Der vierte Tag auf der Dakar hat es in sich. Erstmalig setzen sich neue Namen an die Spitze der Ergebnisliste und zwei Favoriten verschwinden fast aus dem Sichtfeld. Die Auto Kategorie gewinnt heute Nasser al Attiya, nicht wie ich gestern vermeldet habe, mit Co Timo Gottschalk an der Seite, der hatte nämlich für diese Dakar Ausgabe zu Carlos Sainz gewechselt, sondern mit seinem spanischen Kollegen und Ex Sainz Navigator. Dahinter sehen wir zum ersten Mal Guerlain Chicherit - der Franzose, der lange in Mini Diensten stand, bis er auf der Dakar 2010 sein Einsatzfahrzeug bei einer Probefahrt am Restday in einen Haufen Schrott verwandelt hat.
Er stand bisher total im Schatten seiner beiden Teamkollegen auf den SMG Buggies Chabon und Errandonea. Die alten Hasen hatten absolut die Nase vorn, aber heute bringt er das Potential seines Buggies auf die Erde und fährt fast einen stagewin ein. Nur 36 Sekunden trennen ihn im Ziel von Al Attiyah. Dabei muss man aber auch sagen, dass Chabot, im übrigen einer der größten Mercedes Händler in Frankreich und auf dem Papier Gentlemandriver (in Wahrheit wahnsinnig präzise vorbereitet und seit vielen Jahren immer gut dabei) gestern einen kleinen Einschlag in die Dünen hatte und heute immer noch mit den Folgen kämpfe, nachdem ein vorderer Dämpfer bereits nach einem Kilometer den Dienst quittiert. Da sehen wir sicher noch einiges. Peterhansel sichert sich mit einem dritten Platz zwar die Gesamtführung, ist aber genauso unter Druck, wie Cyril Depres in der Moto Kategorie, der sich diversen Huaquarna , Hondas und Yamahas geschlagen geben muss.
Dakar 2012: 717 km - 4. Etappe "Nazca- Arequipa" (Bild: Dakar.com)
Dabei sein ist alles?
Mit einem Paukenschlag verabschiedet sich Robby Gordon. Tja, ob er nun aufgibt oder nicht, weiß hier keiner so genau, er hat bereits zu Beginn der stage einen Megaüberschlag vornüber hinter einer Düne. Das tut weh, besonders dem Auto, denn selbst die Buggies, die mit ihren Riesenfederwegen fast alles möglich machen, verzeihen dann doch keine Megafehler. Robby läuft nach langer Reparatur als 93. ein und man vermisst ein wenig den olympischen Gedanken. Bei ihm gibt es nur Sekt oder Selters, deshalb müssen wir uns überraschen lassen, ob er Morgen am Start steht. Auch ein anderer Favorit hat einen schlechten Tag. Carlos Sainz verliert durch Motorprobleme und fällt weit zurück. Trotz Buggy Siegen läuft es also nicht so schlecht für die Minis.
Von den Deutschen sehen wir wenig. Kahle überholt uns auf der Assistenzroute ins Bivak, das heißt er war ziemlich gut effektiv Platz 16, aber die andern sehen wir nicht. Stephan Schott steht noch nicht auf den Listen, als wir abends spät ins Biwak kommen. Unsere kalkulierten 6 Stunden Fahrt enden bei 9,5, denn in den Serpentinen kriechen die Gurkenlaster und 10 Kilometer vor dem Biwak ist wegen hohem Zuschaueraufkommen Stillstand angesagt. Das nervt, deshalb können wir keine näheren Infos mehr einholen, denn um 22 Uhr wird hier gnadenlos die Internetline gekappt!
Bei den Trucks zeigt sich, dass die Kamaz endlich ihren Speed gefunden haben. Platz eins und zwei heute, heisst nunmehr zwei Kamaz unter den Top 4. De Rooy patzt und schon ist mein Geheimfavorit Loprais auf Tatra an der Spitze des Feldes. Das wird definitiv noch einiges passieren. Wie sagte ich zu Beginn der Rallye? Ich wage keine Prognose. Dabei bleibt's. Alex Caffi der Ex Formel 1 Pilot, der sich auf einem Unimog versucht, ist inzwischen auf Platz 39 Gesamt vorgefahren. Respekt!, dabei kommen erst noch die Unimog Strecken, also die schwierigen Trails, auf denen Wendigkeit gefragt ist und nicht nur die pure Power.
Text: Ellen Lohr
Fotos: Birgitt Dietel
Alle weiteren Berichte von Ellen Lohr zur Dakar 2013 finden Sie unter diesem Link: Dakar 2013
1 Kommentar
LukasA250e
9. Januar 2013 12:24 (vor über 11 Jahren)
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