williams verabschieden muss. Es war mir eine absolute Ehre, mit jedem einzelnen Teammitglied zusammenzuarbeiten und den Namen Williams in der Formel 1 zu repräsentieren. Seit ich 2019 zum Team gestoßen bin, haben wir unermüdlich gearbeitet, um uns gegenseitig anzutreiben und das Team dorthin zu bringen, wo es hingehört. Wir haben um jeden Startplatz, jeden Punkt und jede Zehntelsekunde gekämpft. Egal wie hart es war, keiner hat aufgegeben und das hat mich jeden Tag aufs Neue inspiriert. Ich habe jeden Moment genossen, den ich mit dieser Mannschaft verbracht habe, die mit Herz und Seele ein Rennteam ist. Jetzt werde ich noch härter denn je pushen, um sicherzustellen, dass wir unsere gemeinsame Zeit auf die bestmögliche Art und Weise beenden. Mit Blick auf die kommende Saison müsste ich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht voller Tatendrang stecke. Dies ist eine riesige Chance, die ich mit beiden Händen ergreifen möchte. Aber ich mache mir keine Illusionen und weiß, was für eine riesige Herausforderung dies ist und was für eine steile Lernkurve mich erwartet. Valtteri hat die Messlatte hoch gelegt und beständig Woche für Woche Leistung gezeigt, in dem er Siege und Pole Positions erzielt und dem Team beim Gewinn mehrerer Weltmeisterschaften geholfen hat. Mein Ziel muss es sein, das Vertrauen zu belohnen, das Toto, das Team und der Vorstand in mich setzen. Entsprechend muss ich dafür sorgen, dass ich meinen Teil dazu beitrage, um diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen und meine Mannschaftskameraden mit Stolz zu erfüllen. Zu meinen neuen Teamkollegen zählt auch der in meinen Augen größte Fahrer der Geschichte. Ich habe seit meiner Kart-Zeit zu Lewis aufgeschaut und ich kann als Fahrer, Profi und Mensch nur davon profitieren, nun die Gelegenheit zu haben, von jemandem zu lernen, der für mich sowohl auf als auch neben der Rennstrecke zu einem Vorbild geworden ist. Bis dahin stehen für mich aber noch neun weitere Rennen als Williams-Fahrer an und ich möchte dafür sorgen, dass es meine neun besten Grands Prix mit diesem Team werden. Dann und nur dann werde ich mich der Saison 2022 zuwenden. Vielen, vielen Dank an Williams, Mercedes und alle, die mich unterstützt haben, damit ich überhaupt so weit kommen konnte. Ohne jede Einzelne und jeden Einzelnen von euch hätte ich es nicht geschafft.
Toto Wolff
Es war kein einfacher Prozess und auch keine unkomplizierte Entscheidung für uns. Valtteri hat im Verlauf der vergangenen fünf Saisons fantastische Arbeit geleistet und einen wesentlichen Teil zu unseren Erfolgen und unserer Entwicklung beigetragen. Gemeinsam mit Lewis hat er einen hohen Maßstab für eine Partnerschaft zwischen zwei Teamkollegen in diesem Sport gelegt. Das war unschätzbar wertvoll für unsere Titelkämpfe und hat uns dazu angetrieben, beispiellose Erfolge zu erreichen. Er hätte es absolut verdient gehabt, beim Team zu bleiben und ich freue mich, dass er sich mit Alfa im nächsten Jahr für eine aufregende Herausforderung entschieden hat, um seine Karriere auf höchster Ebene in diesem Sport fortzusetzen. Wenn es so weit ist, wird er von jedem einzelnen Mitglied des Teams mit einem enormen Goodwill verabschiedet werden. Und er wird immer ein Teil der Mercedes-Familie bleiben. Im Hinblick auf das nächste Jahr freuen wir uns sehr, bestätigen zu können, dass George die Gelegenheit erhält, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen und zu Mercedes zu wechseln. Er hat bislang in jeder Rennserie gewonnen, in der er angetreten ist, und die vergangenen drei Saisons bei Williams haben uns einen Vorgeschmack darauf gegeben, was die Zukunft für ihn in der Formel 1 bereithalten könnte. Jetzt ist es unsere gemeinsame Herausforderung, ihm dabei zu helfen, seinen Lernprozess in unserem Umfeld und an der Seite von Lewis, dem größten F1-Fahrer der Geschichte, fortzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass sie zusammenwachsen und ein starkes Team bilden werden, um für Mercedes in den kommenden Jahren auf und neben der Strecke Leistung abzuliefern. Mit der Bekanntgabe unserer Pläne für die Saison 2022 fällt eine Last von uns ab, ab jetzt liegt unser Fokus wieder voll und ganz auf den verbleibenden neun Saisonrennen, in denen wir im Kampf um die beiden Weltmeisterschaften alles in die Waagschale werfen werden.
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