Die neue Mercedes-Benz S-Klasse ist das Flaggschiff der Stuttgarter und gilt seit jeher als innovativer Technologieträger in Sachen Sicherheit, Technik und Komfort und für manche auch als Maßstab in der Automobilwelt. Mercedes-Fans hat das neue Luxusmodell von den Anfängen als Erlkönig bis zur wohl einmaligen Präsentation in Hamburg begleitet, dabei haben wir einzelne Highlights wie die neuen Assistenzsysteme, das neue Interieur und die neuen Komfort-Features vorgestellt. Nun stand der Fahrtermin an – und Mercedes-Benz hatte sich das kanadische Toronto als Ort ausgesucht. Unser Kollege Thomas Frankenstein konnte dort erste Fahreindrücke sammeln.

Kanada – ausgerechnet Kanada! Was hat Kanada mit der S-Klasse gemeinsam, was macht Kanada aus? Brainstorming! Was fällt mir alles zu Kanada ein? Maple Leaf – das Ahornblatt als Wappen bzw. Flaggensymbol, Ahornsirup, berittene Polizisten namens Mountys, Eishockey, zwei Landessprachen (engl. und französisch), Wälder und Natur, Schnee... - nichts passt wirklich! Bis auf die Größe! Kanada ist riesig, die S-Klasse auch! Vor allem in der Langversion passt der Mercedes besser in Kategorie Straßenkreuzer als in deutsche Beton-Fertiggaragen. Vielleicht deshalb Kanada, sicher aber auch weil Nordamerika zu den wichtigsten Märkten für die Limousine zählt.

Die Qual der Wahl

Die neue S-Klasse kommt zum Start in den Versionen S400 Hybrid (3,5-l-V6 mit 306 PS), S500 (4,6-l-V8 mit 455 PS), S350 BlueTec (3,0-l-V6 mit 258 PS) – Anfang nächsten Jahres kommt noch ein S300 BlueTec Hybrid (2,2-l-R4 mit 204 PS) dazu und auf der IAA im September werden ein S500 Plug-in Hybrid und der S63 AMG präsentiert. Alle Modelle sind mit einer siebenstufigen 7G-Tronic-Plus Automatik ausgestattet.

Sitzprobe, die Zweite

Meine erste Sitzprobe hatte ich bereits vor ein paar Monaten in Sindelfingen (siehe Bericht hier). Im Darkroom - einem abdunkelten Raum, in dem drei S-Klassen mit unterschiedlichen Ausstattungen standen - konnte ich erstmals den Innenraum der Limousine und die zahlreichen Features – angefangen vom neuen Air-Balance-System über den First-Class-Rücksitz und das Burmester-Soundsystem bis hin zum optisch fließenden Armaturenbrett mit Ambiente-Beleuchtung und zwei TFT-Bildschirmen für Cockpit und Infotainment-System kennenlernen.

Nun sollten die ersten Fahrten mit dem Luxusmodell folgen. Meine Wahl fiel auf das Top-Modell S500 in der Langversion. In dem Basispreis von 107.635,50 Euro sind schon zahlreiche Features als Standard enthalten, die Liste der zusätzlichen Extras wie Exklusiv-Paket, AMG-Line oder die Sonderausstattungen wie Komfort- oder einige Sicherheits-Features, ist dennoch ellenlang.

Eigentlich wollte ich ja einen kurzen Wagen fahren, am liebsten in der kleinsten Motorisierung, aber als ich die Armada an Fahrzeugen sah, musste es der S500 sein – natürlich in der Limousinen-Farbe schwarz, um genau zu sein, „magnetitschwarz“ - absolut anziehend. Die lange Limo kam dazu mit dem Exklusiv-Paket mit Nappa-Lederausstattung in seidenbeige und espressobraun mit braun glänzenden Wurzelholz-Elementen in sunburst-Optik und designo Dachhimmel.

Der Innenraum wirkt freundlich und sehr aufgeräumt, alles scheint auf dem ersten Blick an der rechten Stelle, angefangen von dem neuen Kontroller für das Infotainment-System über die Klimaanlagenbedienung und den Anzeigen. Auch das Lenkrad ist keinesfalls gewöhnungsbedürftig, auch wenn Mercedes-Benz - in Reminiszenz an vorherige Baureihen - auf eine zweispeichige Version setzt.

Beeindruckend ist das Cockpit mit zwei riesigen TFT-Bildschirmen – einer für das Comand, der andere als Anzeige für Instrumente und Bedienungsinfos. Abends wird das Interieur wahlweise durch eine von sieben Farben beleuchtet – die Ambiente-Beleuchtung ist wie allen anderen Leuchten in LED-Technik, d.h. es gibt keine Glühlampen mehr. Vom Scheinwerfer über Blinker bis zur Heckleuchte, im Innenraum, im Cockpit usw. hat man auf das energiesparende Leuchtmittel gesetzt!

Gute Fahrt!

Los geht’s durch den charmanten Großstadt-Dschungel der Millionen-Metropole Toronto nach Norden über langgezonene Highways in die Muskoka Region – dem „Malibu des Nordens“. Die gut ausgebauten Straßen und Highways lassen die S-Klasse einfach nur gleiten und das auf allen Sitzen mehr als angenehm und bequem. Als Fahrer nutze ich den Abstandsregler Distronic Plus mit Lenk-Assistent und Stop-and-Go-Pilot, d.h. das System regelt nicht nur den Abstand zum Vordermann und warnt bei Verlassen der Fahrspur sondern hält das Fahrzeug selbstständig in der Spur – vorausgesetzt, der Fahrer hat eine Hand am Lenkrad – das lockere Mittippen zur Musik aus der exzellenten Musik aus der optionalen Burmester-Anlage reicht übrigens auch schon...

Viel zu sehen

Langeweile kommt da nicht auf – es gibt soviel neues zu entdecken in der neuen S-Klasse. Das neue Cockpit, das Sound-System, das Air-Balance-System, das Comand-System oder die vielseitige Massage-Funktion auf allen Sitzplätzen. Die Finger muss ich trotzdem am Lenkrad lassen, nach 10 Sekunden fordert mich sonst das System zunächst optisch, dann akustisch auf, das Steuer zu übernehmen!

Entspannt gleite ich – angetrieben von dem innen fast lautlosen V8-Biturbo-Aggregat mit 455 PS und 700 Nm – über die Highways weiter. Dabei genieße ich die Möglichkeit der Massage – Hot Stone soll das Highlight sein. Bei 30° im Schatten vielleicht nicht wirklich, im Winter aber sicherlich nicht schlecht, auch wenn ich persönlich nicht auf Massage dieser Art stehe. Die Beduftungsanlage namens Air Balance mit Ionisierung ist sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, wer drauf steht, kann sich per ausgesuchtem Duftstoff ein angenehmes Raumklima schaffen.

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Gute Unterhaltung

Das Infotainment-System mit Navigation und Kommunikation lässt sich über eine neue Control-Unit bedienen, neben dem Dreh-Drück-Steller gibt es noch ein paar „Hard-Buttons“ für die einzelnen Menüs und eine Touch-Tastatur für die Telefon-Funktion. Dabei gleitet die Handablage nun erstmals nach hinten unten statt seitlich und ist somit auch für den Beifahrer besser zu bedienen. Auch vom Fond aus ist das Comand zu steuern. Über eine Fernbedienung kann der Passagier auswählen, ob er das Hauptsystem oder einen der beiden anderen Monitore im Fond bedienen will. Leider spielt das System keine Blu-Rays ab.

Der „Fahrgast“ sitzt auf der Beifahrerseite hinten optional auf einem Executive Sitz, der sicher bis zu 43,5° nach hinten lehnen kann und eine Beinauflage bietet. Noch mehr Prestige Feeling kommt hier auf, wenn man den First-Class-Fond bestellt, dann gibt es zwei durch eine Konsole getrennte Sitze mit temperierten Cup-Holder, USB-Anschlüssen und gegen Aufpreis gibt es sogar Klapptische wie in der Flugzeug-Business-Class und einen kleinen Kühlschrank! Für die Haupt-Zielmärkte Nordamerika und vor allem China ein „Must Have“.

Hilft Dir Immer

Ein Must Have sind auch die zahlreichen Assistenzsysteme, die Premiere in der S-Klasse haben, wie das Pre-SAFE-Bremse mit Fußgänger-Erkennung, Pre-SAFE-Plus, das den Hintermann vor einem Aufprall warnt oder BAS Plus, einer Bremsunterstützung mit Querverkehr-Erkennung. Ein wirkliches Highlight ist hier das neue Nachtsichtsystem, das ein per Infrarotkamera gefilmtes Bild in das Cockpit projiziert und dabei Tiere und Menschen auf und an der Fahrbahn erkennt und dort optisch markiert. Während Tiere von Katze bis Elch nur mit roten Linien hervorgehoben werden, strahlt die S-Klasse Menschen konkret an und warnt so Fahrer und Fußgänger! Ein System, das überzeugt!

Leider konnte ich die volle Kraft des S 500 nicht ausschöpfen. Der 4,6-Liter V8 hat nun mit 455 PS rund 20 PS mehr Leistung als der im Vorgänger verbaute V8. Dennoch hab ich die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h genossen (4,8 Sek. laut Werk) und die 700 Nm Drehmoment versprechen eine hohe Elastizität beim Durchzug. Auch bei dem 2,7 Tonnen zul. Gesamtgewicht-Dickschiff. Die Höchstgeschwindigkeit konnte ich nicht erfahren – dank der Speed Limits, sie ist aber wie bei Mercedes üblich bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Als Verbrauch gibt Daimler 9,1-8,6 Liter Super an, ich habe den S500 mit genau 10,0 Litern gefahren.

Ein Fahrwerk mit Weitsicht

Als Weltneuheit erfahre ich schließlich noch, was es sich mit der Magic Body Control – Insider sprechen vom „Magic Carpet Ride“ (einem Lied von „Steppenwolf“) - auf sich hat. Denn das „erste sehende Fahrwerk“ schluckt gefühlt keinesfalls alle Bodenunebenheiten. Doch die größeren Löcher und Bodenwellen passiert die S-Klasse wie ein Hovercraft-Luftkissenfahrzeug und so sind z.B. die oft gehassten „Berliner Kissen“ nicht zu spüren. Bis 160 km/h soll das System funktionieren – keine gute Idee, sowas mal in der heimischen 30er Zone auszuprobieren...

Als ich am Zwischenziel unserer Testfahrt angekommen bin, muss ich die S-Klasse auf einem Parkplatz abstellen. Beim Vorbeifahren einer Lücke, sei es quer oder längs – erkennt die Limousine die Größe und übernimmt auf Wunsch das Einparken fast automatisch – lediglich die Fahrstufen müssen noch eingelegt werden, der Rest geschieht wie von Geisterhand. Dabei kann ich dank von vier Kameras rundum auf dem zweiten Bildschirm den Vorgang kontrollieren.

Fazit:

Mein erster Eindruck zur neuen S-Klasse: Das Beste Automobil der Welt muss man selbst erlebt haben. Ich hab jetzt zwei Probleme: 1. meine Garage ist zu klein und 2. mein Portemonnaie zu leer. Für diese Probleme wird Mercedes-Benz keine direkte Lösung finden, an den anderen arbeiten die in Stuttgart schon dran, davon bin ich überzeugt!

Mercedes-Fans Facts

Mercedes-Benz S 550 (V222)



Antrieb: V8, 4663 ccm, 455 PS bei 5250 U/min, 700 Nm bei 1.800 – 3.500 U/min, Hochdruckeinspritzung, 2 Turbolader, EDC; Automatikgetriebe 7G-TRONIC PLUS, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Vierlenker-Vorderachse mit Luftfeder, Einrohrdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Raumlenker-Hinterachse, mit Luftfeder, Einrohrdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen

Räder /Reifen: 8,0 J x 18“ mit 245/50 R 18 W

Maße (Länge x Breite x Höhe in mm): 5.546 x 1.899 x 1.494

Leergewicht / Zuladung: 2.015 kg / 715 kg

Wendekreis: 12,3 m

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,8 Sek.

Luftwiderstandsbeiwert: 0,24

Tankinhalt: 80 l

Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 9,1-8,6 Liter / 100 km Super

Testverbrauch: 10,0 l

Energieeffizienz-Klasse: D

Kohlendioxid pro Kilometer: 213-199 g CO2

Basispreis 107.635,50 Euro





Ab dem 20. Juli 2013 ist die neue S-Klasse bestellbar – die Preise beginnen bei 79.790,- €.

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